Die neuerliche Randale gewaltbereiter Dresdner Anhänger hat das Thema Gewalt im Fußball wieder befeuert. Fans auszusperren – wie zuletzt bei Hansa Rostock – kann auf Dauer auch keine Lösung sein. Intelligentere Strategien müssen her. Ein Kommentar
Ralf Loose ist weder als Meister des Wortspiels bekannt noch als jemand, der für eine Pointe alles macht. Deshalb ist zu vermuten, dass es – vor dem Hintergrund der Randale in Dortmund – eine eher unbedachte Äußerung war, als der Dresdner Trainer die Leistung seines Teams beim 0:2 so kommentierte: „Wir sind hier friedlich und brav ausgeschieden.“
Die Ausschreitungen gewaltsuchender Dresdner Anhänger schienen wie bestellt, um die jüngste Gewalt-Statistik des Profifußballs zu bestätigen. Mit 846 Verletzten (gegenüber 784 in der Vorsaison) hatte sie 2010/2011 einen neuen Höchststand bei Fan-Ausschreitungen ausgewiesen. So wenig jede Form von Gewalt klein geredet werden darf, so kontraproduktiv ist es, Auswüchse größer zu machen als sie sind. Gemessen an den 18 Millionen Fans, die allein die erste und zweite Fußball-Liga jährlich in die Arenen lockt, sind die Zahlen immer noch vergleichsweise gering.
Das Zahlenmaterial der Polizei weist bei den Strafverfahren sogar einen Rückgang von 6043 auf 5813 aus, was den meisten Medien freilich keine Schlagzeile wert war. Interessant wäre es, eine entsprechende Statistik über Zwischenfälle bei allen anderen Massenveranstaltungen dagegenzusetzen.
Aber bleiben wir beim Fußball: Der durchschnittliche Besucher eines Bundesligaspiels kommt immer noch so gut wie nie mit Gewalt in Berührung. Selbst Derbys wie Schalke gegen Dortmund verlaufen in der Regel ohne größere Zwischenfälle. Anders sieht es aus, wenn Ostklubs wie Dynamo Dresden, Energie Cottbus und Hansa Rostock im Spiel sind. Allerdings auch nicht immer: Als Rostock unlängst in Düsseldorf spielte, blieb alles ruhig. Das Geheimnis: Eine vom DFB verhängte Auswärtsspiel-Sperre für sämtliche Hansa-Fans hatte dafür gesorgt, dass der Gästeblock leer blieb.
Konsequent zu Ende gedacht, hieße das, um des Friedens willen am besten gleich alle Zuschauer auszusperren. Aber weil das natürlich niemand will, gilt es weiter, intelligente Strategien zu finden, damit der großen Mehrheit friedliebender Fußballfans der Spaß nicht durch Chaoten verleidet wird. Und Worte über ein „friedliches und ruhiges Ausscheiden“ nicht mehr fehlinterpretiert werden können.