Veröffentlicht inEssen

Kreativ-Unternehmer Reinhard Wiesemann stiftet 700.000 Euro für die Kreuzeskirche

Unternehmer stiftet 700.000 Euro für die Kreuzeskirche

Essen Kreuzeskirche Sanierung Finanzierung.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Kreativ-Unternehmer Reinhard Wiesemann steuert 700.000 Euro zur Sanierung bei und will das Gotteshaus für Veranstaltungen nutzen. Außerdem übernimmt er aus privater Schatulle einen Teil der künftigen Miete wie der Betriebskosten – und bekommt im Gegenzug das Recht zugestanden, 40 Prozent der Nutzungszeiten im bröckelnden Gotteshaus zu belegen.

Essen. 

Für die frohe Botschaft aus der Kreuzeskirche war gestern mal nicht der Pfarrer zuständig. Sondern ein unruhiger Unternehmer-Geist mit offenem Hemdkragen. Einer, der mit dem Unperfekthaus und dem Generationenkult-Haus schon eindrucksvoll bewiesen hat, dass er für unkonventionelle kreative Ideen und Projekte stets ein offenes Ohr hat. Und nicht zu vergessen: auch eine offene Geldbörse.

Reinhard Wiesemann heißt er und hat es als gelernter Elektrotechniker mit Erfindergeist zu einigem Vermögen gebracht. Und er hat augenscheinlich großen Spaß daran, aus Experimentierlust die Schaltkreise des Alltags neu zu verlöten, was im Falle der Kreuzeskirche so aussieht: Nicht weniger als 500.000 Euro will Wiesemann für die Sanierung des maroden Gotteshauses bereitstellen, dazu weitere 200.000 für die Innengestaltung.

Außerdem übernimmt er aus privater Schatulle einen Teil der künftigen Miete wie der Betriebskosten – und bekommt im Gegenzug das Recht zugestanden, 40 Prozent der Nutzungszeiten im bröckelnden Gotteshaus zu belegen – für Konzerte, Ausstellungen, Kunstmärkte, Feiern und wozu sich „eine eindrucksvolle Kirche als ,Location’“ sonst noch nutzen lässt.

Noch fehlen rund 600.000 Euro für die Sanierung

Pfarrer Steffen Hunder von der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Altstadt ist hin und weg: „Eine wunderbare Perspektive“ eröffne sich da für die in Teilen denkmalgeschützte Kreuzeskirche, die als Nukleus dem ringsum neu entstehenden Wohnquartier den Namen geben soll – und für die doch angesichts der bröckelnden Bausubstanz zuletzt sogar Abrisspläne geschmiedet wurden.

Die sind erst einmal vom Tisch, die Rettung nah, aber keineswegs unter Dach und Fach. Denn um die auf 3,2 Millionen Euro geschätzten Sanierungskosten zu stemmen, fehlen noch rund 600.000 Euro. Aber um die ist es dem Mann Gottes nicht bang, weil von Wiesemanns Einsatz „das Signal ausgeht: Das ist zu schaffen“, sagt Hunder. Immerhin kann man auf eine Million Euro aus Städtebauförder-Mitteln des Landes zurückgreifen und auf 900.000 Euro, die Projektentwickler Klaus Wolff mit dem Verkauf mehrerer Grundstücke im Kirchen-Umfeld erzielt, zuzüglich der Gegenwert bereits erbrachter Planungsleistungen.

Allbau wird doch Großsponsor der Kreuzeskirche – auf Umwegen

Dass damit auf Umwegen doch der Allbau zum Großsponsor der Kreuzeskirche wird, weil es ja die städtische Wohnungsbaugesellschaft ist, die Wolff die – nach NRZ-Informationen von diesem deutlich günstiger erworbenen Areale – abkauft, stört allenfalls ein paar Kenner der Szenerie. Es überwiegt die Freude darüber, dass das mit großen Erwartungen verknüpfte Projekt Kreuzeskirchviertel doch in die Puschen kommt. Dem Vernehmen nach sind die Kaufverträge unterschriftsreif, im Juni könnte – wenn alles glatt läuft – der Abriss des Parkhauses Rottstraße starten.

Pfarrer Hunder freut sich vor allem, dass Wiesemanns Einsatz nicht nur dem Erhalt des Gotteshauses gilt, sondern dem Leben darin: „Er ist ja ein ausgewiesener Akteur für die Nord-City“, und dafür traut man sich gern auf Neuland: Mitnutzer zu haben, die Kirche später zu einem symbolischen Preis an Projektentwickler Wolff zu verkaufen und zurückzumieten, das ist eine Premiere in der Landeskirche: „Wir teilen die Kreuzeskirche mit anderen, damit wir sie behalten können“, so Hunder. Das ist seine frohe Botschaft dieses Tages.