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Anti-Pegida-Demo: „Wir sind Duisburg, die anderen nicht“

4000 Bürger zeigen in Duisburg Flagge gegen Pegida

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© Ilja Höpping / Funke Foto Servi

Protest gegen Pegida in Duisburg

In Duisburg sind am Montagabend rund 4000 Menschen gegen die erste Pegida-Demonstration auf die Straße gegangen.

Über 4000 Demonstranten gegen Pegida kamen zu einer eindrucksvollen Kundgebung vorm Duisburger Stadttheater und setzten ein Zeichen gegen Intoleranz.

Duisburg. 

400 überwiegend auswärtige Pegida-Anhänger am Hauptbahnhof, mindestens 4000 Duisburger, oder auch mehr, bei der größten Gegenveranstaltung vorm Stadttheater, wo Oberbürgermeister Sören Link unter Applaus feststellte: „Wir sind Duisburg, die anderen nicht.“

„Juden, Christen, Muslime, Agnostiker und Atheisten stehen hier zusammen“, lobte Armin Schneider, Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises die hohe Bereitschaft der Duisburger, sich gegen Fremdenhass und Hetze zu stellen, und rief der Pegida zu: „Ihr habt weder in Duisburg noch in irgendeiner anderen Stadt etwas verloren.“

Unternehmer, Gewerkschafter, Vertreter der demokratischen Parteien und vor allem ganz viele ganz normale Bürger hatten sich am Montagabend auf den Weg vors Theater und auf den König-Heinrich-Platz gemacht und zwei Stunden Temperaturen um den Nullpunkt getrotzt.

Licht ging symbolisch aus

Zeitgleich ging an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet symbolisch das Licht aus: Neben dem Theater und dem Stadtwerketurm wurde auch die Beleuchtung am Landschaftspark Nord, am Rathaus und der Salvatorkirche ausgeschaltet. Auch der Duisburger Handel zeigte Flagge und löschte das Licht. Die Goldene Leiter im „Forum“ blieb ebenso dunkel wie das Gebäude der Sparkasse am Kuhlenwall oder das der Krankenkasse Novitas am Innenhafen. OB Link bedankte sich für das „sichtbare Zeichen gegen Hass und Hetze“.

Dass sich die Menschen in Duisburg jeden Tag gegen den Geist von Pegida stellen, wünschte sich Michael Rubinstein von der Jüdischen Gemeinde. Für die Wirtschaft betonte Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, dass toleranter Umgang miteinander in den Betrieben an der Tagesordnung seien, Intoleranz aber dem Wirtschaftsstandort schade. Auch wenn der Umgang mit den Gewerkschaften nicht immer einfach sei: „Wir gehen Hand in Hand gegen Fremdenhass.“

„Stolz auf Duisburg“

„Stolz auf Duisburg“ sei er, erklärte Ali Güzel mit Blick auf die Menschenmenge. Der Thyssen-Krupp-Betriebsrat und Hamborn 07-Trainer verglich Arbeitsleben und Sport, verwies auf den deutschen WM-Titel, der auch den Migranten in der Elf zu verdanken sei. Nicht auf die Nationalität komme es an im Betrieb und auf dem Rasen: „Wichtig ist, dass wir guten Stahl machen und viele Tore schießen.“

Erkan Üstünay, Vorsitzender des Integrationsrats, erklärte als Moslem: „Wir stehen für einen friedlichen Islam. Wir verurteilen Hass und Gewalt.“ Und ergriff die Hände von Rubinstein und Schneider, hob sie in die Höhe – eine umjubelte Geste des Miteinanders. Viel Applaus auch für das Bläserquintett der Philharmoniker, und als Gitarrist Peter Bursch und Tenor Corby Welch „Blowin’ in the Wind“ anstimmten, stimmten 4000 in den Refrain ein.

Vier Polizisten in Duisburg verletzt 

Bei den Demonstrationen in der Duisburger Innenstadt sind vier Polizisten verletzt worden. Während mehrere Tausend Menschen ein friedliches Zeichen gegen den Aufzug der islamkritischen Pegida und gegen Fremdenfeindlichkeit setzten, waren bis zu 200 autonome Linke für Auseinandersetzungen verantwortlich, wie die Polizei mitteilte.

Es flogen Böller und Steine. Demonstranten versuchten, die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Ein Mann attackierte eine Polizistin, die auf ihren verletzten Kollegen wartete. Nach Angaben der Polizei versammelten sich in Duisburg mehrere hundert Anhänger der Pegida-Bewegung, darunter 250 Hooligans.

Auch in Düsseldorf versuchten laut Polizei Demonstranten aus dem linken Spektrum die Absperrungen zu durchbrechen. Dabei wurde niemand verletzt. Außerdem wurden sieben Teilnehmer der Dügida-Kundgebung vorübergehend in Gewahrsam genommen, weil sie verbotene Gegenstände wie Schlagstöcke und präparierte Handschuhe dabei hatten. (mit dpa)