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Levan Kenia verlässt den FC Schalke 04 nach unfassbar viel Pech

Levan Kenia verlässt Schalke nach unfassbar viel Pech

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Der Georgier Levan Kenia hatte das Zeug zum Weltstar, doch dann bremsten ihn drei Operationen aus. Seit zweieinhalb Jahren hat der 21-Jährige nicht mehr beim FC Schalke 04 gespielt. Jetzt hofft er auf einen schmerzfreien Neustart – und verlässt die Königsblauen.

Gelsenkirchen. 

Hier so zu jubeln, dazu gehört schon Mut. Ebenso gut könnte er seine Hand in ein Piranha-Becken halten und dabei triumphierend die Raubfische angrinsen. Levan Kenia ballt die Faust und reißt den Arm hoch, gemeinsam mit Jefferson Farfan feiert er genüsslich dessen Goldenes Tor für den FC Schalke 04 beim Revierderby in Dortmund. Und zwar vor der Südtribüne, wo Emotionen in Schwarz und Gelb gehüllt sind.

Levan Kenia ist 18 an jenem 29. September 2009, es ist seine erste Bundesligasaison, sein erstes Derby. Seine brillante Technik fällt auf, er ist als Duzfreund des Balles identifiziert. Schon mit 16 hat das Top-Talent aus Tiflis beim 2:0 gegen Schottland in Georgiens Nationalmannschaft debütiert. „Wenn er zaubert, ist es ein Gedicht. Er wird eine Vollgranate, ein absoluter Weltstar“, urteilt Nationaltrainer Klaus Toppmöller danach wie berauscht.

„Am Anfang ist wirklich alles sehr gut gelaufen“, sagt Levan Kenia heute in einwandfreiem Deutsch, fast drei Jahre später. „Nach den ersten Spielen für Schalke dachte ich: Jetzt geht es richtig los!“

Aber nur einen Monat nach dem großen Tag in Dortmund grätschte ihn erstmals das Pech ab. Im Training erwischte es ihn am linken Sprunggelenk. Nach drei Monaten Pause fing er wieder an. Zu früh. Ein verhängnisvoller Fehler.

Ärger über Ex-Schalke-Trainer Felix Magath

Am vergangenen Samstag ist er in der Arena verabschiedet worden. In großem Rahmen, vor Raúl, der Legende. Der Vertrag läuft zum Saisonende aus, der sportlich Hochbegabte ist mittlerweile dreimal am Sprunggelenk operiert worden und konnte seit der ersten Verletzung nie wieder für Schalke spielen. „Ich habe zwei Jahre und fünf Monate verloren“, bilanziert er frustriert. Zuletzt hat er mit der zweiten Mannschaft trainiert: Vor drei Zuschauern, während sich nebenan beim Bundesligateam Hunderte an der Bande drängelten. „Den Jungen hätten wir gerne für unsere Mannschaft“, schwärmt Manni Dubski, Schalker Profi aus den Siebzigern und heute Co-Trainer des Regionalligateams. „Ein feiner Kerl und ein toller Fußballer. Aber es ist ja klar, dass er wieder im Profibereich unterkommen will.“

Die Schmerzen sind endlich verschwunden, Levan Kenia glaubt: „Das Schlimmste habe ich hinter mir.“ Er gibt aber auch zu, dass er von hundert Prozent Leistungsfähigkeit noch weit entfernt ist: „Es wird bestimmt noch ein Jahr dauern“, schätzt er. „Ich brauche jetzt Spielpraxis und Vertrauen.“

Schalke konnte und wollte nicht länger auf ihn warten. „Es ist mir schwer gefallen, so einem Jungen erklären zu müssen, dass es nicht mehr reicht“, versichert Trainer Huub Stevens. „Er wollte so gerne wieder zeigen, was er kann, aber er ist nicht fit genug geworden. Deshalb mussten wir eine Entscheidung treffen.“ Der im Fußball übliche Sieg der Professionalität über die Sentimentalität.

„Das ist schade“, meint Levan Kenia dazu nur. Er ist ein kluger Junge mit Manieren, dem Verein wirft er nichts vor. Der Mann, der ihm wehgetan hat, führt längst wieder Regie in Wolfsburg. „Was Felix Magath und seine Leute mit mir gemacht haben, war nicht richtig“, sagt er. „Ich bin sehr traurig, wie sie mit mir umgegangen sind.“ Im Januar 2011 musste der Mittelfeldspieler gleich zu Beginn des Wintertrainingslagers im türkischen Belek wieder passen – der lädierte Knöchel wurde dick, mit einem Kühlverband humpelte Levan Kenia frustriert vom Platz. Auf mediale Nachfrage urteilte Magath: „Da ist nichts kaputt.“ Einen Mannschaftsarzt hatte er nicht mit in die Türkei genommen. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich immer wieder Schmerzen habe“, erzählt Levan Kenia, „aber die haben wohl gedacht, dass ich lüge. Magath wollte zu schnell, dass ich wieder spiele.“

Neustart im Ausland

Der Stillstand hatte sich nur für kurze Zeit als Bewegung getarnt, eine erneute Operation war unvermeidbar. Wieder tägliches Schuften in der Reha. Und wieder diese zermürbenden Selbstzweifel. Dieses Problem, Kampfgeist und Geduld ausbalancieren zu müssen: „Ich kann nicht sagen, dass ich jeden Tag motiviert war. Ich wollte schon alles beenden.“

Er hat es dann doch geschafft, auch mit Hilfe seiner Frau und seiner mit ihm aus Georgien nach Gelsenkirchen gekommenen Eltern. Jetzt steht der Familie wieder ein Umzug bevor. Es gibt Kontakte ins Ausland, noch ist aber nichts perfekt. „Ich muss irgendwo hingehen, wo ich immer spiele“, erklärt er. „Ich weiß, es ist ein kleiner Rückschritt, aber ich sehe das jetzt als neue Chance.“ Leise fügt er noch hinzu: „Man kann im Leben ja nicht immer gewinnen.“

21 ist kein Alter, Levan Kenia sagt: „Ich hoffe, dass ich noch zehn, fünfzehn Jahre spielen kann.“ Er klopft auf einen Holztisch. Und sagt dann listig grinsend: „Eines Tages würde ich gerne zurückkommen. Und wieder im besten Stadion Europas spielen.“