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Clankriminalität: Mit dieser Masche zocken kriminelle Clans die Menschen im Ruhrgebiet ab

Clankriminalität: Mit dieser Masche zocken kriminelle Clans die Menschen im Ruhrgebiet ab

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So werden kriminelle Clans in NRW bekämpft

Clankriminalität: Mit dieser Masche zocken kriminelle Clans die Menschen im Ruhrgebiet ab

So werden kriminelle Clans in NRW bekämpft

NRW-Innenminister Herbert Reul und Essens Polizeipräsident Frank Richter erklären die Strategie zur Bekämpfung der kriminellen Clans.

Essen. 

Die Masche ist fast ein Klassiker: Wöchentlich berichtet die Polizei von Betrügern, die sich als Polizisten ausgeben und meist ältere Menschen um ihr Geld bringen.

Der Trick funktioniert meist nach dem selben Schema. Die falschen Polizisten erzählen ihren Opfern am Telefon, in ihre Bankfiliale sei eingebrochen worden.

Dann drängen die Täter sie dazu, möglichst viel Bargeld abzuheben und aus ihren Schließfächern zu holen. Ein Beamter werde das Geld dann abholen und prüfen.

Kriminelle arabische Clans: Neue Masche als Geschäftsmodell

Erst vor zwei Monaten haben die Ermittler in Essen zwei Betrüger festgenommen, die mit eben dieser Masche große Mengen Bargeld erbeutet hatten.

Hinter den Betrügereien stecken oft organisierte Banden. Das sagt Thomas Jungbluth vom Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch bei einem Symposium zur Clankriminalität in Essen.

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Demnach haben kriminelle arabische Clans die Masche als lohnendes Geschäftsmodell für sich entdeckt. Zahlreiche Fälle gehen aufs Konto krimineller Clanmitglieder.

Clankriminalität: Zahl der Gewaltdelikte besonders hoch

Doch die Trickbetrügereien machen nur einen kleinen Anteil der Straftaten aus, die kriminelle Clanmitglieder begehen. Die Zahlen, die Thomas Jungbluth präsentiert, sind erschreckend: Zwischen 2016 und 2018 sind demnach in NRW 14.225 Delikte erfasst worden, die im Zusammenhang mit Clankriminalität stehen.

Schon Kinder aus Clanfamilien fallen auf

In 5.605 Fällen ging es um Körperverletzung. Das passt zur Einschätzung der Behörden, laut der die Clanmitglieder im Gegensatz zu anderen Gruppen im Bereich der organisierten Kriminalität besonders aggressiv und offensiv auftreten. Das fange schon in der Schule an. „Kinder aus solchen Familienclans verhalten sich häufig aggressiv gegenüber anderen Schülern und fallen auf“, so Jungbluth.

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In jeweils 2600 Fällen ging es um Eigentumsdelikte und Betrug, in 1000 Fällen um Drogenkriminalität, vor allem um den Straßenhandel mit Drogen. Dazu komme eine sehr hohe Dunkelziffer, so der Clan-Experte des LKA.

Jede fünfte verdächtige Person ist eine Frau

6449 Tatverdächtige wurden zwischen 2016 und 2018 ausgemacht, jede fünfte Person ist eine Frau. Die allermeisten Verdächtigen (2177) gab es in Essen, gefolgt von Recklinghausen (648) und Gelsenkirchen (570).

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Die Ruhrgebietsstädte gelten neben Berlin und Bremen als Hochburg der Clankriminalität in Deutschland. Seit knapp einem Jahr fahren die NRW-Behörden eine „Politik der 1000 Nadelstiche“, wie NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Tagung in Essen noch einmal betonte.

Man werde die Maßnahmen gegen kriminelle Libanesen-Clans noch einmal klar verstärken. Den Ursprung der Probleme mit kriminellen arabischen Clans sieht Reul in gescheiterter Integration. Viele der heute in NRW lebenden etwa 100 Clans kamen in den 70er und 80er Jahren. Die meisten haben eine türkische (15 Prozent) oder libanesische (31 Prozent) Staatsangehörigkeit, 36 Prozent sind deutsch, fünf Prozent staatenlos.

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„Niemand hat sich um eine Integration gekümmert, und als es Probleme gab, hat man auch nichts gemacht. Jetzt ist es allerhöchste Zeit zu handeln.“

Kriminelle Libanesen-Clans: „Machowelt der Clan-Männer“

Neben der repressiven Politik der Behörden sei Prävention eine zweite wichtige Säule. Wie genau die aussehen soll, ist allerdings noch unklar. „Da machen wir uns jetzt Gedanken drüber“ so Reul. Vor allem jungen Leuten und Frauen müssten Möglichkeiten geboten werden, aus dem Clanmilieu auszusteigen.

„Die Rolex am Arm und das dicke Auto unterm Hintern bedeutet eben auch Unsicherheit und permanente Gefahr. Wir wollen zeigen, dass es Alternativen zur Macho-Welt der Clanwelt gibt“, so Reul. „Gerade auch die Mütter wollen, dass ihre Kinder in einer sicheren Umgebung aufwachsen. Deshalb haben wir Frauen bei der Prävention im Fokus.“

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Woher kommen die Clans?

  • Wenn die Rede von kriminellen Araber-Clans ist, sind meist Mitglieder von Großfamilien mit türkisch-arabischen Wurzeln gemeint. In Deutschland gehören nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) rund 200.0000 Menschen zu solchen Großfamilien.
  • Die meisten von ihnen sind nicht kriminell. Manche aber haben sich zu mafiösen Gruppierungen zusammengeschlossen, nutzen familiäre Strukturen für kriminelle Geschäfte.
  • Sie leben häufig in einer abgeschottenen Parallelwelt, erkennen staatliche Strukturen nicht an. Straftaten werden zu internen Probleme erklärt, die innerhalb der Familien von sogenannten Friedensrichtern geregelt werden.

Mhallami kamen aus der Türkei

  • Das wesentlichste Kriterium der Zugehörigkeit des Einzelnen zum Clan ist die tatsächliche familiäre Verwandtschaft. Viele stammen ursprünglich aus dem Libanon, aus Syrien, dem Irak oder der Türkei. Vor allem im Ruhrgebiet wird häufig von Libanesen-Clans gesprochen. Gemeint sind dann kriminelle Mitglieder von Familien, die ursprünglich aus der Türkei und aus Syrien stammen. Sie gehören zu den sogenannten Mhallami, einer arabischstämmigen Volksgruppe.
  • Viele von ihnen wurden nach dem Ersten Weltkrieg aus der Türkei vertrieben und siedelten sich im Libanon an – oft fehlten ihnen die Mittel für Pässe und eine Einbürgerung. Als dort Bürgerkrieg ausbrach (1975 bis 1990), flohen viele der Familien nach Deutschland.

Clans in NRW: Viele Familienmitglieder haben nur einen Duldungsstatus

  • Sie kamen über Ost-Berlin in den Westen, beantragten Asyl und wurden auf verschiedene Bundesländern verteilt – vor allem nach Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen. Hier gab es einen Abschiebestopp, sie erhielten als Staatenlose direkt eine Duldung und blieben im Land. Bei nicht wenigen blieb der Duldungsstatus bestehen, über Generationen.
  • Menschen mit Duldungstatus haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer: Eine selbständige Tätigkeit ist ihnen untersagt, eine Beschäftigung als Arbeitnehmer ist nur auf Antrag und nach Zustimmung durch die Ausländerbehörde möglich. Manche Experten sehen hierin eine mögliche Ursache dafür, dass sich aus der Perspektivlosigkeit heraus kriminelle Netzwerke innerhalb der Familien gebildet haben.