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Aldi Nord: Mitarbeiter wegen geplanter Tarifflucht gekündigt? Darum mussten zwei Angestellte wirklich gehen

Aldi Nord: Mitarbeiter wegen geplanter Tarifflucht gekündigt? Darum mussten zwei Angestellte wirklich gehen

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Foto: dpa

Essen. 

Die Aufregung bei Aldi Nord dürfte groß gewesen sein nach dem Wochenende. Der „Spiegel“ hatte berichtet, der Discounter plane, den Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi zu verlassen.

Passagen in neuen Arbeitsverträgen wiesen darauf hin, so das Nachrichtenmagazin. Die Folge wären möglicherweise Arbeitsverträge, die für die rund 36.000 Mitarbeiter deutlich schlechter aussehen könnten als bislang.

Aldi-Sprecher Florian Scholbeck nennt das „an den Haaren herbeigezogen“. „Aldi Nord war und ist tarifgebunden und wird es auch bleiben.“

Aldi: „Es wäre unsinnig, aus dem Tarif auszusteigen“

Schon aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei es unsinnig, aus dem Tarif auszusteigen. „Im Lebensmitteleinzelhandel gibt es einen erheblichen Mangel an Beschäftigten. Wenn wir unsere guten Leute behalten wollen, müssen wir im Tarif bleiben“, so Scholbeck gegenüber DER WESTEN.

Überdies sei Aldi Nord über den Arbeitgeberverband Handelsverband Deutschland (HDE) an den Tarifvertrag gebunden. „Wir können also gar nicht einfach so aus dem Tarif.“

Passus im Aldi-Vertrag „gesetzlich vorgeschrieben“

Den betreffenden Passus, bei dem es um die Option eines möglichen Tarifausstiegs geht, gebe es allerdings. „Das ist aber keine Aldi-Spezifikiation. Den gibt es in allen Verträgen dieser Art“, so Scholbeck.

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Es sei gesetzlich vorgeschrieben, auf eine solche Option hinzuweisen – und sei bei Aldi Nord auch kein Novum. „Wir haben unsere Arbeitsverträge bereits 2014 aktualisiert, in Absprache mit Verdi.“

Filialleiter zwang Azubis zu Überstunden

Berichte, laut denen Aldi-Mitarbeitern, die sich gegen die angepassten Verträge gewehrt hätte, gekündigt worden sei, dementiert der Aldi-Sprecher. „Es ging dabei unter anderem um einen Filialleiter, der Auszubildende entgegen ihren Verträgen immer wieder gezwungen hat, nach 20 Uhr weiterzuarbeiten. Deswegen hat Aldi ihm gekündigt, und nicht weil er sich angeblich gegen die neuen Verträge gewehrt hat.“

In einem anderen Fall sei es um einen Fahrer gegangen, der sich partout geweigert habe, den gesetzlich vorgeschriebenen Fahrtenschreiber zu benutzen.

Verdi: „Keine Anzeichen für Tarifflucht von Aldi Nord“

Bei der Gewerkschaft Verdi war man auch überrascht vom „Spiegel“-Artikel. „Wir sehen keine Anzeichen, dass Aldi Nord aus dem Tarifvertrag aussteigen will“, so Verdi-Sprecher Günter Isemeyer.

Indes beklagt die Gewerkschaft, dass die Unternehmensführung von Aldi Nord gegenüber Betriebsräten bisweilen aggressiv auftrete. Es sei schwierig, die Arbeitnehmerinteressen koordiniert zu vertreten.

Aldi Nord besteht aus insgesamt 33 Gesellschaften unter einer Dachorganisation, einen Gesamtbetriebsrat gibt es nicht – sondern 33 einzelne Betriebsräte. „Davon sind nur fünf Betriebsräte von Verdi-Mitgliedern geführt. Zu ihnen haben wir Zugang und beraten sie“, so Isemeyer. Die anderen Betriebsräte würden unter anderem von der arbeitgeberfreundlichen Gewerkschaft AUB geführt.

„Aldi Nord ist kein Arbeitgeber, der uns keine Sorgen bereitet“

„Es handelt sich bei Aldi nicht gerade um einen Arbeitgeber, der uns keine Sorgen macht“, so Isemeyer. „Aber Anzeichen für eine Tarifflucht gibt es nicht.“

Ein Unternehmen, das einen solchen Schritt vollziehe, müsse schließlich mit Unruhen in der Belegschaft und mit negativer Öffentlichkeit rechnen. „Das kann auch schmerzhafte wirtschaftliche Einbußen bedeuten.“