Köln-Torwart Horn sagt zwei Schalkern große Zukunft voraus
Mit dem 1. FC Köln tritt Torwart Timo Horn am Mittwochabend auf Schalke an.
Wir haben uns mit ihm getroffen
Im Gespräch ging es unter anderem um Olympia und zwei Schalke-Spieler
Köln.
Vor dem Bundesligaspiel beim FC Schalke 04 (20 Uhr/Sky und in unserem Ticker) erteilt Kölns Torwart Timo Horn zwei Gegnern den Ritterschlag. „Leon Goretzka und Max Meyer können in der Nationalmannschaft auf lange Sicht einen Generationenwechsel einleiten“, sagt der 23-Jährige. Im Interview mit Funke-Sport spricht Timo Horn über die Königsblauen, seinen Karriere-Plan und erklärt, warum Borussia Dortmund die Vormachtsstellung des FC Bayern München in absehbarer Zeit brechen kann.
Herr Horn, am Abend treffen Sie mit den Schalkern Max Meyer und Leon Goretzka zwei Teamkollegen, die ihren Teil zu Olympia-Silber in Brasilien beigetragen haben. Freuen Sie sich darauf?
Timo Horn: Ja, es ist schön, Max und Leon wiederzusehen. Leon ist ja leider wegen seiner Schulterverletzung in der Vorrunde abgereist. Max hat ein richtig gutes Turnier gespielt und war fester Bestandteil unserer Auswahl. Wenn man zusammen so ein großes Turnier-Erlebnis hatte, dann begegnet man sich anders auf dem Platz. Die Bundesliga ist dann wie eine große Familie. Trotzdem sind wir natürlich in den 90 Minuten Gegner.
Das Schalker Duo hat zuletzt viel Lob bekommen. Was trauen Sie den beiden zu?
Horn: Schalke 04 kann sich glücklich schätzen, zwei solche Riesentalente des deutschen Fußballs im Kader zu haben. Wenn Leon Goretzka und Max Meyer so weitermachen, dann wird ihr Weg in die A-Nationalmannschaft führen. Sie sind Spieler, die im Mittelfeld auf lange Sicht einen Generationenwechsel einleiten können. Sie müssen natürlich ihre Leistungen bestätigen, sich den Stellenwert noch weiter erarbeiten und immer versuchen, noch etwas draufzupacken.
Bei Schalke 04 läuft es in der Bundesliga überhaupt nicht. Die Königsblauen haben weder gepunktet noch ein Tor erzielt. Wie schätzen Sie das ein?
Horn: Für uns wird Schalke heute das mit Abstand schwerste Spiel. Sie haben große Qualität. Dem Druck müssen wir erst einmal standhalten. Die Schalker werden gegen uns alles rausholen.
Viele Experten sehen Schalke vom Potenzial her unter den ersten vier Mannschaften. Sie auch?
Horn: Über die Saison gesehen werden sie zu den Top-Vier oder Top-Fünf gehören. Schalke ist mit Wolfsburg vergleichbar. Auch da gibt es einen großen Umbruch. Es sind viele neue Spieler hinzugekommen, die integriert werden müssen. Ich habe Schalkes 0:2 gegen Bayern gesehen. Da fand ich sie teilweise besser als die Münchner.
Die Bayern haben ihren ohnehin schon starken Kader erneut aufgerüstet. Ist die Meisterfrage damit beantwortet?
Horn: Ich gehe davon aus, dass sie wieder Meister werden. Mats Hummels ist schon eine Wahnsinns-Verstärkung für sie. Und wenn man an ihm vorbeikommen sollte, wartet dahinter noch Manuel Neuer im Tor. Bayern hat eine enorme Qualität. Gerade, wenn du bei ihnen in München spielst, musst du einem Riesendruck standhalten.
Wer kann den Rekordmeister stoppen?
Horn: Die Bayern schweben über allem. Sie spielen in einer anderen Liga. Trotzdem sind wir natürlich mit 16 anderen Teams gefordert, in den Duellen gegen sie alles zu versuchen. Vielleicht ist Borussia Dortmund in ein paar Jahren in der Lage, die Bayern richtig zu ärgern. Der BVB hat viele gute Talente geholt, die sich noch weiter entwickeln.
Olympia ist jetzt ein paar Wochen her. Wie ist der Draht zu den Teamkollgeen mit etwas Abstand?
Horn: Zu einigen, wie Niklas Süle aus Hoffenheim und Davie Selke aus Leipzig, habe ich nach dem Turnier engeren Kontakt. Aber das lässt sich nicht mit jedem einzelnen Mitspieler aufrechterhalten. Der Bundesliga-Alltag holt dich schnell wieder ein.
Haben Sie die Silbermedaille zuhause aufgehängt oder wird das gute Stück an einem besonderen Ort aufbewahrt?
Horn: Die Medaille wird defintiv einen Ehrenplatz bekommen. Ich muss mir aber noch Gedanken machen, wo das genau sein wird.
Haben Sie Ihren Wert und Ihr Ansehen nach dem Turnier in Brasilien gesteigert?
Horn: Ich habe es schon gemerkt, dass mein Bekanntheitsgrad in Deutschland weit gestiegen ist. Viele Leute haben im Fernsehen verfolgt, was wir geleistet haben. Natürlich kommt man als Fußballer im Erfolgsfall auch auf ein anderes Level. Serge Gnabry zum Beispiel, der bei Arsenal London nur Reservist war, hat sich auch richtig in den Vordergrund gespielt.
Gibt es in Ihrem Kopf einen festen Karriereplan?
Horn: Ich habe mir immer Ziele gesteckt, wann ich was erreichen möchte. Ich wollte früh Profi werden, dann früh die Nummer eins beim 1. FC Köln. Es muss viel zusammenkommen, um das dann auch umzusetzen. Du brauchst den festen Willen. Dann können sich Dinge fügen. Geduld muss man auch haben, aber die ist nicht meine größte Stärke.
Nach Bundesliga-Stammkeeper und Olympia-Silber wäre der nächste Schritt A-Nationalmannschaft, oder?
Horn: Es ist das Größte, mit dem Bundesadler auf dem Trikot aufzulaufen. Mein Ziel ist es, bei der A-Nationalmannschaft vorzurücken und dort ein fester Bestandteil zu werden. Ich versuche, mich Woche für Woche durch gute Leistungen anzubieten und sehe mich deswegen nicht chancenlos.
Was halten Sie den Leuten entgegen, die meinen, Fußball-Torhüter seien bekloppt?
Horn:(lacht) Manchmal ist der Torwartjob schmerzhaft, aber ich mache das, seit ich fünf, sechs Jahre alt bin. Ich wollte immer ins Tor. Das kam auch ganz gelegen, weil fast alle anderen im Feld spielen wollten. Für mich kam nie etwas anderes in Frage. Und ehrlich gesagt: Handball-Torwart zu sein, das finde ich deutlich schlimmer. So wie denen die Bälle um die Ohren fliegen. Das würde ich nicht machen wollen.