Insgesamt rund 950 Teilnehmer versammelten sich in Rheinhausen auf dem Hochemmericher Markt, rund um den Hochhauskomplex In den Peschen sowie in Neumühl auf der Obermarxloher Straße am Samstag zu mehreren Demonstrationen und Gegenveranstaltungen zum Thema „Zuwanderung von Migranten“ in der Stadt. Parallel zu den Pro-NRW-Kundgebungen in Duisburg gab es auch in Essen und Bochum Veranstaltungen der Rechtspopulisten. Sie trafen auf massiven Gegenprotest von Bürgern, die gegen die rechte Stimmungsmache demonstrierten. Doch im Gegensatz zu den übrigen Ruhr-Städten beklatschten in Duisburg Anwohner in Rheinhausen und Neumühl die Parolen der Rechten.
Noch bevor die Pro NRWler ihre erste Station in Bergheim erreichte, kam es zu Konfrontationen zwischen den Gruppen. Die Polizei ging dazwischen, um die Situation zu beruhigen. 35 Pro NRW-Anhängern standen in Bergheim nach Polizeischätzungen rund 350 Gegendemonstranten gegenüber.
Doch was Armin Schneider, Superintendent der evangelischen Kirche und Mitinitiator des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage, das in einer stummen Gegenveranstaltung dem Pro NRW -Tross mit dem Aktions-Logo „Wir sind Duisburg“ den Rücken zukehrte, hier erlebte, entsetzt ihn. „Ich bin erschrocken über die Emotionen und den Hass.“ Etliche Anwohner applaudieren den Rechtspopulisten und skandieren lauthals deren Parolen mit. Zu ihnen gesellte sich zudem eine Gruppe von 15 bis 20 Männern, die anhand ihrer Kleidung den United Tribuns zuzordnen sind. Diese Truppe tritt vor allem im Rockermilieu in Erscheinung und lieferte sich Auseinandersetzungen und Revierkämpfe mit den Hells Angels.
Auch bei der Kungebung am Samstagabend in Neumühl applaudierten Bewohner den Rechten. „Das ist nicht die Mehrheit von Neumühl“, entschuldigt sich ein Gegendemonstrant deshalb sogar für seinen Stadtteil. „Beschämend ist, dass sich Anwohner zu Pro NRW gestellt haben“, kommentiert auch der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner die Ereignisse vor Ort. Und auch der Dortmunder Hanns-Jörg Rohwedder als Landtagsmitglied der Piratenpartei unterstreicht die besondere Duisburger Problematik: In Essen sei Pro NRW völlig isoliert gewesen, dort hatte die Partei absolut nichts zu melden, doch in Duisburg – „da treffen sie leider auf fruchtbaren Boden.“ Pro NRW spricht dagegen in einer Pressemitteilung von Sonntag von einem „Politischen Dammbruch im Ruhrgebiet“.
Aus Sicht der Polizei, die mit mehr als 250 Beamten an den Kundgebungsorten im Einsatz war, verliefen alle Veranstaltungen ohne größere Störungen: Auf dem Hochemmericher Markt erhielten sieben Personen einen Platzverweis – ein Teil dieser Gruppe war bereits im August bei einer Bürgerversammlung zur Wohnsituation In den Peschen durch Straftaten aufgefallen. Wegen des Verdachts der volksverhetzenden Beleidigung ermittelt außerdem der Staatsschutz gegen eine 28-jährige Rednerin aus Rheinhausen. Eine weitere Strafanzeige gab es für einen Versammlungsleiter, der seine Veranstaltung nicht fristgerecht angemeldet hatte.
Und bei der Kontrolle eines Pkw in Neumühl stieß die Polizei zudem auf einen wegen Gewaltdelikten bekannten Fahrzeugführer (33) und verwies ihn zusammen mit seinen Mitfahrern der Örtlichkeit. Bei der Abreise der Veranstaltung in Neumühl kam es zu einem Gerangel. Eine Teilnehmerin wurde leicht verletzt. Auch hier folgt eine Strafanzeige.