Duisburger Bürgermeister bei Info-Abend zu Asylheim bedroht
In Duisburg-Neuenkamp soll aus einer leeren Schule ein Flüchtlingsheim werden. Bei einem Info-Abend für Bürger bekam Bürgermeister Manfred Osenger dafür die Wut der Bürger ab. Zuvor war sein Haus auch schon mit Eiern beworfen worden.
Duisburg.
Die Eierschalen liegen noch vor dem Haus von Bürgermeister Manfred Osenger. Jemand hat in der vergangenen Woche sein Haus mit Eiern beworfen. Nachdem der Duisburger Stadtrat beschlossen hat, dass aus der alten Hauptschule an der Paul-Rücker-Straße eine Unterkunft für Flüchtlinge werden soll, sind die Neuenkämper wütend – und gehen den Bürgermeister auch persönlich an. Ihrem Ärger machten die Bürger nicht nur bei einer Versammlung Luft. Unbekannte hatten zuvor das Haus beworfen.
Direkte Drohungen gab es bei der Versammlung: Woanders sei ein Bürgermeister schon mal zurückgetreten, weil er ein Asyl mitbeschlossen habe. Er solle bloß aufpassen, riet ihm ein Diskussionsteilnehmer am Montagabend.
Osenger bleibt gelassen. „Ich bin Neuenkämper, hier wird man mich mit den Füßen nach vorne raustragen“, entgegnete er dem Mann. Später betont er: „Ich finde es richtig, dass die Neuenkämper auch ihre Meinung äußern können. Das stehe ich durch.“ Insgesamt sei die Veranstaltung mit rund 250 Teilnehmern ja friedlich verlaufen.
Viele Fragen bleiben offen
Auch nach der Information von Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneebeck blieben viele Fragen zum Konzept offen. Den Neuenkämpern geht es etwa um die Betreuung der Erwachsenen und der Flüchtlingskinder. Eine weitere Frage ist, ob die sanierte Aula und die Schul-Turnhalle später auch den Neuenkämpern zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden kann. Die Fachleute von Sozialamt und Immobilien-Management sollen noch einmal zum Runden Tisch eingeladen werden.
Damit sich die Politiker noch einmal mit dem Asyl-Thema beschäftigen, will der Bürgerverein Neuenkamp/Kaßlerfeld in den nächsten Tagen Unterschriften sammeln.
Wutbürger drohen Manfred Osenger – ein Kommentar von Fabienne Piepiora
Die Veranstaltung in Neuenkamp war erschreckend. Da freut man sich in Duisburg, dass der Zuspruch für Pegida öffentlich abnimmt – und gleichzeitig werden ein paar Meter Luftlinie weiter die gleichen Argumente aus dem Hut gezaubert. Mal getarnt als Fürsorge für Flüchtlinge, mal unverhohlen rassistisch.
Die Stadt und die Politiker müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Bürger nicht im Vorfeld informiert haben. Die Neuenkämper fühlen sich im Stich gelassen, weil aus ihrer Sicht nichts in den Stadtteil investiert wird – und sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Dass aber ausgerechnet Bürgermeister Osenger, der die Veranstaltung organisierte, öffentlich angegangen wird und sein Haus mit Eiern beworfen wurde, ist verachtenswert. Dieses Verhalten – und einige geäußerte Einwände am Montagabend, gehören in die unterste Schublade.