Nach dem Bau der Drahtstraße fließt das Geld 2015 aber deutlich verhaltener nach Ruhrort. Das Hochfelder Gelände soll in zwei Jahren geräumt sein.
Duisburg.
Der dickste Brocken ist gestemmt mit der neuen Drahtstraße in Ruhrort, aber der größte Stahlkonzern der Welt investiert weiter in seinen Duisburger Standort: Die Stranggießanlage wird im Sommer umgebaut, damit geht Arcelor-Mittal auf die Bedürfnisse vor allem der Autoindustrie ein.
Schmiedeteile wie etwa Kurbelwellen sind hochbeanspruchte Komponenten im Automotor, und mit der jetzt anstehenden Investition von 6,5 Millionen Euro will das Unternehmen sich auf die „Anforderungen der Zukunft ausrichten“ und in weiteren Produktsegmenten flexibler werden. „Nach dem Bau der neuen Drahtstraße für 135 Millionen Euro wird damit die Wettbewerbsfähigkeit weiter erhöht“, hieß es am Montag im Kölner Stadion, wo Arcelor-Mittal seine vier deutschen Werke vorstellte, in die 2015 weitere 88 Mio Euro investiert werden sollen.
Paul Tetteroo ist überzeugt vom Ruhrorter Werk
Mit dabei war auch Paul Tetteroo, seit September 2014 Chef von Arcelor-Mittal in Duisburg. Der Niederländer geht davon aus, dass man bis 2016 mit der neuen Drahtstraße das angepeilte Ziel von 500 000 Tonnen pro Jahr erreichen wird. Gemeinsam mit dem Anlagenbauer SMS sei man dabei, die Drahtstraße zu einer „Referenzanlage“ für die beiden beteiligten Unternehmen zu machen. Tetteroo zeigt sich überzeugt von dem Ruhrorter Werk, das eine „tolle Zukunft“ habe durch die große Investition in die modernste Drahtfertigung.
Was allerdings ein bisschen die Stimmung trübe, sei der Wegfall von 200 000 bis 250 000 Tonnen Stahl, die in der Vergangenheit an das TSTG-Schienenwerk in Bruckhausen geliefert wurden. Der Mutterkonzern Voest-Alpine hatte die letzte Schienenfertigung auf deutschem Boden Ende 2013 aufgegeben. „Das fehlt uns sehr“, sagte Tetteroo.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre will Arcelor-Mittal das Gelände des bisherigen Drahtwerkes am Hochfelder Rheinufer freiziehen. Noch sind dort Lager, Verkauf und die Ausbildung ansässig. Auf letztere will Tetteroo mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Stahlunternehmens nicht verzichten. Zudem sei Ausbildung auch eine soziale Aufgabe für einen Industriebetrieb.
Etwas skeptisch ist der Duisburger Arcelor-Mittal-Chef gegenüber hochtrabenden Plänen für eine zukünftige Nutzung des Areals an der Hochfelder Rheinfront: „Ich sehe da keine Universität und auch kein Luxus-Wohnprojekt.“
Mit Sorge verfolgt man bei Arcelor-Mittal die zunehmenden Belastungen durch Energiepreise und Klimaschutzauflagen. Erforderlich sei ein globales Klimaschutzabkommen, um gleiche Kostenbedingungen zu schaffen, forderte Deutschland-Chef Frank Schulz.