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Ultras von Schalke setzen sich Grenzen

Ultras von Schalke setzen sich Grenzen

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Foto: WAZ FotoPool
Die „Ultras Gelsenkirchen“ wollen für Stimmung sorgen, mit Gesängen, Choreografien und Pyrotechnik. So steht es in ihrer neuen Leitlinie „Vorwärts Nordkurve“. Darin fordern sie auch Respekt für den Gegner. Ein Gewaltverzicht aber fehlt in dem Kodex.

Essen. 

Die Leitlinie beginnt mit einem überraschenden Einstieg. Die „Ultras Gelsenkirchen“, eine zentrale Gruppe der Schalke-Fans, beklagt, dass es in der heimischen Veltins-Arena kein Wir-Gefühl unter den Zuschauern gibt. Auch gebe es keinen „Kurven-Konsens“ auf der Nordtribüne. Mit der neuen Leitlinie soll dies nun anders werden.

„Uns geht es darum, dass die Schalker der Nordkurve, die mit unserem Selbstverständnis konform gehen, eine Einheit bilden, um so gemeinsam mehr erreichen zu können. Schluss mit dem nebeneinander her leben!“, schreiben die Ultras auf ihrer Homepage.

Diese neue Gemeinschaft soll nach außen getragen werden. Sichtbar durch einheitliche Kleidung, hörbar durch Schlachtrufe und Fangesänge. Eine Reglementierung durch den Verein Schalke 04 lehnen sie ab. Konkret heißt es: „Verbote von Tifo-Material, (also Spruchbanner, Fahnen oder Doppelhalter), lehnen wir genauso ab wie Anträge zur Genehmigung von Spruchbändern und Choreographien.“ Solche Stilelemente sollten, so die Gruppierung, generell erlaubt werden. Den Schalkern in der Nordkurve sollte überlassen werden, „welche Inhalte transportiert werden“.

„Wir lieben die Pyrotechnik“

Die Zuschauer in der Veltins-Arena werden aufgefordert, lautstark ihren Verein zu unterstützen. Kopieren wollen sie andere Fanlager aber nicht. Man wolle keine Lieder singen, die bereits in anderen deutschen Stadien gesungen werden. „Die Nordkurve muss ihren eigenen Stil haben! Zigfach kopierter Kram wie die ,Humba’ kommt für uns nicht in Frage!“

Klare Position beziehen die „Ultras Gelsenkirchen“ weiter in der Frage nach der Legalisierung von Pyrotechniken in Stadien. „Wir lieben die Pyrotechnik, so wie wir unsere Zaunfahnen, Choreographien und Gesänge lieben. Bengalische Feuer und die bunten Farben des Rauches sind feste Bestandteile der Fankultur“, so die Fanszene. Man sei sich der Verantwortung und der Gefahren bewusst und wolle etwa bengalische Feuer „vernünftig einsetzen“. Legal werden sie das aber in naher Zukunft nicht können. Die Deutsche Fußball Liga hat im Februar entschieden, dass es bei einem Verbot bleibt.

Auch der Vorsitzende vom Schalker Fanclub-Verband, Rolf Rojek, steht dem Thema skeptisch gegenüber. „Pyrotechnik erzeugt Stimmung. Sie ist aber auch gefährlich, zu gefährlich“, so Rojek. Die Gesundheit der Fans müsse vorgehen. Bei der Ausarbeitung der Leitlinie „Vorwärts Nordkurve“ war der Schalker Fanclub-Verband nicht vertreten.

Rechtsextremes Gedankengut hat keinen Platz

Keine Antworten finden Schalke-Fans in dem Papier der Ultras zum Thema Gewalt. Ein klarer Gewaltverzicht gegenüber anderen Fans jedenfalls fehlt in dem Kodex. Zum Umgang mit der Polizei heißt es: „Wir stehen Polizeieinsätzen beim Fußball aufgrund vieler negativer Erfahrungen kritisch gegenüber. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Maßnahmen ungerechtfertigt sind“, schreibt die Gruppe. Und weiter: Es gelte, sich bei „ungerechtfertigten polizeilichen Maßnahmen mit friedlichen Mitteln mit den Betroffenen zu solidarisieren“.

Klarer sind da die Hinweise, dass rechtsextremes Gedankengut in der Nordkurve keine Chance hat. „Rassistische Parolen dulden wir auf keinen Fall. Auch werden wir es nicht zulassen, dass die Nordkurve zu derartigen Zwecken missbraucht wird! Unerwünscht sind auch Kleidungsstücke von Marken wie Thor Steinar, Eric & Sons usw.“

Wie viele Schalke-Fans sich der Leitlinie unterordnen, ist unklar. Zwar schreiben die „Ultras Gelsenkirchen“, dass es in den vergangenen Tage zahlreiche Fragen und Anregungen gegeben hätte. Kontaktversuche für Nachfragen von DerWesten blieben aber erfolglos.