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Duisburg: Stadt sorgt mit Ramadan-Video für Empörung – „Zutiefst respektlos“

Die Stadt Duisburg ist zum Ramadan eine Kooperation mit einer Hochfelder Moschee eingegangen – dafür kassiert sie jetzt reichlich Kritik.

© IMAGO/Funke Foto Services/ Uwe Möller

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Es sollte ein Zeichen des Miteinanders werden. Doch ein Instagram-Video der Stadt Duisburg zum Ramadan hat jetzt reichlich Staub aufgewirbelt.

Die Duisburger Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt Duisburg. Wenig später muss die Islamwissenschaftlerin selbst mit Gegenwind zurechtkommen.

Duisburg: Ramadan-Video sorgt für Ärger

Es geht um ein Video, dass die Stadt Duisburg bei Instagram geteilt hat. Es zeigt das gemeinsame Fastenbrechen während des Ramadans in der Haci-Bayram-Veli Moschee im Stadtteil Hochfeld. Die Botschaft der Gemeindemitglieder: Jeder ist willkommen, egal ob Muslim oder Christ. Es klingt nach Offenheit, Respekt und Toleranz.

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Doch Lamya Kaddor problematisiert den Hintergrund der Moschee, die von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) betrieben wird. Diese geht aus der türkischen Millî Görüş Bewegung hervor. Laut Verfassungsschutz soll diese die „westliche ‚Ordnung des Unrechts‘ durch eine islamische ‚Gerechte Ordnung‘ ersetzen“ wollen. Deshalb wurde die IGMG auch in NRW vom Verfassungsschutz beobachtet. Doch seit mehr als zehn Jahren ist die Beobachtung eingestellt, weil die Gemeinschaft per se nicht als verfassungsfeindlich eingestuft werde.

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Dennoch findet die Islamwissenschaftlerin: „Eine demokratische Kommune darf sich nicht mit Organisationen einlassen, die in der Vergangenheit durch islamistische Ideologien und problematische Positionen aufgefallen sind.“ Man würde eine Gruppierung legitimieren, die Integration verhindere und ideologisch für Abschottung stehe. „Die Stadt Duisburg muss umgehend Konsequenzen ziehen und sich klar von dieser Zusammenarbeit distanzieren“, zitiert die „Rheinische Post“ Kaddor weiter.

So reagiert die Stadt Duisburg

„Der Stadt Duisburg ist es ein wichtiges Anliegen, für den interkulturellen und interreligiösen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft einzutreten und die religiöse Vielfältigkeit in Duisburg abzubilden“, verteidigt die Stadt Duisburg das Video gegenüber der Zeitung.

Das Fastenbrechen im Ramadan stehe symbolisch für das menschliche Miteinander, für Respekt und Dialog: „Diese Werte gilt es aufrecht zu erhalten und so einen konstruktiven Beitrag für ein friedliches Miteinander zu leisten. Wir sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, im Gespräch zu bleiben“, so die Stadt.

„Zutiefst respektlos“

Während der Post der Stadt Duisburg bis Freitag (28. März) sonst ausschließlich positive Resonanz erfährt, kassiert die Grünen-Politikerin selbst Gegenwind bei Instagram: „Es ist zutiefst respektlos, wenn Sie einer gesamten muslimischen Gemeinde unterstellen, sie arbeite gegen Integration – obwohl gerade dort tagtäglich Bildungs-, Jugend- und Sozialarbeit geleistet wird, die auch Sie als Pädagogin kennen sollten“, schreibt eine Nutzerin, die die öffentliche Kritik an der Zusammenarbeit der Stadt Duisburg mit der IGMG als „einseitig, pauschalisierend und wenig differenziert“ erachtet.


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Kaddor reagiert darauf in einer Instagram-Story. Sie habe keine religiösen Gefühle verletzten wollen. Das öffentliche Fastenbrechen sei auch für sie ein wichtiges Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe. „Trotzdem müssen wir uns als Institutionen und Kommunen klar sein, wie wir solche Zeichen (…) setzen. Die Zusammenarbeit mit vom Verfassungsschutz NRW ehemals beobachteten und in Verfassungsschutzberichten des Bundes und anderer Bundesländer benannter Organisationen gehört für mich nicht dazu.“