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30 Brücken für Lkw gesperrt – Schaden für Industrieland NRW

30 Brücken für Lkw gesperrt – Schaden für Industrieland NRW

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Die Teilsperrung der A40-Rheinbrücke in Duisburg führt jeden Morgen zu einem Zehn-Kilometer-Stau. Foto: Archiv/Funke Foto Services/Banski
Duisburger A40-Brücke ist eine von 30 Brücken in NRW, die für Lkw gesperrt sind. Stadtspitzen und Industrie fordern „A40-Soforthilfepaket“ für Neubau.

Duisburg. 

Die marode A40-Brücke bei Neuenkamp wird mindestens noch zehn Jahre lang ein gravierendes Problem bleiben. Bis zum Jahr 2025 wird der Ersatzneubau „angestrebt“, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium. Die Machbarkeitsstudie für den Neubau soll noch im Frühjahr vorliegen, erst dann beginnt das langwierige Verfahren der Bauplanung. Das geht aus einem Antwortschreiben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt an den Duisburger CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Mahlberg hervor.

„Damit würde die Brücke deutlich schneller fertig, als dies viele Experten bisher prognostiziert haben“, sagt Mahlberg und fordert, dass die sechswöchige Verengung auf nur eine Spur die Ausnahme bleiben müsse. Ob sich das realisieren lässt, ist mehr als fraglich. Der Landesbetrieb Straßen.NRW teilte bereits mit, dass die Brücke „insgesamt konstruktiv nicht mehr verbessert werden“ könne.

Von 152 Brücken müsste fast die Hälfte komplett erneuert werden

Zehn Jahre zu warten, das geht vielen nicht schnell genug. Der IHK-Arbeitskreis Niederrhein, dem auch Oberbürgermeister und Landräte aus der Region angehören, befürchten eine nachhaltigen Schaden für den Industrie- und Logistikstandort. Sie forderten auf ihrer Tagung in Moers von Bund und Land ein „A40-Soforthilfepaket“.

Planungs- und Finanzierungsabläufe müssten deutlich beschleunigt werden: „Auf eine neue Rheinbrücke darf man angesichts der jetzt zugespitzten Lage nicht zehn Jahre warten. Jeder Tag Verzögerung bei der Sanierung belastet die Region, aber auch die gesamte Volkswirtschaft“, hieß es aus dem Gremium.

Das Problem: Das marode Bauwerk in Duisburg ist kein Einzelfall. Nach Angaben des NRW-Verbands für Verkehrswirtschaft und Logistik sind bereits über 30 Brücken in NRW für Lkw gesperrt, von 152 untersuchten Brücken sei fast die Hälfte so marode, dass sie komplett erneuert werden müssen.

Brückensperrung in Leverkusen kostet Firmen 150.000 Liter Diesel

Geld dafür sei dennoch vorhanden, argumentiert der Verband: Der Straßenverkehr spült dem Staat jährlich rund 55 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen, der Bund investierte davon mit jährlich nur 10 Milliarden Euro aber nicht einmal ein Fünftel. Und: Vergleicht man die Investitionen in NRW mit denen in den ähnlich dimensionierten Niederlanden, werde es für das Logistikland NRW „regelrecht beschämend“: Dort werde das Dreifache in den Ausbau und Erhalt der Fernstraßen gesteckt.

Der Schaden für die Volkswirtschaft sei laut des NRW-Logistik-Verbands immens: Zwar würde es sich nicht tragisch anhören, wenn ein Lkw durch die Sperrung der Rheinbrücke an der A40 eine halbe Stunde im Stau verliert oder 20 Kilometer Umweg fährt. Doch die Touren der Lkw-Fahrer seien fast schon minutiös geplant sind, ganze Ablaufplanungen würden nicht mehr funktionieren, die Fahrer dürften nur maximal neun Stunden pro Tag hinter dem Steuer sitzen. Regelmäßige Verstöße könnten für Unternehmer sogar mit Berufsverboten enden.

Für die Zwillingsbrücke in Leverkusen hat der Logistik-Verband die Folgen des Lkw-Verbots durchgerechnet: Täglich 20.000 Lkw müssen einen Umweg von 30 Kilometern fahren, was alleine einen Sprit-Mehrverbrauch von deutlich über 150.000 Litern Diesel und 384 Tonnen Kohlendioxid pro Tag bedeutet.

Private wollen planen

Auch der NRW-Bauindustrieverband bezeichnet die Lkw-Sperrung der A40-Brücke als „ein verheerendes Signal“ und fordert, alle Möglichkeiten zur Sanierung auszuschöpfen. Allerdings nicht ganz uneigennützig: Statt der oft langwierigen Planung der öffentlichen Hand könnten laut Geschäftsführerin Beate Wiemann Bauunternehmen neben dem Bau auch gleich die Planung übernehmen. „Unsere Unternehmen stehen bereit, die personellen Kapazitäten stehen zur Verfügung“, sagt Wiemann. Allerdings müsse die Politik dafür „ihre Denkverbote aufgeben.“