Psychologin erklärt: Täter von Herne scharf auf den „Ruhm des Bösewichts“. Und ihn treibt noch mehr an
Ein 19-Jähriger soll in Herne ein neunjähriges Kind getötet haben
Er ist auf der Flucht
Kriminalpsychologin Lydia Benecke erklärt seine mögliche „Mischmotivation“
Er wollte wohl Ruhm – und lebte eine schreckliche Gewaltfantasie aus
Herne trauert um ein Kind. Der kleine Junge (9) wurde am Montagabend im Keller eines Reihenhauses erstochen.
Der mutmaßliche Täter ist ein Jugendlicher. Der 19-Jährige wohnt in der Nachbarschaft. Er ist Brillenträger, sehr schlank, wirkt wie der unauffällige Junge von nebenan.
Ein privates Chat-Protokoll des 19-Jährigen, das DER WESTEN vorliegt, zeichnet ein anderes Bild. Darin prahlt er mitleidlos mit seiner Tat und kündigt an, er werde berühmt werden. Außerdem präsentiert er die Tatwaffe und weitere Utensilien.
Wie passt das zusammen? Und warum musste der Neunjährige sterben? Wir haben mit der Kriminalpsychologin und Buchautorin Lydia Benecke (34) über den Fall gesprochen.
Das Verhalten des mutmaßlichen Täters erinnert sie in Teilaspekten an Schul-Amokläufer. „Ihnen geht es auch um den Ruhm des Bösewichts.“ Doch zur Erklärung der Tat von Herne reiche das nicht aus. „Schul-Amokläufer wollen andere bestrafen – sie richten ihre Aggression häufig auf diejenigen, denen sie die Schuld an ihrem Elend zuschieben.“
Schüchtern, gehemmt, verschlossen
Bei dem 19-jährigen Herner läge der Fall wahrscheinlich anders. Benecke spricht von einer „Mischmotivation“: „Er will einerseits Aufmerksamkeit und findet es toll, der Welt zu zeigen, für wie mächtig er sich hält.“ Andererseits sagt sie: „Gleichzeitig lebte er eine private Gewaltfantasie aus, enthemmte sich mit Alkohol.“ Im Chat schreibt er, wie betrunken er vom Rotwein sei.
Was den 19-Jährigen genau angetrieben hat, wird wohl erst ein Gericht klären können. Einige Eigenschaften treffen aber auf viele jugendliche Mörder zu. „Sie sind häufig schüchtern, gehemmt und verschlossen. Dazu kommen Beziehungsstörungen“, sagt Benecke. Jugendliche, die Tötungsdelikte begehen, flüchten sich häufig in eine Welt aus aggressiven Fantasien.
Gewaltfantasien in die Tat umgesetzt
Bei dem 19-Jährigen kam dann wohl eine Situation dazu, die ihn dazu trieb, seine Gewaltfantasien in die Tat umzusetzen. Dazu würden auch die Suizidabsichten passen, die im Chat beschrieben werden. „Nach dem Motto: Mein Leben ist eh sinnlos.“
Wo ist jetzt? Das weiß niemand. Die Polizei fahndet weiter mit Hochdruck nach ihm. Am Dienstagnachmittag tauchten Nachrichten von ihm im Netz auf. darin prahlt er mit der Folterung einer Frau: