Mandy Islacker steht im Kader für das Länderspiel am Donnerstag in Duisburg. Die für Frankfurt spielende Essenerin hat einen berühmten Großvater.
Essen.
Wer an die erfolgreichen Zeiten von Rot-Weiss Essen zurückdenkt, hat sofort einen Namen im Kopf: Franz Islacker, besser bekannt als „Penny“. Einen Angreifer wie ihn könnte der Verein, der inzwischen in der Regionalliga herumdümpelt, gut gebrauchen, um das Niemandsland der Viertklassigkeit endlich wieder zu verlassen. Nur leider hat der 1970 verstorbene Stürmer sein Talent lediglich an seine Enkelin vererbt, so dass sich RWE anderweitig umschauen muss.
Mandy Islacker startet dafür gerade im Frauenfußball richtig durch. Zurzeit hält sie sich mit der Nationalmannschaft in ihrer Heimat Essen auf, am Donnerstag spielt das DFB-Auswahlteam ab 18 Uhr in Duisburg gegen England.
Ihr Aufstieg begann bei der SGS Essen, von dort führte ihr Weg über den FC Bayern München, FCR (heute MSV) Duisburg und BV Cloppenburg zum Deutschen Rekordmeister 1. FFC Frankfurt. Schon mit vier Jahren begann sie mit dem Fußballspielen. Damals trainierte ihr Vater Frank – einst Profi beim VfL Bochum – eine Jungenmannschaft beim BV Altenessen. Seiner Tochter traute er eine Fußballkarriere damals noch nicht zu, schließlich sei das ja kein Sport für Mädchen.
Siegtreffer im Champions-League-Finale
Die heute 27-Jährige hat es ihrem Vater bewiesen. Mit dem FFC Frankfurt gewann sie im Sommer die Champions League – und steuerte den Siegtreffer gleich selbst bei. Die Angreiferin bekommt noch ein paar Monate danach Gänsehaut, wenn sie an den Moment zurückdenkt. „Das war mein erster Titel“, erzählt sie. „Ich konnte es direkt danach noch gar nicht glauben, dass ich das Tor wirklich gemacht habe.“
In dieser Saison geht es mit der Karriere weiter bergauf. Beim FFC ist sie im zweiten Jahr zur Stammspielerin aufgestiegen. Und Bundestrainerin Silvia Neid hat sie zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen. Gleich bei ihrem ersten Spiel vor einem Monat gegen Russland (2:0) meldete sie sich mit einem Treffer im DFB-Team an. Da war es doch selbstverständlich, dass sie auch für den Jahresabschluss in Duisburg am Donnerstag gegen England wieder für die Nationalelf berufen wurde. „Tore sind sehr wichtig, sie hat ihre Chance genutzt“, weiß Team-Managerin Doris Fitschen. Auch wenn Islacker selbst eher zurückhaltend bleibt: „Auf meiner Position fehlen aktuell viele, weil sie verletzt sind. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass ich überhaupt im ersten Spiel zum Einsatz komme.“
Islacker heiratete auf Zeche Zollverein
Wenn sie am Donnerstag auch spielen darf, wäre das für die Blondine „was ganz Besonderes“. Schließlich erwartet die gebürtige Essenerin viele Freunde, Bekannte und Verwandte. Ihr Vater verpasst ohnehin fast keinen Auftritt seiner Tochter mehr, bei den Heimspielen in Frankfurt ist er immer dabei, und wenn Mandy in der Nähe spielt, kommt er natürlich auch. „Ich bin immer noch sehr mit dem Ruhrgebiet verbunden“, sagt die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation.
Das liegt sicher auch daran, dass ihr Mann Thomas – die beiden haben im Mai auf Zeche Zollverein in Essen geheiratet – immer noch hier wohnt. Mandy Islacker verbringt deshalb viel Zeit auf der Autobahn, weil sie ihren Liebsten in Oberhausen besuchen will. „Ich habe in Frankfurt eine kleine Wohnung, aber einmal in der Woche bin ich hier“, erklärt sie.
Rückkehr ins Ruhrgebiet ist nicht ausgeschlossen
Ihren Namen hat sie bei der Hochzeit behalten. Auch wenn das weniger damit zu tun hatte, dass sie die Fußball-Familientradition aufrecht erhalten wollte, wie sie sagt, „mein Papa fand das ganz gut“.
Und so könnte es auch in Zukunft vielleicht wieder Fußball mit Islacker in Essen auf höchstem Niveau geben. Ihr Vertrag in Frankfurt läuft im Sommer 2016 aus. Wie es dann weiter geht, darüber hat sich die Angreiferin, die im Gegensatz zu ihrem Großvater einen starken linken Fuß hat, noch keine Gedanken gemacht. Eine Rückkehr in ihre Heimat schließt Islacker aber definitiv nicht aus. „Ich werde niemals nie sagen“, erklärt sie. Ein Funkeln in ihren Augen ist dabei deutlich zu erkennen.
Neid will bei Deutschland gegen England Neues ausprobieren
Auf die Partie Deutschland gegen England (Donnerstag, 18 Uhr) in Duisburg bereitet sich die DFB-Elf in Essen vor. Wobei Doris Fitschen erklärt, dass das Training erst einmal hinten ansteht. „Viele Spielerinnen sind sehr belastet, da geht es auch ein bisschen um Regeneration“, erklärt die Team-Managerin. Dabei denkt sie vor allem an die Akteurinnen des FFC Frankfurt und des VfL Wolfsburg, die unter der Woche noch in der Champions League ran mussten.
Deshalb steht der Lehrgang in dieser Wochen auch vor allem in Zeichen der Olympia-Vorbereitung. Da einige Spielerinnen verletzt fehlen – Saskia Bartusiak, Alexandra Popp, Almuth Schult, Pauline Bremer und Lena Petermann – will Bundestrainerin Silvia Neid auch ein wenig ausprobieren und Spielerinnen eine Chance geben sich zu präsentieren, die sonst weniger oder noch gar nicht zum Einsatz kommen.
Mit dem Länderspiel ist der Lehrgang aber noch nicht abgeschlossen. Am Freitag steht ein Besuch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund an. Annike Krahn wird ihre Teamkolleginnen dann durch die Ausstellung führen. Die Abwehrspielerin, die seit Sommer in Leverkusen spielt, arbeitet dort und führt Klassen durch die Geschichte des Fußball. „Es ist uns wichtig, dass die Spielerinnen auch etwas über die Historie des Frauenfußballs erfahren“, erklärt Fitschen den Programmpunkt.
Am Samstag steht dann noch ein Leistungstest auf dem Programm, nachdem sich die Beteiligten vom Testspiel wieder erholt haben. Für die Mädels ist der immer eine große Motivation. Und für die Verantwortlichen eine Möglichkeit, ihre Schützlinge optimal auf das olympische Jahr einzustellen. „Aufgrund der Ergebnisse können wir Pläne für die Winterpause aufstellen“, erklärt Fitschen, die die Reise nach Brasilien 2016 bereits akribisch plant.