Beim FC Bayern München gibt es einen personellen Umbruch. Sportdirektor Sammer hört auf. Trainer Ancelotti nimmt am Montag seine Arbeit auf.
Essen.
Die Vorstellung des neuen Cheftrainers beim Fußball-Rekordmeister FC Bayern München wird am Montag ab 11 Uhr in den Räumlichkeiten an der Säbener Straße mehr Fragen aufwerfen als jene nach den sportlichen Plänen von Carlo Ancelotti. Am Sonntag, wenige Stunden vor dem EM-Finale zwischen Frankreich und Portugal, gaben die Bayern recht schmerzlos die vorzeitige Trennung von Sportdirektor Matthias Sammer bekannt. Nach dem Abgang von Trainer Pep Guardiola zu Manchester City sowie dem Abschied von Mediendirektor Markus Hörwick nach 33 Jahren ist Sammer damit die dritte große Bayern-Personalie abseits des Rasens binnen weniger Wochen.
„Sportvorstand beim FC Bayern zu sein, bedeutet: sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag mit aller Energie dem Klub, der Mannschaft und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen. Diesen Aufgaben möchte ich im Moment nicht nachkommen“, erklärte Sammer in einem Statement des Vereins. „Er setzt nun andere Prioritäten, und dazu passt die Tätigkeit beim FC Bayern nicht mehr“, erklärte dazu Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Auffallend kühl und sachlich.
Leichter Schlaganfall
Inwieweit Sammers Erkrankung eine Rolle bei der Vertragsauflösung gespielt haben mag, lässt sich nur spekulieren. Ende April hatte der gebürtige Dresdner einen leichten Schlaganfall erlitten. „Eine winzige Durchblutungsstörung, die komplett und folgenlos ausheilen wird“, so erklärte damals Klubarzt Roland Schmidt.
Sammer musste sich schonen. Krankgeschrieben tauchte der 48-Jährige nur noch bei der Bayern-Meisterfeier am 7. Mai nach dem 2:1-Sieg in Ingolstadt in Erscheinung. „Mir geht es sehr gut. Meine Gesundheit ist wiederhergestellt. Die umfangreichen medizinischen Untersuchungen haben dies zu 100 Prozent bestätigt“, wurde der 48-jährige Sammer am Sonntag nun in der Mitteilung des Vereins zur Vertragsauflösung zitiert.
Eine Liebesbeziehung war das Verhältnis zwischen Sammer und den Bayern in den vergangenen vier Jahren nie. Vielen Fans schmeckte die bisweilen überkritische Art des ehemaligen Dortmunder Meistertrainers von 2002 nicht.
Spekulationen um Hoeneß
Ex-Präsident und -Aufsichtsratschef Uli Hoeneß hatte im Juli 2012 nach dem verlorenen Titelkampf mit Borussia Dortmund einen Personaltausch forciert. Matthias Sammer sollte als zweiter „bad guy“ an der Säbener Straße den eher ruhigen Christian Nerlinger ersetzen. Als rechte Hand von Cheftrainer Jupp Heynckes war Sammer auch für die Nachwuchsarbeit beim FC Bayern zuständig.
Trotz des Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und Gewinn der Champions League in der Saison 2012/13 machte sich Sammer mit seiner Art intern nicht allzu viele Freunde. Viele Beobachter sahen den Sportvorstand seit langer Zeit als Einzelgänger.
Ob Sammers Ausstieg in München in Zusammenhang mit einem möglichen großen Wiedereinstieg von Uli Hoeneß steht? Hoeneß jedenfalls soll nach seinem Abgang auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 2. November 2013 als Präsident, dem Prozess und der später ausgesprochenen Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung geschuldet, das Comeback vorbereiten.
Der 64-Jährige soll darüber nachdenken, sich bei der Bayern-Hauptversammlung im kommenden November nicht nur das Amt des Präsidenten anzustreben. Sondern auch den Vorsitz im Aufsichtsrat. Hoeneß weilte zuletzt mehrere Wochen im Urlaub.