Was soll mit leerstehenden Kirchen geschehen? Duisburger Pfarrer macht diesen überraschenden Vorschlag
Duisburger Gemeinde stehen sechs Kirchenschließungen bevor
Katholischer Pfarrer kann sich Supermärkte in leeren Kirchen vorstellen
Der Vorschlag löst heftigen Gegenwind aus
Duisburg.
Kirchen als Wohnhäuser, Restaurants oder Hotels? Auch das Bistum Essen und die Katholische Kirche müssen Kosten senken und schließen deshalb Kirchen, auch in Duisburg.
Pfarrer Roland Winkelmann aus St. Thaddäus hat einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht, wie man die leerstehenden heiligen Hallen wieder mit Leben befüllen könnte.
„Vielleicht übernehmen andere christliche Kirchen die Gebäude, eventuell könnten dort Supermärkte entstehen oder Investoren nutzen das Grundstück für Wohnbebauung“, sagte er gegenüber der Rheinischen Post. Shoppen gehen, wo früher der Altar stand? Für viele Menschen ist das ungewöhnlich.
Doch was sagen andere Pfarrer aus Duisburg zu diesem Vorschlag?
Von der Idee seines Kollegen, Supermärkte in früheren Kirchen unterbringen zu können, hält der evangelische Pfarrer Martin Winterberg ziemlich wenig. „Supermärkte in einer Kirche? Das kann ich mir nur schwer vorstellen; dass das Gebäude stehen bleibt und dann ein Kaufhaus in die Kirche reinkommt, indem ich mir Aufschnitt kaufen kann, das ist doch den Menschen nicht vermittelbar,“ sagt er im Gespräch mit DER WESTEN.
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Evangelischer Pfarrer: „Da könnte ich mir noch eher einen Abriss vorstellen“
Der Pfarrer verweist zum Beispiel auf Holländer, die häufig Büchereien oder ähnliches in Kirchen unterbringen, sie hätten mit der Zweckentfremdung weniger Probleme. „Da kann ich mir noch eher einen Abriss des Gebäudes vorstellen und, dass erst danach ein Supermarkt an dieser Stelle neu aufgebaut wird“, so der evangelische Pfarrer.
Denn: Menschen seien mit Kirchen als Gebäude emotional verbunden. „In der Kirche wurden sie getauft oder verheiratet, da besteht eine Verbindung“, so Pfarrer Winterberg.
Haben Evangelische Gemeinden weniger Probleme?
Während sechs der katholischen Kirchen von Pastor Winkelmanns Gemeinde vor dem Aus stehen, sieht es bei den evangelischen Kirchen in Duisburg besser aus.
So bemerkt Pfarrer Martin Winterberg vor allem in seiner Salvatorkirche Zulauf. Er kann damit für Alt-Duisburg sprechen. „Die Kirche ist mehr als voll, das macht sich auch bei Konzerten und Kunstausstellungen, die wir als offene Kirche regelmäßig durchführen, bemerkbar“, erklärt der evangelische Pfarrer.
„Doch auch wir mussten in der Vergangenheit Gebäude schließen, die früheren Kirchen werden jetzt zum Beispiel als Kindergärten genutzt.“
Zahl der Gläubigen geht zurück
Grund für die bevorstehenden Schließungen der Gotteshäuser ist laut Bistum die demografische Entwicklung in Duisburg. Die macht wohl auch vor der St. Judas-Thaddäus- Pfarrgemeinde nicht halt. Hier ist die Zahl der Katholiken stark zurückgegangen.
Zum Vergleich: 1980 gab es hier noch rund 38.000 Menschen katholischen Glaubens, die Prognose für das Jahr 2030 geht jetzt lediglich noch von 22.000 Gläubigen aus.