Kostenexplosion, Staatsanwaltschaft, Untersuchungsausschuss: Immer wieder fallen diese Begriffe im Zusammenhang mit dem Landesarchiv im Innenhafen, das ab Oktober bezogen werden soll. Da wiegt jedes Wort schwer, das gestern beim Ortstermin im praktisch fertigen Riesengebäude vom Projektverantwortlichen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB), Jürgen Bendzko, gesagt wird.
Licht muss ausgeschlossen werden
Zu den vielen Fragen, die sich rund um einen möglichen Skandal stellen, äußerte sich Bendzko nicht. Ihm ging es vielmehr darum, einen Rückblick auf die Errichtung des Gebäudes zu werfen und dabei auch die Ideen der Architekten Ortner & Ortner zu erläutern. Zu den Kosten sagte er lediglich: „Wir werden die 198 Millionen Euro nicht überschreiten.“ Aufhorchen lässt wiederum die Information, dass die 160 Meter lange „Welle“ des Gebäudes, die entlang des Wassers errichtet wurde, mit zunehmender Nutzung als Archivfläche „versteinern“ sollte, wie es die Architekten nannten. Heißt: Durch die Fenster, die das Licht in die zunächst als Büros genutzten Räume lassen, darf mit Einzug des Archivmaterials kein Licht mehr fallen. „Bis 2050 sind die gesamten Schlangen gefüllt“, so Bendzko. Das neue Material ziehe Etage für Etage ein. Und immer wieder beeindrucken die Zahlen: Das Landesarchiv umfasst derzeit 134 Regal-Kilometer; es wächst pro Jahr um 1,1 Kilometer.
Verhängt werden müssen wohl auch die „Bullaugen“, die mit dem Laser in die Wand des alten RWSG-Speichers geschnitten worden sind, um ihn mit dem Foyer zu verbinden. Durch diese Öffnungen sollten man das Archivmaterial sehen können. Zwei Dinge mögen Archivare aber gar nicht, so Bendzko: Licht und Feuchtigkeit. Nicht immer scheinen also die Ideen der Architekten mit den Vorstellungen der Archivare übereingestimmt zu haben. Wahrscheinlich wäre ein funktionaler Neubau auch nicht so teuer geworden. Andererseits bekommt NRW für das „Gedächtnis des Landes“ ein prägnantes Gebäude, das wie ein große Skulptur wirkt. Daher haben die Architekten auch größten Wert gelegt auf die Außenfassade des um den 77 Meter hohen Turm erweiterten Speichers. Die Außenhaut aus Ziegeln ist einheitlich bis zum Dachfirst gestaltet, wird durch keinerlei technischen Elemente optisch gestört. Die Ziegel wurde im historischen Format hergestellt.
Duisburg erhält mit diesem Landesarchiv zweifellos einen spektakulären Blickfang, der die „edle“ Lage am Innenhafen weiter aufwertet.