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Duisburger Tafel-Chef über Lage in Syrien: „Für jeden, der erstmal nicht gehen möchte, Verständnis“

Die Tafel Duisburg wird auch von syrischen Flüchtlingen heimgesucht. Nach der aktuellen politischen Lage in Syrien ist eine Debatte entbrannt.

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Die Tafel ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Armutsbetroffene in Duisburg – dazu zählen auch Geflüchtete aus Syrien. Nach den jüngsten politischen Entwicklungen in dem Land gibt es derzeit eine heftige Abschiebedebatte rund um nach Deutschland geflüchtete Syrer. Der Duisburger Tafel-Chef Günter Spikofski kann das nicht verstehen.

Kaum ist Diktator Baschar al-Assad selbst aus Syrien geflohen, ist in Deutschland die Debatte losgegangen, ob nun Hunderttausende Syrer in ihre Heimat zurückkehren werden. Zahlreiche Politiker fordern schnelle Rückführungen. Der Grund: Die Mehrheit aller Syrer in Deutschland ist auf Sozialleistungen angewiesen und gilt als nicht integriert. Rund 55 Prozent aller Syrer bezogen zuletzt noch Bürgergeld. Die Grünen sind fassungslos über das Tempo der Debatte (wir berichteten). Und auch Duisburger Tafel-Chef Spikofski findet: Das geht alles viel zu schnell!

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Syrer sollen besser integriert werden

„Flüchtlinge sind keine besseren oder schlechteren Menschen als Deutsche. Da gibt es genauso viele Schlawiner bei, wie es bei den Deutschen der Fall ist“, betont Spikofski. Statt sich in erster Linie Gedanken um eine möglichst schnelle Abschiebung zu machen, fordert er einen ganz anderen Ansatz: „Im Moment, wo wir drüber reden, dass wir zu wenig Arbeitskräfte haben, wäre es vielleicht sinnvoller drüber nachzudenken: Was können wir tun, um die Leute, die hier sind, weiter zu qualifizieren, damit sie auch einen Teil der Aufgaben übernehmen können? Das wäre nochmal ein ganz anderer Ansatz als immer nur darüber nachzudenken, wie wir diese Menschen schnellstmöglich loswerden.“

Der Duisburger Tafel-Chef Günter Spikofski wünscht sich eine bessere Integration von syrischen Flüchtlingen. Foto: IMAGO/Funke Foto Services

Dabei denke er vor allem an einen seiner Mitarbeiter – ein ehemaliger Flüchtling aus Syrien, der mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. „Der ist auch jemand, den ich nicht mehr missen möchte“, betont Spikofski.

Viele Tafel-Kunden in Duisburg aus der Ukraine

Welche Auswirkungen die politische Situation in Syrien auf die Auslastung der Tafel in Duisburg haben könnte, vermag der Tafel-Chef nicht zu sagen. „Das wäre Glaskugelraten. Ich habe für jeden Syrer, der erstmal nicht gehen möchte, großes Verständnis. Die Situation vor Ort ist ja nun mal noch völlig unklar.“


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Zumal die Kunden bei der Tafel Duisburg ohnehin häufiger aus der Ukraine statt aus Syrien stammen. „Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, aber Ukrainer sind erheblich mehr vertreten. Das ist nur ein Abbild aus Duisburg. Zu den anderen Städten kann ich nichts sagen“, betont Spikofski.