2010 kauften sechs Revierstädte, darunter Essen, über ihre Stadtwerke 51 Prozent vom Stromerzeuger Steag. Nun erhalten die Stadtwerke für das Geschäftsjahr 2012 eine Gewinnausschüttung von 3,75 Millionen Euro. Der Kauf des international tätigen Energiekonzerns wird weiter kritisiert.
Essen.
Ein großes Rad drehen – das wollten im Herbst 2010 sechs ziemlich arme Ruhrgebietsstädte. Über ihre jeweiligen Stadtwerke kauften sie für insgesamt 650 Millionen Euro 51 Prozent vom Stromerzeuger Steag, mit 15 Prozent war auch Essen dabei.
Von Anfang an gab es Warnungen, ob dies wirklich klug war, und die deutsche Energiewende nach der Katastrophe von Fukushima hat die Sorgen eher verstärkt als verringert. Immerhin aber: Für das Geschäftsjahr 2012 erhalten die Stadtwerke nach Informationen der WAZ jetzt eine anteilige Gewinnausschüttung von rund 3,75 Millionen Euro.
Die Größenordnung sei richtig
Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun mochte diese Summe zwar offiziell nicht bestätigen, signalisierte aber, dass die Größenordnung richtig sei. „Wir sind jedenfalls vollkommen zufrieden, können Zins und Tilgung bedienen und es bleibt auch noch etwas übrig“, so Pomplun. Schon jetzt deute sich zudem an, dass sich die Ausschüttung 2013 in einer ähnlichen Größenordnung bewegen werde, so Pomplun. Und nach der vorgelegten mittelfristigen Finanzplanung der Steag bis 2017 soll dies auch in den Folgejahren so bleiben.
War der Kauf also doch ein gutes Geschäft? „Wir als Stadtwerke sind davon weiterhin überzeugt“, sagt Pomplun. Die Kritiker sind es nicht, im Gegenteil: „Man muss wissen, dass die Steag diese Ausschüttung aus den Rücklagen entnimmt“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel.
Gewinne massiv eingebrochen
Die Gewinne seien im Zuge der Energiewende massiv eingebrochen. Tatsächlich hat die Steag nach Angaben von Branchenkennern mehr denn je mit ihrem teils veralteten Kraftwerkspark in aller Welt und den neuen energiepolitischen Prioritäten daheim zu kämpfen. Mit Sonne oder Wind erzeugter Strom genießt Vorrang bei der Einspeisung in die Stromnetze. Kohlemeiler hingegen, wie die Steag sie besitzt, werden zwangsabgeschaltet, wenn der Wind stark bläst oder die Sonne scheint. Auch entstehen neue Kosten für Verschmutzungsrechte. Die Kohle-Stromproduzenten müssen zukaufen, weil sie CO2 erzeugen, das für Klimaveränderungen verantwortlich gemacht wird.
„Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum unsere Stadt auf Pump Kraftwerke in Südamerika, Südeuropa und Asien betreibt – mit kommunaler Daseinsvorsorge hat das jedenfalls nichts zu tun“, sagt Witzel. Der FDP-Mann prophezeit, Essen werde es noch bereuen, dieses Risiko eingegangen zu sein. „Ökonomisch unsinnig“ sei auch der Umbau der Steag nach Ökoenergie-Kriterien, wie es die Grünen wollten. „Die Städte haben dafür gar keine Kapitalbasis.“