Der finnische Konzern Outokumpu denkt über Verkauf der Tochter VDM nach. In NRW wären 1600 Menschen betroffen, die meisten davon in Südwestfalen. Standorte unter anderem in Werdohl, Altena, Unna, Siegen und Essen.
Hagen/Werdohl.
Klar, dass die Stimmung im Keller ist. Gesamtbetriebsratschef Gerd Bendiks will noch nichts zur neuen Entwicklung sagen: „Wir sind selbst noch mit der Situation beschäftigt.“ Jetzt gehe es erst einmal darum, den Betriebsrat und die Beschäftigten ins Boot zu holen.
Die Rede ist von der lähmenden Unsicherheit, die die knapp 1600 Mitarbeiter des Werkstoffspezialisten Outokumpu VDM in NRW – die meisten davon in Südwestfalen – erfasst hat, seit der finnische Mutterkonzern ankündigte, bis zum Jahresende für seine Tochter die Möglichkeiten Verkauf, Teilverkauf, Börsengang oder Verbleib im Konzern zu prüfen.
Schließung nicht geplant
Nur Schließung und Stellenabbau sollen nach Angaben von Outokumpu-Sprecherin Dr. Monica Soffriti nicht darunter sein. VDM sei profitabel – der Umsatz lag 2012 bei rund 1,3 Milliarden Euro. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte der weltgrößte Edelstahlkonzern aus Espoo bei Helsinki VDM zusammen mit der Thyssen-Krupp-Edelstahltochter Inoxum übernommen. VDM gilt als international führend bei der Herstellung von korrosions- und hitzebeständigen Nickellegierungen und Titan für Kunden in der Luftfahrt sowie in der Energie- und Chemiebranche.
Genaue Angaben, wie viele Beschäftigte die Standorte Werdohl (Hauptverwaltung sowie Band- und Drahtwerk), Unna (Schmelzwerk), Altena (Stangen- und Blechfertigung), Siegen (Walzwerk) und Essen (Titanherstellung) haben, wollte die Sprecherin nicht machen. Nur, dass Werdohl, Altena und Unna die größten Werke sind. Der Standort Siegen soll etwa 70 Menschen beschäftigen. Auch in der Hauptverwaltung Werdohl selbst hält man sich bedeckt. „Wir sind gehalten, nichts zu sagen“, so Marketing-Mitarbeiterin Silke van Os.
Finanzielle Belastungen
Grund für die überraschende Entscheidung der Finnen sind dem Vernehmen nach die fortwirkenden finanziellen Belastungen aus dem Kauf von Inoxum und VDM im vergangenen Jahr. „Seitdem hat sich der Markt nicht verbessert“, betonte Soffriti. Im ersten Quartal 2013 gab es einen Verlust von 152 Millionen Euro. Schon bei der Inoxum-Übernahme hatte Outokumpu-Vorstandschef Mika Seitovirta angekündigt, 200 Millionen Euro einzusparen – die Sprecherin nannte das „Synergien“.
Schließen will der finnische Konzern das ehemalige Thyssen-Krupp-Edelstahlwerk in Krefeld mit 570 Beschäftigten. Der Fortbestand des Edelstahlwerks Bochum wird noch geprüft. In diesem Jahr sollen in Deutschland bis zu 570 Arbeitsplätze wegfallen, bis 2017 weltweit 2500.
Das Unternehmen Outokumpu VDM hat eine lange Geschichte. 1930 hatten sich mittelständische Familienbetriebe aus dem Sauerland wie unter anderem die 1853 gegründete Carl Berg in Werdohl, die 1869 entstandene Basse & Selve in Altena unter Führung der Metallgesellschaft zur Vereinigten Deutschen Metallwerke AG zusammen. Der Produktionsschwerpunkt lag zunächst bei Kupfer und Messing, später kamen Aluminium und Edelstahl hinzu. Firmensitz war lange Zeit Frankfurt.