„Auf Kohle geboren und mit Schulden gelebt, quält er sich im Stau über den Ruhrschnellweg. Dies ist seine Wiege und dies wird sein Grab – am D&W Autocenter fährt er dann ab.“ Da muss schon dieser schelmische Lederjackenträger und Wahlberliner namens Thees Uhlmann daherkommen, der in einem Kaff in Niedersachsen aufgewachsen ist, um dem Ruhrgebiet die schönste Hymne seit Grönemeyers „Bochum“ zu schreiben. Umso schöner, dass Uhlmann immer wieder den Weg nach Essen findet, um ein Konzert zu geben, das sich wie ein großes Familienfest anfühlt – ein Familienfest mit knapp 2000 Menschen.
Klar, dass er diese Liebeserklärung ans Ruhrgebiet, „Weiße Knöchel“, das ja eigentlich ein Song über einen Wahlkampfhelfer der Sozialdemokraten ist, in der Weststadthalle an den Anfang setzt.
Munter mischt Uhlmann das Material seiner zwei Soloalben zusammen, dem Opener folgt etwa „Das Mädchen von Kasse Zwei“, die wunderbare Ode an die Menschen, die man „kleine Leute“ nennt. Musikalisch hat sich Uhlmann von der vielleicht etwas spröden Tomte-Zeit emanzipiert. Mit seiner Band, mit der er seit gut zwei Jahren tourt, kann er es spürbar rockiger angehen. Nicht so laut freilich, wie die Band, dessen Shirt er trägt: „Kreator“ steht da – und damit verbeugt er sich ein weiteres Mal vor dem Pott– das wird besonders den Sänger der Altenessener Metalband gefreut haben, der auch im Publikum weilte.
Musikalisch orientiert sich Thees Uhlmann weitaus mehr am Mainstream, es sind gefällige Rocksongs, mit einer eigenen besonderen Note, die auch mal – etwa wie bei „Zugvögel“ den Kitsch streifen darf. Und wenn er bei „Jay Z singt uns ein Lied“ den Rap-Part übernimmt, klingt er mittlerweile fast so wie Casper, der diesen Part ja auf der CD übernommen hat.
Natürlich darf auch nicht sein bis dato größter Hit fehlen: Auf „Zum Laichen und Sterben ziehen Lachse den Fluss“ müssen die Fans fast bis zum Schluss warten. Und abermals darf sich „Kreator“-Frontmann Mille Petrozza besonders freuen, ist es doch er, der einst ein Jugendheld Uhlmanns war, dem er diesen Song über Kindheit- und Jugenderinnerungen widmet.