Essen.
In Essen geht das Leben allmählich wieder los – das merken nicht zuletzt auch die Taxi-Unternehmen der Stadt. Besonders der Nachtbetrieb hat unter dem Lockdown sowie der Ausgangssperre in Essen gelitten und nimmt dank der Lockerungen nun endlich wieder Fahrt auf.
Stattdessen stehen die Taxi-Unternehmen aus Essen nun vor einer ganz neuen Herausforderung: Der aus den USA stammende Fahrservice „Uber“ ist seit dem 2. Juni erstmals auch in Essen im Einsatz und sorgt für Konkurrenz.
Steht das klassische Taxi in Essen somit nun vor dem Aus? Während „Uber“ dazu eine klare Meinung hat, scheiden sich bei den Essener-Taxiunternehmen die Geister.
Essen: Taxi-Unternehmen bekommen weiteren Konkurrenten
Ein Klick in der App und schon ist der Fahrservice gebucht. Nachdem in der Rhein-Ruhr-Region im vergangenen Jahr rund 115.000 Buchungsversuche bei „Uber“ zustande kamen, hat das US-Unternehmen seine Verfügbarkeit nun weiter ausgebaut und ist seit diesem Monat auch in Essen verfügbar.
Über die „Uber“-App können in Essen nun die beiden Fahrdienste „Uber Taxi“ und „Uber X“ gebucht werden. Bei Ersterem besteht eine Zusammenarbeit zwischen „Uber“ und den Essener Taxi-Unternehmen, wobei das US-Unternehmen die Vermittlung der Taxi-Fahrten übernimmt und dann zu normalen Taxi-Tarifen abwickelt.
„Uber X“ bietet hingegen Fahrten mit Mietwagen und Fahrern an, wobei die Preisgestaltung im Gegensatz zum festgelegten Taxitarif frei ist und die Fahrten für Nutzer daher in der Regel deutlich günstiger sind. So zahlt man beispielsweise für eine „Uber X“-Fahrt vom Jakob-Funke-Platz bis zum Essener Hauptbahnhof eine Summe von rund sieben Euro. Der Preis wird vor Fahrtantritt fest kalkuliert und direkt kontaktlos über die „Uber“-App gezahlt. Anschließend kann über die App genau verfolgt werden, wann sich das Fahrzeug an welchem Ort befindet, was auch mit anderen Smartphones geteilt werden kann. Für dieselbe Strecke würden man mit einem Taxi laut Taxi-Rechner rund elf Euro zahlen, wobei das Taxameter auch dann weiterläuft, wenn das Fahrzeug im Stau steht.
Uber in Essen: „Gegen Millionenkonzern durchsetzen“ – das wittern Taxi-Unternehmen nach der ersten Woche
Davon, dass „Uber“ seine Fahrten nun auch in Essen aufnimmt, haben Taxi-Unternehmen in der ersten Woche noch nicht viel gemerkt. „Es prägt sich vermutlich eher auf die nächste Zeit aus. Ist ja erst der Anfang“, wittert Michael Rosmanek von der Zentrale „Taxi Essen“.
So befürchtet der Unternehmer, dass „Uber“ den Taxi-Markt in Essen in Zukunft zum größten Teil übernehmen wird. Gegen den hohen Konkurrenzdruck könne man nicht viel tun, außer sich auf seine eigenen Stärken zu konzentrieren. Eine Zielgruppe, die Taxi fährt, würde es zwar nach wie vor geben, jedoch sind das momentan eher ältere oder kranke Leute, die beispielsweise zum Arzt gefahren werden müssen und – so hart es auch klingen mag – „mit der Zeit leider aussterben“.
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„Ich konzentriere mich darauf, dass wir stark bleiben können. Auch wenn es schwierig ist, sich gegen einen Millionenkonzern durchzusetzen“, erklärt Rosmanek gegenüber DER WESTEN.
Rolf Prosch von der Zentrale „Taxi Süd“ in Essen fühlt sich durch „Uber“ eindeutig weniger bedroht. „Dass ‚Uber‘ in absehbarer Zeit eine ernsthafte Konkurrenz für die Essener Taxi-Unternehmen darstellt, glaube ich nicht“, betont er im Gespräch mit DERWESTEN.
So erfülle das Taxi im öffentlichen Personennahverkehr der Stadt Essen eine wichtige Funktion, bei der „Uber“ und auch andere große Fahrvermittler wie beispielsweise „Free Now“, nicht mithalten können. Das Stammpublikum der Taxi-Zentrale lege zum Beispiel großen Wert auf den vertrauten Kundenservice von „Taxi Süd“, bei dem unter anderem Taschen hochgetragen und Krankenfahrten organisiert werden.
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„Natürlich stirbt eine Generation irgendwann aus und dass die Digitalisierung weiter voranschreitet, ist auch unfraglich. Aber genau deshalb haben wir ja auch eine App und bieten bargeldlose Bezahlung an“, erklärt der Taxi-Unternehmer Rolf Prosch.
Essen: Taxi-Unternehmen in Gefahr? DAS sagt Uber
Dass die Fahrdienst-App aus den USA vor allem für die digitale Generation viele Vorteile gegenüber klassischen Taxi-Unternehmen birgt, steht auch für „Uber“ außer Frage.
Wie ein Pressesprecher von „Uber“ im Interview mit DER WESTEN erklärt, sei es jedoch nicht das Ziel als Taxiersatz zu agieren oder gar den Taxi-Unternehmen ein Ende zu bereiten, sondern lediglich eine weitere Alternative zum Personennahverkehr zu bieten.
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„Es gibt mehrere Mobilitätsangebote, die ihre Berechtigung haben. Unsere Zielgruppen sind nicht Taxi-Nutzer, sondern Nutzer des privaten Pkws, die darauf verzichten möchten. Je mehr Alternativen da sind, desto mehr kann man die Leute vom eigenen Auto wegholen“, erklärt „Uber“ gegenüber DER WESTEN.
So werde oft vergessen, dass Taxi-Unternehmen auch Vorteile gegenüber „Uber“ haben. Beispielsweise dürfen Taxis fast überall vor Bahnhöfen und Flughäfen stehen und können die Busspur als Fahrbahn nutzen, was die Fahrtzeit oftmals um einiges verkürzt. Auch könne man als Taxi vom Straßenrand ran gewunken werden und bediene somit den Spontanverkehr, also eine völlig andere Zielgruppe. „Klar sparen unsere Kunden Geld, aber unter Umständen müssen sie auch länger warten“, betont „Uber“ im Gespräch mit DER WESTEN. „Der Kuchen der modernen Mobilität wird jetzt erst frisch gebacken und nicht erst neu verteilt.“
Ob diese Vorteile jedoch für die Essener Taxi-Unternehmen tatsächlich ausreichen, um weiterhin auf dem Fahrdienst-Markt zu bestehen, gilt in den nächsten Monaten und Jahren abzuwarten. (mkx)