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FC Schalke 04: Wie Christian Heidel das Scouting-System revolutioniert

FC Schalke 04: Wie Christian Heidel das Scouting-System revolutioniert

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Christian Heidel will das Scouting-System neu aufstellen. Foto: imago/Revierfoto

Gelsenkirchen. 

Es war eine stattliche Runde, die sich da kürzlich in der Arena versammelt hatte. 27 Talentspäher saßen gemeinsam mit Schalkes neuem Chef-Scout Fabio Casanueva an einem Tisch und präsentierten der sportlichen Leitung um Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco ihre Ergebnisse. Es ging darum, die Schalker Spieler der Zukunft zu finden – weltweit, zwischen Japan und Kolumbien.

27 Ligen werden beobachtet

Schalke 04 hat sein Scouting-System völlig neu aufgestellt. Wo in der Vergangenheit drei, vier Scouts durch die Weltgeschichte reisten, um nach gezielten Hinweisen mögliche Talente zu beobachten, gibt es jetzt eine Art königsblaue Rasterfahndung. 27 Fußball-Ligen werden permanent überwacht; für jede dieser Ligen ist ein eigener Talentspäher zuständig. Die meisten von ihnen sind Sport-Studenten, die eines Tages fest im Fußball arbeiten wollen. Schalke hatte auf Initiative von Manager Christian Heidel bereits vor einem Jahr ein Casting veranstaltet, um die besten Diamanten-Augen zu finden.

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Analyse am Computer

Die Scouts sitzen nicht in den jeweiligen Ländern, die sie verantworten, sondern sie sichten von Deutschland aus vor dem Computer. Schalke hat ihnen die technischen Zugänge zu einem Datensystem verschafft, in dem die Spiele spätestens eine Stunde nach dem Abpfiff abrufbar sind. So ist sichergestellt, dass der Scout sich nicht nur ein oder zwei Partien pro Spieltag ansehen und auswerten kann, sondern alle nacheinander.

Er hat damit den Auftrag, sämtliche Fußballer seiner Liga zu scouten und die Spieler herauszufiltern, die auf einzelnen Positionen die Schalker Benchmark erfüllen. „In jedem Land gibt es eine Schalker Schattenmannschaft”, erklärt Heidel im Gespräch mit der WAZ.

So wurde Amine Harit entdeckt

Mit den Besten wird ein Ranking für jede Position erstellt. Und wenn Schalke einen neuen Spieler sucht, nimmt ein Team um Chef-Scout Fabio Casanueva die Kandidaten persönlich unter die Lupe und schlägt sie der sportlichen Leitung vor – nach diesem System entdeckte Schalke zum Beispiel im Frühjahr Top-Talent Amine Harit in der französischen Liga beim FC Nantes.

Heidel: „Es gab in der letzten Saison die Aufgabe, einen Spieler zu suchen, der viel Tempo mitbringt, dribbelstark ist und sich im eins gegen eins durchsetzen kann.” Bei der Rasterfahndung blieb Harit hängen, den in Deutschland zu dieser Zeit nur Insider wie Michael Reschke, damals Technischer Direktor des FC Bayern, kannten. Und nachdem auch Schalkes neuer Trainer Domenico Tedesco und sein Assistent Peter Perchtold die Scouting-Analyse bestätigten, wurde beschlossen, Harit zu verpflichten. „Erst dann haben wir über Geld gesprochen”, verrät Heidel. Mit dem Ergebnis ist er mehr als glücklich: „Wir sind der Meinung: Amine zeigt in den ersten drei, vier Monaten genau das, was wir vorher in ihm gesehen haben.”

Nischen finden

Schalke muss bei seinem Scouting-System auch die Nischen finden. So werden außerhalb Europas auch eher exotische Ligen abgedeckt und in Europa neben allen größeren Spielklassen zudem auch noch die zweiten Ligen in England und Spanien. Harit war zwar schon in der ersten französischen Liga, hatte sich aber noch nicht so sehr in den Blickpunkt gespielt, weil seine Effektivität in Nantes (ein Tor/ eine Vorlage) noch nicht auf Top-Niveau war. „Wenn er 15 Tore geschossen hätte, hätte er 35 Millionen Euro gekostet und wäre nach Manchester oder Paris gewechselt”, verdeutlicht Heidel: „Wir müssen die Fantasie haben, dass sich ein Spieler noch entwickeln kann. Und bei Amine haben wir nicht den Eindruck, dass er schon an seinem Zenit ist.“

Datenbank für ablösefreie Spieler

Zweimal im Jahr trifft sich Schalke mit seinen 27 Talentspähern am großen Tisch, um die Ergebnisse auszuwerten. Dann werden auch Aufträge verteilt, auf welchen Positionen Bedarf ist und wie der entsprechende Spieler im Optimalfall auszusehen hat. „Es geht darum: Was wollen wir tun und welche Spieler suchen wir?“, erklärt der Manager. Eines der Projekte, an denen auch gerade gearbeitet wird: Eine Datenbank, in der alle ablösefreien Spieler verzeichnet sind. Auch in Japan und Kolumbien.