Schwulentreff oder Spazierweg? Lässt die Stadt Essen den Park an der Bottroper Straße absichtlich verrotten?
Der Park an der Bottroper Straße ist ziemlich verlottert
Spaziergänger spekulieren: Das könnte an einem Schwulen-Treff liegen, den die Stadt so loswerden will
Die Stadt nennt aber einen anderen Grund, warum viele Wege unbetretbar sind
Essen.
Im Hintergrund rauschen leise die Autos die Bottroper Straße entlang. Vor deinen Augen: alles Grün. Sträucher ragen bis in die kleinen Wege hinein. Die Bäume spenden gemütlichen Schatten. Der Segeroth-Park zwischen dem Thurmfeldbad und dem Berthold-Beitz-Boulevard im Essener Nordviertel könnte richtig idyllisch sein.
Könnte, denn wenn du genauer hinsiehst, merkst du: Eigentlich wuchern die Pflanzen ungehindert. Die Hauptwege sind frei, doch wenn du dich auf die Nebenpfade begibst, sind stachelige Büsche noch dein kleinstes Hindernis. Ganze Bäume liegen hier umgekippt auf den Wegen. Sowohl für Mensch, als auch für Hunde mega gefährlich, klagen Spaziergänger.
Warum lässt die Stadt Essen diesen Park so verlottern? Die Hundehalter haben eine Theorie. In den Seitenpfaden treffe sich die örtliche Schwulenszene. Die Nebenwege führen zu kleinen Lichtungen. Rundum sind die mit Bäumen geschützt. Versteckte, stille Orte.
Wären da nicht diese Hindernisse auf den Wegen dahin. „Die Stadt macht nur noch das Nötigste“, sagt eine Frau, die gerade mit ihrem Hund unterwegs ist. Warum, ist klar, so die Schlussfolgerung der Spaziergänger: Durch den Wildwuchs wird die Stadt den Schwulentreff los.
Doch bei der Stadt weiß man von einem solchen Szenetreffpunkt nichts. „Das wäre dem Ordnungsamt bekannt“, sagt Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadt. Ob sich dort die Schwulenszene treffen würde, könne sie nicht sagen: „Schließlich wissen wir nur davon, wenn sich jemand beschwert oder dort Straftaten begangen werden.“
Reine Treffpunkte habe die Stadt nicht auf dem Schirm. Auch die Polizei sagt, dass sie nichts von einem Schwulen-Strich oder -Treff in dem Waldstück weiß. „Gäbe es dort Prostitution: Wir wüssten davon“, sagt Anika König, Sprecherin der Polizei in Essen.
Doch warum ist der Park dann in einem solch schlechten Zustand? Die kleinen Wege unbegehbar, gerade einmal vier Mülleimer auf dem Areal. Alle stehen am Eingang. Bürger haben notdürftig Plastiktüten neben die Ruhebänke gehängt. So versuchen sie, den Park sauber zu halten.
Die Stadt erklärt dazu erst mal, dass es sich beim Segerothpark um eine naturnahe Grünanlage handele. Zweimal im Jahr werden deshalb nur die Wiesenflächen geschlegelt. Das musste beim letzten Mal unterbrochen werden, weil dort Kröten auf Wanderung waren. Ist diese beendet, soll weiter gemäht werden.
Trilling: „Die Mülltonnen befinden sich, wie bei naturnahen Grünanlagen üblich, an den Parkeingängen.“ Weitere Abfallstandorte seien nicht vorgesehen.
Ela-Reste immer noch im Park
Auch für die Baumstämme, die auf den Wegen liegen, hat die Stadt eine Erklärung: Der Segerothpark sei durch „Ela“ stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Erst in diesem Frühjahr, also drei Jahre nach dem Pfingststurm, konnten alle Schäden beseitigt werden. „Daher liegt mitunter noch Geäst und Stammholz auf den Flächen“, so Trilling. Aktuell kläre die Stadt, welches Unternehmen sie für den Abtransport der Stämme anheuern will.
Dies sei auch der Grund, warum die kleinen Spazierwege noch unpassierbar sind. Nicht etwa ein Schwulentreff. Was die Sauberkeit angeht, verspricht die Stadt sogar Besserung: Da der Park wegen des Sportbads am Thurmfeld wieder stärker frequentiert werde, soll die Anlage künftig häufiger gereinigt werden.