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Drogen-Prozess in Essen: Deshalb war eine Cannabis-Plantage ausgerechnet an diesem Ort

Drogen-Prozess in Essen: Deshalb war eine Cannabis-Plantage ausgerechnet an diesem Ort

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1.200 Pflanzen konnte die Polizei in dem alten Möbelhaus in Essen sicherstellen. Foto: Philipp Leske/ ANC-NEWS

Essen. 

Es war einer der größten Drogenfunde der vergangenen Jahre in Essen: Die Polizei hat mit einem Spezialkommando Ende letzten Jahres mehrere riesige Cannabis-Plantagen mitten in der Essener Innenstadt ausgehoben. Einer der Täter wurde bereits im April zu sechs Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt, einer ist flüchtig und der dritte Tatverdächtige musste sich Freitagmorgen vor dem Landgericht Essen verantworten.

Polizei findet riesige Cannabis-Plantage mitten in der Essener Innenstadt

Und er wird dabei schwer belastet von dem bereits Verurteilten. Dieser sagte in seiner eigenen Verhandlung gegen Komplizen aus, auch um seine Strafe zu mildern.

Vor Gericht erscheint am Freitagmorgen ein eher kleiner Mann im Jogginganzug. Neben ihm sitzen sein Verteidiger und sein Dolmetscher – der Angeklagte hat vietnamesische Wurzeln. Zwar spricht er deutsch, aber: Vor Gericht ist er nervös und möchte lieber in seiner Muttersprache Fragen beantworten.

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Für die Vorsitzende Richterin Gabriele Jürgensen ist das unverständlich: „Sie haben seit 2003 die deutsche Staatsbürgerschaft, da sollte man das schon können.“

Angeklagter und Frau waren oft arbeitslos

Auch dass der Angeklagte (53) seit seiner Einreise nach Deutschland immer wieder arbeitslos oder von seiner Firma freigestellt war, findet Jürgensen merkwürdig. Schließlich seien er und seine Frau noch sehr jung gewesen, da hätten sie auch noch eine Ausbildung machen können, kurz nach der Wende im Deutschland der 90er Jahre.

Dem 53-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz vor – und das im bandenmäßigen Stil. Er soll mit zwei anderen Männern die riesige Cannabis-Plantage in der Lindenallee in Essen geplant und hochgezogen haben.

Der Angeklagte bestreitet nicht, dass er beim Aufbau und der Beschaffung der Materialien und Pflanzen beteiligt war. Ebenso habe er sich um die Verpflegung der eingestellten Gärtner gekümmert.

Allerdings bestreitet er, dass es einen bandenmäßigen Zusammenschluss gegeben habe, ebenso habe es keine Absprache gegeben, wonach er 25 Prozent des Gewinns nach Verkauf der Drogen erhalten haben soll.

Mittäter belastet den Angeklagten schwer

Doch der Mittäter René G. belastet ihn schwer: „Der Angeklagte hat die Absprache getroffen und ich gehe davon aus, dass er auch die vietnamesischen Arbeiter besorgt hat. Außerdem hat er 70.000 Euro erhalten, um eine Plantage aufzubauen.“

Als der Verteidiger Ralf Bleicher den Zeugen mehrfach fragt, ob dieser gesehen habe, dass der Angeklagte die vietnamesischen Arbeiter besorgt habe, muss er verneinen: „Nein. Ich gehe nur davon aus. Aber ich weiß es nicht.“

Richterin Jürgensen scheint genervt von den durchaus berechtigten Fragen des Anwalts: Sie verdreht bei erneuter Nachfrage des Verteidigers die Augen, fällt ihm ins Wort: „Er geht davon aus, hat er gesagt. Formulieren Sie eine konkrete Frage.“

Plantagen waren mitten in der City

René G. stellt sich selbst als Laufburschen dar, der Angeklagte habe sich um alles gekümmert, sobald es um die Pflanzen ging. Warum die beiden Plantagen in Essen, an denen René G. beteiligt war, ausgerechnet mitten in der City waren?

„Je auffälliger, desto besser, denn damit rechnet niemand. Wir hatten eine Plantage ja auch direkt gegenüber von der Polizei. Die Pflanzen waren gut verpackt und es gab ein gutes Entlüftungssystem, sodass niemand etwas riecht“, erklärt René G.

Der Prozess gegen den 53-jährigen Vietnamesen geht am 18. Oktober weiter. (fb)