Rechtspopulistischer Verein verteilt 2,6 Millionen Zeitungen zur NRW-Wahl – und empfiehlt ganz überraschend die AfD
Die AfD erhält Unterstützung vom „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“
Der verteilt 2,6 Millionen Zeitungen zu Wahl in NRW
Beide Seiten haben aber nichts miteinander zu tun
Duisburg.
Im Ruhrgebiet wurden sie bereits zahlreich verteilt. Bis Ende der Woche sollen sie in ganz Nordrhein-Westfalen insgesamt 2,6 Millionen Mal an den Mann gebracht werden: Gratis-Zeitungen mit dem Titel „Extrablatt für die Landtagswahl“.
Für den Inhalt ist der „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“ verantwortlich. Ein inoffizieller Unterstützer der AfD.
Worum geht es?
In den Artikeln der zehn Seiten starken Zeitung geht es in erster Linie um die Asylpolitik. Überschriften wie „30.030 € pro Monat für eine syrische Flüchtlingsfamilie“ oder „Danke, Mutti, danke für ständig neue Probleme“ lassen eine eindeutige Absicht und Richtung erkennen. Neben Bundeskanzlerin kriegt auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sein Fett weg, dargestellt übrigens als Teufel.
Auf Seite 9 folgt dann der große Parteien-Check. Mit dabei: CDU, SPD, Die Grünen, Die Linke, FDP und AfD. Die Empfehlung fällt am Ende wenig überraschend aus. Die einzig wählbare Partei ist laut Zeitung die AfD. Für „bedingt wählbar“ wird noch die FDP gehalten, alle anderen fallen gnadenlos durch.
Für David Bendels, den Vorsitzenden des Vereins, steht Wahlwerbung allerdings überhaupt nicht im Vordergrund. „In erster Linie möchten wir die Bürger mit dem „Extrablatt“ über die gegenwärtige politische Lage informieren. Zudem wollen wir sie daran erinnern, dass es wichtig ist, dass sie von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen“, so der ehemalige CSU-Politiker gegenüber DER WESTEN.
„Zusätzlich geben wir natürlich auch eine Wahlempfehlung ab. Nach unserem Dafürhalten ist die AfD momentan die einzig wählbare konservativ-bürgerliche Partei. Diese Aspekte sind uns alle sehr wichtig.“
Spekulationen, die Partei hätte im Vorhinein von der Zeitung gewusst, oder sogar einen Anteil daran, weist er zurück. „Die AfD wusste im Vorfeld nichts über die Aktionen des Vereins. Der Verein hatte auch zu keinem Zeitpunkt diesbezüglichen Kontakt zu Vertretern der AfD.“
Überhaupt habe sein Verein nichts mit der Partei zu tun. „Ich habe in der Vergangenheit nicht mit Funktionsträgern der AfD über unsere Aktionen gesprochen und werde das auch in Zukunft nicht tun. Wir sind ein unabhängiger Verein.“
Die AfD selbst sieht das genauso. „Der Verein ist uns nicht bekannt, von der Zeitung weiß ich ebenfalls nichts. Daher kann ich auch nichts sagen zu Inhalten, Absichten und Meinungen“, erklärte Martin M. Schwarzer, Pressesprecher der AfD in NRW, auf Anfrage von DER WESTEN. „In den Reihen der AfD NRW war und ist der Verein kein Thema.“
Über 14.000 Unterstützer
Wie wichtig David Bendels und seinem Verein allerdings die Empfehlung der „richtigen“ Partei ist, zeigt ein Blick auf die Zahl der gedruckten Exemplare. Stolze 2,6 Millionen Mal hat der Verein seine Zeitung in den letzten Tagen und Wochen in ganz NRW verteilen lassen. Die höchste Auflage einer solchen Zeitung in Europa und nicht so ohne weiteres zu finanzieren.
„Wir haben mittlerweile über 14.000 Unterstützer, die uns mit ihren Spenden finanzieren. Zum Teil handelt es sich dabei um Personen aus der mittelständischen Wirtschaft, die früher vielleicht andere Parteien unterstützt haben, sich mit diesen aber nicht mehr identifizieren können“, sagt Bendels.
Wie viele Menschen sich mit den Meinungen des „Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“ und der AfD am Ende wirklich identifizieren können, wird sich am Sonntag bei der Landtagswahl in NRW zeigen.