Das Ordnungsamt der Stadt Essen blitzt nicht mehr nur vor Schulen, Kindertagesstätten, Altenheimen oder an Straßen, wo es häufig kracht: Überall, wo zu schnell gefahren wird, könnte bald ein Radarwagen stehen. 420 potenzielle Messstellen hat die Stadt mit der Polizei ausgeguckt.
Essen.
Autofahrer mit Neigung zum Bleifuß aufgepasst! Die Stadt weitet ihre Geschwindigkeitsüberwachung aus. Geblitzt wird nicht mehr allein vor Schulen, Kindergärten oder Altenheimen, sondern überall dort, wo nachweislich häufig zu schnell gefahren wird und wo es schwächere Verkehrsteilnehmer zu schützen gilt. Soweit zumindest die Theorie. In der praktischen Umsetzung setzt die Stadt auch auf die Mithilfe der Bürger.
Möglich macht’s eine bereits 2013 in Kraft getretene Verwaltungsvorschrift des Landes. Diese erlaubt es den Kommunen, ihre Radarfahrzeuge flexibler einzusetzen. Bislang war dies nur vor besonders schützenswerten Einrichtungen erlaubt sowie an so genannten Unfallschwerpunkten, also an Straßen, auf denen es besonders häufig kracht. „In Zukunft werden wir an bedeutend mehr Stellen im Stadtgebiet blitzen“, kündigt Ordnungsdezernent Christian Kromberg an und baut vor: Die Stadt wolle keinesfalls ihre klamme Kasse aufbessern. Die Ausweitung der Geschwindigkeitsüberwachung diene allein der Verkehrssicherheit. Denn: „Zu schnelles Fahren ist nach wie vor die häufigste Unfallursache“, betont Kromberg.
Keine Kapazitäten für umfassende Überwachung
Insgesamt 420 potenzielle Messstellen haben die städtischen Verkehrsüberwacher in Abstimmung mit der Polizei ausgeguckt. Darunter sind 20, die auf Anregungen von Bürgern oder der örtlichen Bezirksvertretung zurückgehen. Denn besagte Verwaltungsvorschrift sieht ausdrücklich vor, dass die Anliegen von Bürgern stärker berücksichtigt werden sollen. 40 konkrete Vorschläge seien bereits eingegangen, heißt es im Ordnungsamt. 13 Straßen fielen bei der Prüfung durchs Raster, weil Geschwindigkeitsmessungen dort aus technischen Gründen nicht möglich seien. Nach den bisherigen Ergebnissen zeichne sich jedoch ab, dass bei 40 bis 50 Prozent der von Bürgern vorgeschlagenen Straßen tatsächlich häufig zu schnell gefahren werde.
Allzu hohen Erwartungen der Bürger baut der Ordnungsdezernent vor. Für eine umfassende Überwachung des fließenden Verkehrs habe die Stadt keine Kapazitäten. Denn zusätzliche Radarwagen werden nicht angeschafft. Es bleibt bei vier Fahrzeugen und der stationären „Blitztonne“. „Es ist also nicht so, dass wir mehr blitzen, wir blitzen nur an mehr Orten“, stellt Kromberg klar.
Sensible Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten genießen bei der Verkehrsüberwachung nach wie vor Vorrang. Nicht ausgeschlossen aber, dass künftig ein Radarwagen dort steht, wo ihn Raser bislang nicht erwarten würden.