Für Duisburg ist es ein Hoffnungsprojekt. Oder sollte man besser sagen: Es war? Unter anderem Hunderte Wohnungen sind auf einem geschichtsträchtigen Areal geplant. Doch längst hat es sich zu einem überregional bekannten „Lost Place“ gewandelt – mit teils dramatischen Folgen. Zuletzt sorgten ein Großbrand und ein schockierender Leichenfund für Aufregung. Wie geht es nun weiter?
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Fakt ist: Im und am früheren St.-Barbara-Hospital in Duisburg-Neumühl kommt es seit Jahren regelmäßig zu Randale und Vandalismus. Allein im Jahr 2022 verzeichnete die Polizei mehr als 100 Polizei-Einsätze. Denn ständig dringen Unbefugte in das mehr als hundert Jahre alte, halb verfallene und im Jahr 2021 teilweise ausgebrannte Ziegelgebäude ein. Sein gruselig-mystischer Charme hat großen Anziehungskraft auf „Lost-Place-Fans“, während es hingegen Metalldiebe auf Kupfer & Co. abgesehen haben.
Duisburg: Hunderte Wohnungen geplant
Mehrere Anläufe hat es zuletzt gegeben, auf dem Areal eine positive Entwicklung anzustoßen. Unter anderem sind 450 bis 500 Wohnungen geplant, außerdem Büro- beziehungsweise Gewerbeflächen. Doch zuletzt gab es zwei sehr unterschiedliche Hiobsbotschaften. Die erste: Nach dem Ausstieg des früheren Investors Jörg Lemberg vom Berliner Unternehmensverbund IPG und der Übernahme des Projekts durch den Essener Investor Harfid ist letzterer inzwischen insolvent.
Die zweite Hiobsbotschaft: Der jüngste Vorfall auf dem Krankenhausgelände endete tragisch. Am 14. August stießen Jugendliche in dem Gebäude auf die Leiche eines Mannes, der dort vermutlich schon eine Woche zuvor verstorben war. Eine Obduktion ergab später schwere Kopf- und diverse Knochenbrüche. Ein Indiz dafür, dass er einige Meter tief gestürzt und sofort verstorben sein muss. Der 48-Jährige war wegen diverser Drogen- und Diebstahlsdelikte polizeibekannt. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen fanden die Ermittler nicht, sie gehen von einem Unglücksfall aus.
Investor für St.-Barbara-Quartier insolvent
Leichenfund, Großbrand, zahlreiche Strafanzeigen, der Investor ist pleite – wie geht es nun weiter auf dem für Duisburg so bedeutenden und gleichzeitig so negativ behafteten Gelände? In der Duisburger Stadtverwaltung habe man die Hoffnung noch nicht aufgegeben, betont Pressesprecher Malte Werning auf Nachfrage von DER WESTEN. „Wir sind auch weiterhin an einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung sowie Nutzung der Fläche interessiert.“
Das St.-Barbara-Hospital in Duisburg hat eine lange Geschichte.
- 1905 begann der Bau, 1906 war die Eröffnung.
- 1999 wurde das Krankenhaus dem Zweckverband Katholisches Klinikum Duisburg (KKD) angeschlossen.
- 2011 übernahm der Helios-Konzern 51 Prozent der Anteile am KKD. Im Zuge einer wirtschaftlichen Sanierung des KKD wurde das St.-Barbara-Hospital geschlossen, die letzten Fachabteilungen wurden 2013 an das St.-Johannes-Hospital in Duisburg-Hamborn angegliedert.
- Seit einer Zwischennutzung als Asylbewerberunterkunft steht das Hospital leer.
Allerdings, so gibt er zu bedenken, hat die Stadt Duisburg aktuell nicht das Heft des Handelns in der Hand. Das Areal befindet sich in privater Hand. Die nächsten Schritte müssten also vom Eigentümer eingeleitet werden, so Werning. Die Stadt Duisburg könne selbst keine konkreten Aussagen zur weiteren Entwicklung des St.-Barbara-Geländes machen.
Duisburg ergreift Sicherheitsmaßnahmen
Dass sich seit Jahren und auch in naher Zukunft auf dem Areal in Duisburg-Neumühl nichts tut, ist das eine. Dass sich dort aber immer wieder Unbefugte herumtreiben – verbunden mit Lärm oder gar mit einem Großbrand und dem aktuellen Leichenfund – ist das andere. Wie stellt die Stadt Duisburg in ihrer Funktion als Ordnungsbehörde sicher, dass es nicht zu weiteren (dramatischen) Vorfällen kommt? Pressesprecher Malte Werning versichert gegenüber DER WESTEN, dass sich die Stadtverwaltung der Problematik bewusst sei. „Schon vor dem tragischen Fund der Leiche haben wir proaktive Maßnahmen ergriffen, um für mehr Sicherheit auf dem Gelände zu sorgen. Aktuell sind wir im Austausch mit dem Eigentümer, um eine bessere Sicherung des Geländes zu erreichen.“
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Tatsächlich ist das Gelände vollständig eingezäunt und es ist verboten, das Areal und das Gebäude zu betreten. „Jedoch haben wir bei regelmäßigen Kontrollen festgestellt, dass der Zaun durch Unbekannte unerlaubterweise wieder geöffnet wird“, so Werning. „Der städtische Außendienst und die Bauaufsicht sind mit verstärkten Kontrollen regelmäßig vor Ort, um den Zaun wieder zu verschließen und notwendige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.“
Viel mehr kann die Stadtverwaltung dann auch kaum tun. Die einzige Lösung des Problems wäre wohl eine bauliche Entwicklung des Geländes. Doch die lässt auf sich warten.