Sie haben kleine Kinder mit Alkoholfahne aufgenommen und solche, die sie nächtelang umhertragen mussten, um sie ein wenig zu besänftigen. Ein Baby wurde zu Heiligabend von der Polizei gebracht, ein Junge blieb zwei Jahre lang. Dabei sollen Bereitschaftspflegefamilien Kinder eigentlich nur für eine kurze Zeit bis zu drei Monaten aufnehmen.
Denn wenn ein Kind vom Jugendamt aus einer Familie genommen wird, weil es vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht wird, soll möglichst rasch geklärt werden, ob es zu den leiblichen Eltern zurückkehren kann oder in einer Dauerpflegefamilie aufwachsen soll. Die Bereitschaftspflegeeltern sollen nur Zwischenstation sein, Ort zum Durchatmen. Doch manchmal entwickelt sich ein Rechtsstreit um die Zukunft des Kindes, in anderen Fällen „taucht ein verschollener Vater auf und meldet Rechte auf das Kind an“, sagt Andrea Macher vom Pflegekinderdienst des Jugendamtes. So wird die Zwischenstation zum Zuhause auf Zeit.
Die drei von 58 Essener Bereitschaftspflegemüttern, die jetzt im Jugendamt für ihren besonders langen Einsatz geehrt wurden, haben schon alle Verwicklungen erlebt. Elke Krauspenhaar (46) nahm im Laufe der Zeit 85 Kinder bei sich auf, bei Bettina Krause (53, Name geändert) ist es noch eins mehr. Bei Ulrike Gabrielczyk (54) liegt das 101. Kind im Buggy. Doch für die Frauen ist keins der Mädchen und Jungen eine Nummer, jedes sei eine Persönlichkeit. „Ich mache als Erinnerung für alle Kinder ein Fotoalbum“, sagt Elke Krauspenhaar. Da sehe man erst wütende, verschreckte, ängstliche Gesichter. „Und eines Tages ist da so ein Leuchten in den Augen.“
Alle drei Frauen haben große Familien mit leiblichen Kindern, teils schon mit Enkeln. Sonst würde es ihnen wohl noch schwerer fallen, ihre Pflegekinder immer wieder ziehen zu lassen. „Das muss einem schon klar sein. . .“, sagt Bettina Krause. „. . .und auch, dass das weh tut“, ergänzt Ulrike Gabrielczyk.