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Essen: Bürger springen im Dreieck, als der Polizei-Chef DAS über die Stadt sagt – „Messerstadt“

Der neue Essener Polizeipräsident Andreas Stüve hat sich festgelegt: „Essen ist eine sichere Stadt.“ Diese Aussage sorgt für mächtig Wirbel.

© Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services

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Seit Januar steht Andreas Stüve (53) an der Spitze der Polizei Essen. Seitdem ist der Jurist als Polizeipräsident zuständig für die Sicherheit der Menschen in Essen und Mülheim. Nach rund einem halben Jahr im Amt zieht der 53-Jährige im Podcast „Essen im Ohr“ („Radio Essen“) ein erstes Fazit.

„Essen ist eine sichere Stadt. Das Risiko, hier unvorbereitet von einem Unbekannten angegangen zu werden und Opfer eine Gewalttat zu werden, ist für eine Stadt dieser Größenordnung sehr gering.“ Diese Aussage sorgt im Netz für reichlich Wirbel.

Essen eine sichere Stadt? „Messerstadt“

„Welches Essen meint er? Unseres bestimmt nicht!“, heißt es da unter anderem. Oder: „Schon mal unterwegs gewesen in Essen? Falsche Darstellung, Essen verkommt zu einer Messerstadt“, schreibt ein anderer, der von einer Zunahme von Gewaltdelikten mit Messern ausgeht. Eine Essenerin schimpft: „Solch eine Aussage ist ein Schlag ins Gesicht jedes Opfers.“

Doch es gibt auch andere Stimmen: „Lebe seit 31 Jahren in Essen. Ob Altendorf oder Altenessen oder sonstwo, es ist nie was gewesen. Weiß nicht, was ihr alle habt“, merkt ein Essener an. „Jetzt kommen wieder alle raus, die Statistiken nicht verstehen und ihre gefühlten Wahrheiten nicht bestätigt bekommen“, verweist einer auf ein wichtiges Detail aus der Aussage des neuen Polizeipräsidenten: Die statistische Wahrscheinlichkeit.

Wie sicher ist Essen wirklich?

Denn so dramatisch jede einzelne Gewalttat ist, der Essener Polizeipräsident hat sich mit seiner Aussage auf das Risiko bezogen, Opfer eine Gewalttat zu werden. Wer dieses Risiko beurteilt, muss sich die angezeigten Straftaten – insbesondere die der Gewaltdelikte anschauen. Grundsätzlich gilt: Die Zahl der Delikte ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das liegt zu einem großen Anteil daran, dass die Corona-Maßnahmen wegfielen und deshalb wieder deutlich mehr öffentliches Leben stattfinden konnte.

Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Straftaten in Essen und Mülheim von 75.000 auf rund 60.000 gesunken. Die Anzahl der Gewaltdelikte liegt mit 2.682 Fällen jedoch auf einem Zahnjahreshoch. Im Vergleich zu Städten mit ähnlichen Einwohnerzahlen in NRW schneiden Essen und Mülheim allerdings besser ab, was die Aussage des Polizeipräsidenten stützt:


Essen und Mülheim:

  • Einwohnerzahl gesamt: 754.000
  • Anzahl angezeigter Straftaten: 60.139
  • Anzahl Gewaltdelikte 2.682

Dortmund:

  • Einwohnerzahl: 587.000
  • Anzahl angezeigter Straftaten: 62.761
  • Anzahl Gewaltdelikte: 2.912

Düsseldorf:

  • Einwohnerzahl: 619.000
  • Anzahl angezeigter Straftaten: 71.173
  • Anzahl Gewaltdelikte: 2.696

Ein Gewalt-Phänomen steht mittlerweile unter besonderer Beobachtung bei der Polizei Essen. So hat die Öffentlichkeit in den letzten Jahren eine Zunahme von Messer-Attacken registriert. Deshalb hat die Behörde das Phänomen „Messerangriff“ neu in die Statistik aufgenommen. Im Jahr 2022 zählte die Polizei 275 Fälle und damit 68 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2021. 160 Mal kam ein Messer im Bereich der Gewaltkriminalität zum Einsatz – also beinahe jeden zweiten Tag. Eine Zahl, die viele Essener offenbar beunruhigt und zu Unsicherheit führt.


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Die Wahrscheinlichkeit, „unvorbereitet von einem Unbekannten“ (Zitat Stüve) angegriffen zu werden, ist bezogen auf die Einwohnerzahl allerdings sehr gering. Zumal sich Täter und Opfer in etwa der Hälfte aller Straftaten zumindest flüchtig kennen.