„Ruhrpottbiere schmecken alle gleich“ Darum haben zwei Essener ihre eigene Biersorte erfunden
Erst in der eigenen Küche, später in einer kleinen Brauerei
Zwei Essener haben ihr eigenes Bier erfunden
Und sind damit sehr erfolgreich
Essen.
Was sind das denn für Alkis, dachten sich die Nachbarn, als Michael Kesseböhmer und Dennis Pfahl mit klirrenden Bierkästen das Treppenhaus hinunter liefen: Zusammen mit ein paar Kumpels saßen sie in ihrem Keller in Essen Holsterhausen. Fast täglich. Vor ihnen: tausend Bierflachen. Und tausend Etiketten. Mücke steht darauf. Ein Pferd, Hammer und Meißel: Ihr eigenes Bier. Bloß etikettieren müssen sie es noch.
Die beiden Essener hatten keine Lust mehr auf den Ruhrpott-Einheits-Pils-Brei. 2015 war das und also überlegten sie sich ein ganz besonderes Hobby. „Wir haben schon immer gerne getrunken“, sagt Dennis und lacht. Er und Michael kennen sich seit vielen Jahren. In einer WG-Küche werden immer wieder Bier-Exoten probiert. „Michael hatte einen Mitbewohner aus Belgien, er brachte immer Bier aus der Heimat mit. Das hat uns umgehauen.“ Den beiden Jungs wird klar: „Die Ruhrpottbiere schmecken irgendwie alle gleich. Das kann nicht alles sein.“
Sie belegen einen Braukurs, sind angefixt, kaufen eine kleine Brauanlage für die Küche, 20 Liter Bier können sie in einer Fuhre herstellen, mixen ihren ersten Sud. Das Pils, was dabei rauskommt, schmeckt: „zumindest trinkbar“, sagt Dennis.
Alt, Kölsch, Sauerbier – die beiden probieren vieles aus
Doch die beiden sind nicht abzuhalten. Penibel notieren sie ihre Zutaten in ein Rezepte-Buch, versuchen sich an Altbier, Kölsch, Stout – fast schwarz und bitter im Geschmack. Dann folgen Sauerbier und Ingwer – und ihre Freunde reißen es ihnen aus den Händen. Michael: „Das wurde irgendwann zu viel. Schließlich musste jeder Sud fünf Wochen in unserem Keller lagern.“
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Im November des letzten Jahres dann die Entscheidung: Alles eine Nummer größer. Die beiden Jungs mieten sich in Detmold in eine Brauerei ein. Auch hier geht zunächst nicht alles rund. In der kleinen Küchenbrauerei funktioniert das Ingwer-Bier. Doch Dennis und Michael lernen: einfach Hochrechnen ist nicht. „Die ganze Straße an der Brauerei hat nach Ingwer gerochen“, erzählt Dennis und lacht.
Das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen. 12000 Flaschen. Ohne Etikett. Damit geht es in den Keller. Zum labeln.
Davor musste die Bier-Schöpfung natürlich erst einmal einen Namen bekommen. Warum das Mücke-Bier „Mücke“ heißt, erklärt dir Dennis Pfahl im Video:
Der Aufwand lohnt sich, die wunden Finger und die skeptischen Blicke der Nachbarn zum Trotz. Denn das Bier verkauft sich auch in Laden. Jetzt gibt es ihr Craftbier bereits an 30 Verkaufsstellen im ganzen Ruhrgebiet- und in drei Sorten.
Heute müssen sie die Etikette nicht mehr selber kleben, das übernimmt eine Firma für sie. Neben dem Single Hop Comet, ein betont malziges und hopfiges Bier mit 5,9 Prozent, gibt es das exotischen Ingwer Pale Ale und das Sauerbier Himbeer Gose.
Missioniere fürs Craftbier
Das Bierbrauen bleibt aber auch jetzt noch ein Nebenverdienst. Dennis ist eigentlich Informatiker, Michael Architekt. Ihre Freizeit stecken sie in ihre kleine Brauerei. Auch mit einer Mission. „Wir wollen Craftbier in der Region bekannter machen. Zeigen, was in einem Bier eigentlich alles so stecken kann.“
Dabei ist ihnen klar, dass sie mit ihren Biersorten nicht jedermann überzeugen können. „Craftbier machen bedeutet experimentieren, Mut haben und alte Bierstile wieder aufleben lassen. Der eine findet das Bier klasse, ein anderer bekommt es kaum runter. Aber das ist dann halt so“, sagt Dennis Pfahl.
Im Biermuda, ein Bierspezialitäten-Geschäft in Bochum, scheint es zu Gefallen. Während des Interviews mit den beiden Mücke-Erfindern geht gleich mehrfach Mücke über den Ladentisch.
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