- An der Ruhr-Uni werden im Kulturcafé besondere Powerpoint-Präsentationen gehalten
- Studenten müssen dabei spontan Präsentationen halten, die ihnen völlig fremd sind
- Seit etwa zweieinhalb Jahren gibt es die Veranstaltung in Bochum
Bochum.
Stell dir eine Powerpoint-Präsentation in der Schule vor. An der Gruppenarbeit haben mal wieder nur drei von vier Leuten gearbeitet und der vierte Mitschüler natürlich nicht. Und witzigerweise muss genau dieser Typ die Präsentation jetzt der gesamten Klasse erklären. (Die er da hinter sich zum allerersten Mal sieht).
Zuschauer werden zu Akteuren
Klingt lustig? Ist es auch. Erleben können Studenten der Ruhr-Uni Bochum das sogenannte „Powerpoint-Karaoke“ im KulturCafé auf dem Campus. (Termine gibt es hier). Bevor die Kandidaten die Bühne betreten, sind sie ganz gewöhnliche Zuschauer und werden durch das Ziehen eines Zettels von anderen Zuschauern ausgewählt.
So ist es am Montag auch Tobias Schemken gegangen, der an der Ruhr-Uni einen Masterstudiengang in Mathematik absolviert und zum ersten Mal an der Veranstaltung teilgenommen hat. Er durfte einen Vortrag halten über Milch und wie sie zu Käse wird. Selbstverständlich inklusive der chemischen Abläufe.
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„Milch lässt die Knochen wachsen, außer man ist laktoseintolerant“
Seinen Vortrag startete Tobias, indem er beim Publikum bereits ein ordentliches Stoßlachen erzeugte. „Milch ist wichtig, Milch lässt die Knochen wachsen“, sagte er. „Außer, man ist laktoseintolerant. Dann bleibt man lieber klein, als dass man Durchfall hat.“
Wichtiger Aspekt des Spiels: Tobias darf keine Ahnung von der Präsentation haben. Deshalb wird auf dem Zettel, auf dem sein Name steht, auch sein Studienfach angegeben, erklärt Moderator Marcel Schäfer. Die Themen variieren dann. „Es gibt verhältnismäßig trockene Themen wie Bauvorschriften für Stalldächer. Präsentationen darüber, welche Arten von Gestein es gibt. Oder auch über Hexenverbrennung.“
Auch introvertierte Referenten präsentieren brillant
„Natürlich haben wir oft extrovertierte Teilnehmer“, sagt Moderator Schäfer. Aber es habe auch schon sehr introvertierte Teilnehmer gegeben, die trotz großen Publikums brillante und witzige Vorträge abgeliefert hätten. Die Veranstaltung gibt es seit etwa zweieinhalb Jahren. Damals, so erklärt Schäfer, habe Heiko Jansen (Leiter des Akafö-Kulturbüros Boskop) die Veranstaltung in einer anderen Stadt gesehen und dann in Bochum umgesetzt. Weil sie anschließend sehr gut angekommen sei, wurde sie weitergeführt.
Voraussetzungen: Schnell schalten können und einen großen Wortschatz haben
Zwischendurch erklärte Tobias, worauf es aus seiner Sicht beim Powerpoint-Karaoke ankommt: „Man muss relativ schnell schalten können und vielleicht auch einen gewissen Wortschatz haben. Ich glaube, man darf nicht versuchen, witzig zu sein. Wenn man entspannt da rangeht, ist es vielleicht am besten.“
Insgesamt gibt es beim Powerpoint-Karaoke zehn Präsentationen. Der Sieger der ersten fünf tritt in einer finalen Runde dann gegen den Sieger der zweiten fünf an. Die anderen neun Teilnehmer hat Mathe-Student Tobias Schemken am Montag hinter sich gelassen. Und gewann damit nicht nur Ruhm, Anerkennung und eine Urkunde, sondern auch einen Jutebeutel, auf dem ein Satz steht, der den Abend perfekt zusammenfasst. Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.