Die Essener Krankenhäuser werden die Zahl ihrer Betten in nächster Zeit erheblich reduzieren müssen. So sieht es der Krankenhausplan NRW 2015 vor, an dessen Umsetzung der örtliche Krankenhausverband derzeit arbeitet. Manfred Sunderhaus, Vorsitzender des Verbandes und Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Essen, geht davon aus, dass von den 5800 Krankenhausbetten (Stand 2013) in der Stadt 460 wegfallen werden. Er sei aber überzeugt, dass die 15 Essener Kliniken einen Kompromiss finden.
Abbau-Potenzial gebe es etwa in der Chirurgie und der Inneren Medizin. „Da lag die durchschnittliche Verweildauer vor zehn Jahren bei zehn, elf Tagen, heute liegt sie bei sieben. Da entstehen Freiräume.“ Im besten Fall könne ein Bettenabbau aufgefangen werden, in dem man unattraktive Mehrbettzimmer zu Zweibettzimmern umgestalte.
Freilich sei die Bettenzahl nicht mehr die entscheidende Währung im Klinikbetrieb. Bezahlt wird nach Fallpauschalen, die von einer festen Verweildauer ausgehen. Es werde schwierig, kostendeckend zu arbeiten, wenn die Personalkosten steigen und der Pflegebedarf gleichzeitig zunehme, weil die Patienten immer älter werden. „Die Mitarbeiter sind im Hamsterrad – ein weiterer Personalabbau ist undenkbar.“
Auch bei der AOK räumt man ein, dass die Entlassung von alten Patienten nach der vorgesehenen Verweildauer die Krankenhäuser vor Herausforderungen stelle. Die große Krankenkasse wird einer der Verhandlungspartner der Essener Kliniken sein, wenn es um die Umsetzung des Krankenhausplanes geht. Insgesamt sieht AOK-Regionaldirektor Oliver Hartmann die Essener Kliniken dafür gut aufgestellt.
„Essen hat durchweg eine sehr gute Versorgung; in Kardiologie und Gynäkologie zählt der Standort zu den Top Ten in Deutschland“, sagt Hartmann. Während einige Kassen den Kliniken andernorts vorwerfen, die Fallzahlen auch durch unnötige Operationen hochzujagen, seien die guten Zahlen hier der großen Expertise zu verdanken: „Ein Viertel der Patienten kommt nicht aus Essen, sondern aus anderen Städten.“ In einem Ballungsraum wie dem Ruhrgebiet hätte ein Vollsortimenter, der in allen Disziplinen eine Grundversorgung anbiete, auch keine Chance, so Hartmann. Anders als im ländlichen Raum gebe es hier ja keine Versorgungsprobleme – sondern hohen Konkurrenzdruck.
Dass Essens Krankenhäuser mit ihrer Spezialisierung punkten, bestätigt die Bettenauslastung, die hier im Schnitt bei 80,5 Prozent liegt – bundesweit sind es nur 77,4 %. Und eine 100%ige Auslastung sei unmöglich, sagt Hartmann. Aufgrund des Fortschritts mit minimalinvasiven Eingriffen gebe es aber etwa bei der Chirurgie noch ein Betten-Sparpotenzial. Dramatisieren dürfe man das nicht: „Wegen des Abbaus von 500 Betten mache ich mir keine Sorgen um Essens Klinik-Landschaft.“