Müll, Fäkalien, Vandalismus – die Probleme am Heinrich-Reisner-Platz in Essen gibt es trotz klassischer Musik weiter. Geschäftsleute denken über neue Schritte nach.
Essen.
Klassische Musik gegen Ruhestörer: Noch ist es ein Experiment. Und ob es den erhofften Erfolg bringt – keiner der umliegenden Geschäftsleute am Heinrich-Reisner-Platz möchte sich derzeit schon ein abschließendes Urteil erlauben oder gar den Versuch abbrechen. Täglich Mozart oder Brahms auf den Ohren zu haben, scheint die jugendliche Szene, die sich dort regelmäßig einfindet, zwar durchaus zu nerven. Endgültig vertreiben lässt sie sich bislang aber offenbar nicht.
„Das Ganze verlagert sich im Moment eher“, berichtete am Donnerstag Margret Schulte, Leiterin der benachbarten Verbraucherzentrale auf einer Sitzung des Arbeitskreises Heinrich-Reisner-Platz. Statt direkt auf der Treppe, würden die Jugendlichen nun öfters direkt vor den Eingängen am Haus der Technik hocken, wo die Musik offenbar leiser dudelt. Die Mitarbeiter trauten sich vor allem abends kaum noch vor die belagerten Türen, wer das Wort erhebe, werde bedroht und mittlerweile kämen Zerstörungen und Diebstähle auch im Innern des Hauses der Technik vor, heißt es. Hinzu kommen Müll, Vandalismus, menschliche Exkremente in den Ecken. Ganz zu schweigen vom dreckigen Erscheinungsbild der Treppe vor dem Haus. „An unseren Problemen hat sich wenig geändert“, betonte Ulrich Erdmann, technischer Leiter im Haus der Technik.
Privater Sicherheitsdienst in der Diskussion
Maximilian Bosse, Hoteldirektor vom Essener Hof kann nicht mehr ausschließen, dass er sein Restaurant im Haus mittelfristig schließen muss, wenn sich nichts ändert. „Abends haben wir deutliche Rückgänge bei den Gästen“, sagte er.
Was also tun? Immer wieder die Polizei rufen oder das Ordnungsamt? „Da hat man immer das Gefühl, dass man die gerade von dringenderen Dingen abhält“, meinte Bosse. Es bleibt Ratlosigkeit und Verbitterung. Und Skepsis: Denn ob die verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt, die die Trinkerszene schon bald vom Willy-Brandt-Platz vertreiben soll, die gleiche Wirkung auf dem Heinrich-Reisner-Platz zeigt – die Anrainer glauben nicht recht daran.
Deshalb kommt nun wieder eine Idee auf den Tisch, die es schon einmal gab: Die Geschäftsleute denken über den Einsatz eines privaten Sicherheitsdienst nach, der Streife laufen soll. Vor fast zwei Jahren hatte das Haus der Technik dies bereits ausprobiert und einen fünfstelligen Betrag dafür ausgegeben. Solange die Security-Leute unterwegs waren, blieb es auf dem Platz auch deutlich ruhiger. Nachhaltig war das alles nicht. Als das Geld aufgebraucht war und der Sicherheitsdienst wieder abrückte, füllte sich auch die Treppe wieder.
Und auch dieses Mal wird es vom Geld abhängen, ob der Sicherheitsdienst tatsächlich zum Einsatz kommt. Die Frage ist, wie viele umliegende Geschäftsleute bereit sind, dies zu bezahlen. Und für wie lange?