Dortmund.
Warum musste Mouhamed D. (†16) in Dortmund sterben? Mit dieser Frage beschäftigt sich nach dem Polizei-Einsatz am 8. August (wir berichteten) die ganze Stadt.
Wie am Donnerstag (2. September) herausgekommen ist, haben die Ermittler bei der Aufarbeitung des tödlichen Polizei-Einsatzes in Dortmund Zugriff auf eine Aufzeichnung der Geschehnisse.
Dortmund: Wende im Fall Mouhamed D. – Schüsse aufgezeichnet!
Bislang war durchgesickert, dass die Bodycams der Einsatzkräfte ausgeschaltet waren. Video-Material der Schüsse auf den 16-Jährigen gibt es also nicht.
Wie der Dortmunder Oberstaatsanwalt Carsten Dombert allerdings mitteilte, gibt es eine Ton-Aufzeichnung des Einsatzes. Denn der Betreuer der Jugendhilfeeinrichtung, der wegen des suizidgefährdeten 16-Jährigen den Notruf gewählt hatte, blieb während des Einsatzes in der Leitung.
Im Hintergrund des Telefonats mit der Leitstelle seien Aussagen der Beamten sowie Knallgeräusche zu hören – ein wichtiges Dokument, um die Abläufe des Einsatzes zu rekonstruieren. Es soll nun in den nächsten Tagen aufgearbeitet und analysiert werden.
Oberstaatsanwalt kritisiert Polizei Dortmund: „Keine Gefahr für die Allgemeinheit“
Seit Wochen wird über die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes in Dortmund diskutiert. „Der Jugendliche war alleine im Innenhof. Er saß teilnahmslos mit dem Rücken an der Kirchenmauer und hatte den Kopf gesenkt. Drei Seiten des Hofs sind von Mauern begrenzt, an der vierten Seite standen Polizisten. Der 16-Jährige stellte also keine Gefahr für die Allgemeinheit dar“, sagte Carsten Dombert dem „Westfalen-Blatt“.
Der Oberstaatsanwalt stellt in Frage, warum als erste Maßnahme nicht ein Dolmetscher oder ein Psychologe gerufen wurde, um auf den aus dem Senegal geflüchteten Jugendlichen einzugehen.
„Der Jugendliche saß da und tat nichts“ – dann eskaliert es in Dortmund
Fraglich ist, warum der Einsatz so eskalierte. „Der Jugendliche saß da und tat nichts“, erklärt Dombert. Nach bisherigen Ermittlungen sei der 16-Jährige erst aufgestanden, als er mit Reizgas besprüht worden war.
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Dadurch hätten ihn die Polizisten als bedrohlich wahrgenommen und mit Tasern auf ihn geschossen. Weil der Jugendliche dadurch nicht außer Gefecht gesetzt war, eröffnete ein Beamter (29) mit einer Maschinenpistole das Feuer.
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Mehr zu den tödlichen Schüssen auf Mouhamed D.:
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Die Einsatzkräfte ließen später mitteilen, dass der 16-Jährige sie mit seinem Messer bedroht hätte. Ob das stimmt, muss nun zweifelsfrei geklärt werden.
Einer der Beamten ist in der Zwischenzeit suspendiert worden. Mehr dazu hier >>> (ak mit dpa)