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Ein Zuhause in der Fremde: Gasteltern für minderjährige Flüchtlinge in Essen gesucht

Ein Zuhause in der Fremde: Gasteltern für minderjährige Flüchtlinge in Essen gesucht

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Foto: Stadt Essen
  • 440 minderjährige Flüchtlinge leben ohne Eltern in Essen
  • Jugendamt sucht Gastfamilien
  • Dienstag: Infoabend in der Weststadthalle

Essen. 

Ihre Namen: Aabid, Rashid oder Muhammed. Sie kommen aus Afghanistan, Syrien oder Ghana.

Minderjährige, zwischen 14 und 17 Jahre alt. Fremd hier, traumatisiert und ohne ihre Eltern in einem ihnen unbekannten Land. 440 jugendliche Flüchtlinge leben derzeit in den Einrichtungen der Essener Jugenhilfe.

Wie in einer Pflegefamilie

Um in Deutschland überhaupt jemals eine Perspektive haben zu können, werden für ein gutes Dutzend der Kinder Gastfamilien gesucht.

„Wir brauchen Essener, die die Jungen und Mädchen bei sich zuhause aufnehmen“, erklärt Susanne Schreinert vom Jugendamt.

Wie in einer Pflegefamilie würden sich die Gasteltern um den Lebensunterhalt, die schulische Laufbahn, aber auch die Integration der Flüchtlingskinder kümmern.

Kinder leiden unter der Trennung von den Eltern

Das ist wichtig. Denn: Für viele ist die Flucht im Kopf noch nicht wirklich überstanden. Sie sind traumatisiert von schlimmen Erfahrungen und leiden unter der Trennung von Familie und Freunden.

Schreinert: „Sie haben Dinge erlebt, die wir uns nicht einmal vorstellen können.“

Ausgesetzt im unbekannten Land

Übervolle Schlauchboote auf dem Mittelmeer. Überlebenskampf gegen die Wellen, mal sind es Freunde, mal die Familie, mal Fremde, die neben ihnen nicht überleben.

Oder: Ausgesetzt im unbekannten Land. „Ein Schlepper hat einen Jungen einfach am Essener Hauptbahnhof stehen lassen. Er wusste nicht einmal, dass er mittlerweile in Europa war, geschweige denn von Essen hat er was gehört“, berichtet Schreinert.

Gastfamilien können auch Paare sein

Eine Infoveranstaltung in der Essener Weststadthalle, Thea-Leymannstraße 23, soll am Dienstagabend interessierten Familien die Möglichkeit geben, mehr über die Schicksale der Jugendlichen zu erfahren. Und erklären, was sie mitbringen müssen, um ein Kind bei sich aufzunehmen.

Schreinert; „Die Hürden sind hoch. Doch wer von Herzen ein Kind aufnehmen möchte, der schafft das auch.“

Gastfamilien, das können auch Alleinstehende, Paare ohne Kinder oder gleichgeschlechtliche Lebenspartner sein, dürfen nicht straffällig geworden sein und keine lebensbedrohende Krankheit haben. Ein Zimmer braucht der Jugendliche ebenfalls.

Ähnliche Veranstaltung war ein voller Erfolg

Außerdem müssen den Umgang mit Kindererziehung kennen. Schreinert: „Die Flüchtlingskinder sprechen meist die Sprache nicht, kennen die Kultur nicht. Darauf muss man als Gasteltern vorbereitet sein. Ausgebildete Pädagogen müssen die Familien allerdings nicht sein.“

Die Gasteltern wären Eltern auf Zeit. Mit der Volljährigkeit des Flüchtlings endet die Tätigkeit.

Willst du helfen?

Im Sommer gab es bereits eine ähnliche Infoveranstaltung, „bei der sich einige Gasteltern gefunden haben“, so Schreinert.

Wenn du und deine Familie einem unbegleiteten Flüchtling helfen möchtest, kommt am Dienstag um 17.30 Uhr zur Essener Weststadthalle.

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