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Essen: Ukrainerin sucht Wohnung – doch DAS bereitet ihr Probleme

Essen: Ukrainerin sucht Wohnung – doch DAS bereitet ihr Probleme

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Selenskyj: Jeden Tag sterben 300 Russen in einem sinnlosen Krieg

Essen: Ukrainerin sucht Wohnung – doch DAS bereitet ihr Probleme

Selenskyj: Jeden Tag sterben 300 Russen in einem sinnlosen Krieg

In seiner nächtlichen Videoansprache hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass schon mehr als 31.000 russische Soldaten in einem "sinnlosen Krieg gegen die Ukraine" gestorben seien. Die Angabe lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Seelenskyj warnte zugleich vor einem "schwierigen" Winter.

Essen. 

„Eine Chance“ in Essen – das ist es, wonach sich die 18-jährige Ilona sehnt, seit sie Anfang März die Ukraine verlassen hat. Für sich sähe sie in ihrer Heimat keine Zukunft mehr.

Statt wie geplant erst in ein paar Jahren nach Deutschland auszuwandern, macht sie sich kurzerhand auf den Weg. Eine Freundin der Familie sucht gemeinsam mit ihren Eltern eine Unterkunft für sie, wird in Düsseldorf fündig. Zwei Tage dauert die Reise – als Ilona in Benrath bei Ana ankommt, ist sie hundemüde.

Vom steinigen Weg zur eigenen Wohnung und der unglaublichen Hilfsbereitschaft in Essen erzählen Ilona und die Familienmutter Ana im Gespräch mit DER WESTEN.

Essen: Ukrainerin flüchtet nach Deutschland – und findet HIER offene Arme

Mit gerade einmal 17 Jahren hat sich Ilona in ein fremdes Land aufgemacht, erzählt sie. Erst fährt sie mit dem Zug nach Polen und bleibt dort für ein paar Tage bei einem Freund, während ihr eine Bekannte eine Wohnung in Deutschland zu vermitteln versucht. Ana aus Düsseldorf, die mit ihrer Familie in Benrath wohnt, kann der im Mai 18 Jahre alt gewordene Studentin aus Poltawa (etwa 140 Kilometer von Charkiw entfernt) schließlich ein Zuhause bieten.

„Für junge Frauen ist es besonders gefährlich, nicht nur die Ausreise, sondern auch in Deutschland“, weiß die Mutter aus eigener Erfahrung. Sie war damals etwa im gleichen Alter, als sie aus Georgien flüchten musste. Ilonas Situation lässt in ihr dieses Gefühl von „Hoffnungslosigkeit“ wieder aufflammen: „Ich wollte helfen.“ Gemeinsam mit ihrem Mann entscheidet sie sich, die junge Frau aufzunehmen. „Das ging alles so schnell“, erinnert sich Anas Ehemann. Fast drei Monate wird die Ukrainerin hier bleiben und Ana und ihrer Familie eng ans Herz wachsen.

Essen: Ukrainerin auf Wohnungssuche – „Alle sagen Nein“

Angekommen in Deutschland geht es für Ilona von einer Behörde zur nächsten. „Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll“, bemängelt Ana die Bürokratie hierzulande. Ilona muss angemeldet werden, braucht eine Wohnung und muss einen Sprachkurs belegen. Also holt sich Ana Unterstützung im Ukraine-Hilfe-Zentrum. Mit der Vollmacht von Ilonas Eltern geht es dann weiter zum Ausländermeldeamt. Auf die Papiere wartet sie zwei Monate und jetzt noch einmal ein paar Wochen auf die Unterlagen vom Arbeitsamt.

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Das ist die Stadt Essen:

  • geht auf das vor 850 gegründete Frauenstift Essen zurück
  • 582.760 Einwohner, neun Stadtbezirke und 50 Stadtteile, viertgrößte Stadt in NRW
  • seit 1958 Sitz des neugegründeten Bistums Essen
  • Wahrzeichen unter anderen: Zeche Zollverein, Villa Hügel, Grugapark Essen
  • war 2010 Kulturhauptstadt Europas und 2017 Grüne Hauptstadt Europas
  • Oberbürgermeister ist Thomas Kufen (CDU)

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Aber Ana ist guter Dinge: „Wir hoffen einfach, dass die Sachen bald per Post kommen und dann wird schon alles gut“. Längerfristig kann Ilona allerdings nicht bei ihr und ihrem Mann bleiben – der Vermieter erlaubt es nicht. Und eine Wohnung in Düsseldorf für Ilona zu finden, erweist sich als unmöglich. Damit das Amt die Miete übernimmt, darf sie nicht zu hoch sein. Doch das ist nicht das einzige Problem.

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„Wenn die Vermieter Jobcenter oder Amt hören, sagen alle Nein“, bemerkt Ana. Anders verhält es sich jedoch in Essen, Ilonas Wunschheimat. Hier findet sie kurzfristig etwas zur Untermiete bei einer Familie. In einer Facebook-Gruppe für die Stadt spürt sie die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Bewohner und dass es auch in Kriegszeiten noch eine „schöne Seite“ gibt.

Essen: Ukrainerin zieht ins Ruhrgebiet – „Sieht aus wie Kiew“

Jetzt wartet Ilona nur noch auf die Zusage vom Arbeitsamt, dann kann sie bald schon in ihre eigene Wohnung ziehen. Bei dem Gedanken daran strahlen die Augen der 18-Jährigen. Warum gerade Essen? „Es sieht aus wie Kiew“, findet Ilona. Die hohen Häuser und die Parks erinnern sie an ihre Heimat. Außerdem mag sie, dass es dort so viele Shopping-Möglichkeiten gibt. „Ich finde es sehr schön dort.“

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Weil ihr Germanistik-Studium, bei dem sie unter anderem auch Deutsch gelernt hat, in Deutschland allerdings nicht anerkannt wird, möchte sie nach Bestehen ihres Sprachkurses gerne eine Ausbildung zur Hotelkauffrau absolvieren. Obwohl sie in ständiger Sorge um ihre Eltern lebt, die zurzeit den Geflüchteten aus Charkiw innerhalb des Landes helfen, freut sie sich nun auf die vielen Möglichkeiten, die ihr jetzt offenstehen.

Doch sobald sich die Situation in der Ukraine beruhigt, möchte sie ihre Familie besuchen. Mit Ana bleibt sie auch weiterhin in Kontakt und kann sie um Hilfe bitten oder einfach mal wieder zu Besuch kommen.