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Sechs Jahre nach der Loveparade-Tragödie: Ex-OB Sauerland spricht – und dann gleich von einer „Hetzkampagne“

Sechs Jahre nach der Loveparade-Tragödie: Ex-OB Sauerland spricht – und dann gleich von einer „Hetzkampagne“

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Adolf Sauerland hat sich aus der Politik zurückgezogen. Foto: Funke Foto Services
  • Nach der Loveparade-Katastrophe 2010 wählten die Bürger den ehemaligen Oberbürgermeister von Duisburg ab
  • Bis heute schwieg er
  • In einer Dokumentation des WDR bricht Adolf Sauerland jetzt sein Schweigen

Duisburg. 

Seit seiner Abwahl hat der Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland sich zurückgezogen. Doch jetzt bricht er sein Schweigen.

Zum ersten Mal äußert Sauerland sich öffentlich, in einer WDR-Dokumentation, zur Loveparade-Katastrophe und zu seinen Entscheidungen.

21 Menschen starben am 24. Juli 2010, als bei der Loveparade in Duisburg eine Massenpanik ausbrach.

Die Duisburger sammelten danach Unterschriften, wählten ihren Oberbürgermeister Adolf Sauerland ab.

Er ging.

Sauerland arbeitet im Reisebüro

Sauerland arbeitet jetzt in seinem Reisebüro in Duisburg. Er bucht Reisen, all inclusive. In seiner Freizeit geht er zum Golftraining.

Er macht weiter. Ohne Politik.

Und er sagt zu seiner Abwahl: „Das war eine Hetzkampagne.‟

129.000 Duisburger stimmten für Sauerlands Abwahl

129.000 Stimmen waren gegen ihn, mehr, als ihn zuvor zum Bürgermeister gewählt haben.

Bis heute glaubt Sauerland nicht daran, dass tatsächlich so viele Menschen gegen ihn gestimmt haben.

Fast fünf Jahre ist der Abwahltag her. Am 12. Februar 2012 abends erfuhr Sauerland, dass die Bürger seine politische Laufbahn beendet haben.

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Damals schien er absurd distanziert, empathielos, skrupellos: Der WDR zeigt Sauerland, nachdem er von der Abwahl erfahren hat, bei einem Telefonat. Er sagt: „Wir haben die Wahl verloren. Sag der Oma, ab jetzt komme ich öfter frühstücken.‟ Dann lacht er.

Und es kommt noch absurder: Eine Siegesrede hatte Sauerland auch schon geschrieben.

Bis heute nimmt er keine Schuld auf sich.

Er musste der Politik den Rücken kehren

Immerhin räumt er ein: „Ich habe die Ebenen vergessen, die für die Angehörigen eine Rolle spielen: Mitgefühl und eine moralische Verantwortung. Ich war nicht Herr aller Gedanken, nach dieser Nacht.‟

Morddrohungen

Und er begründet sein distanziertes Verhalten: „Alle sahen nur: Ich war der, der die Loveparade wollte, ich hatte sozusagen 21 Menschen auf dem Gewissen. Ich habe Morddrohungen bekommen. Da konnte ich nicht mehr so wie immer.‟

Was ist seine Wahrheit?

Adolf Sauerland macht weiter. Ein selbst in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten zeigt seine Unschuld.

Deshalb lautet seine Wahrheit so: „Wer keine Fehler begeht, hat auch keinen Grund, zurückzutreten.‟

Fehler wurden ihm bis jetzt nicht nachgewiesen. Zehn Menschen sind nach der Tragödie angeklagt.

Sauerland ist nicht darunter.


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