Essen will die Einbürgerung für Neudeutsche künftig feiern, wie es in Nachbarstädten wie Mülheim oder Duisburg längst üblich ist. Die erste Feier soll am 14. Juli im Rathaus stattfinden. Offen ist noch der Umgang mit der deutschen Nationalhymne.
Spät, aber sie kommt: Die Einbürgerungsfeier für Neudeutsche. Was in Nachbarstädten wie Mülheim oder Duisburg längst zum guten Ton gehört, holt Essen nach. Laut NRZ-Informationen ist die erste offizielle Einbürgerungsfeier für den 14. Juli im Rathaus vorgesehen. Daran teilnehmen wird auch Oberbürgermeister Reinhard Paß. Außerdem wird die deutsche Nationalhymne im Rahmen der Feierlichkeiten zu hören sein.
Was die Verwaltung nach eigenem Bekunden noch nicht geklärt hat, ist die Frage, ob dem „Lied der Deutschen“ nur gelauscht wird oder ob dessen Zeilen aus der Feder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben auch mitgesungen werden. Und wie nach jedem Spiel der Fußballnationalmannschaft wird auch in diesem Fall die Frage diskutiert: Muss Mitsingen Pflicht sein oder nicht?
„Allein aus pädagogischer Sicht bin ich gegen Zwang“, sagt Burak Copur, migrationspolitischer Sprecher der Grünen. Gleichwohl begrüßt der 34-jährige Ratspolitiker die Pläne der Stadt, in Sachen Willkommenskultur dem Beispiel anderer Städte zu folgen. „Essen ist auf diesem Feld Schlusslicht“, sagt Copur.
Ungeteilte Zustimmung
Generell treffen die Pläne für eine feierlichere Atmosphäre beim Einbürgerungs-Zeremoniell bislang auf ungeteilte Zustimmung. Schließlich mache es einen Unterschied, ob jemand einen Führerschein beantragt oder die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem er dauerhaft leben möchte. Die angehende Pflegehelferin Monty Patricia Soumahoro sieht das jedenfalls so. Sie hat in der Volkshochschule (VHS) am Burgplatz für den Einbürgertest gepaukt, gezahlt – und bestanden. Nun wartet die 34-jährige, die aus der Elfenbeinküste nach Essen immigrierte, auf die letzten Formalitäten, die ihr den Weg zur deutschen Nationalität frei machen. Nach dem Motto: „Wo man singt, lass dich ruhig nieder“, versichert Soumahoro: „Natürlich würde ich singen. Ist doch blöd, wenn man Deutsche werden möchte und nicht die Hymne singen kann.“ Dass es gebürtige Deutsche gibt, die das nicht können, mag sie kaum glauben.
„Mit Singen allein ist es nicht getan“, mahnt Günter Hinken. An der VHS ist er zuständig für Einbürgerungskurse und wünscht sich, dass man „den Menschen nicht nur die Strophen in die Hand drückt, sondern ihnen auch die damit zusammenhängende Werte im Text der Hymne, wie den der Freiheit, vermittelt.“ Ohne diese „Nachhilfe“ bleibe das Absingen des Deutschlandliedes nur ein bürokratischer Akt.
Duisburg und Mülheim überlassen es den Eingebürgerten selbst, ob sie mitsingen wollen oder nicht. In Essen ist es aktuell noch so, dass die Einbürgerungsurkunden in einem speziell hergerichteten Raum der Ausländerbehörde übergeben werden. Bis Donnerstag war das in diesem Jahr bei 512 Menschen der Fall. 2010 wurden insgesamt 970 Menschen eingebürgert – und zwar sang und klanglos.