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FC Schalke 04: Ex-Stürmer Skrzybski trotz Abschied mit Liebesbeweis – „Man hört nicht auf, S04 zu mögen“

Nach der Abstiegssaison musste Steven Skrzybski den FC Schalke 04 verlassen. Dennoch liegt ihm sein Lieblingsverein weiterhin am Herzen.

© IMAGO / Fotostand

FC Schalke 04: Der lange und steinige Weg zurück nach oben

2021 war ein einschneidendes Jahr für Schalke 04. Der beispiellose finanzielle Niedergang der Vorjahre gipfelte im Horror-Abstieg. Rouven Schröder und Dimitrios Grammozis übernahmen die Mammutaufgabe, aus dem Scherbenhaufen einen Aufsteiger zu formen.

Der FC Schalke 04 ist sein Lieblingsverein, das erklärte Steven Skrzybski schon früh. Umso glücklicher war er dann, als die Königsblauen ihn 2018 von Union Berlin verpflichteten.

Doch auf eine erfolgreiche Zeit beim FC Schalke 04 kann der Stürmer nicht zurückblicken. Zu oft war Skrzybski verletzt und dann kam auch noch die Abstiegssaison dazu. Mittlerweile geht er bei Holstein Kiel auf Torejagd – und wie! Warum jetzt alles besser läuft und was er zu seinem Ex-Klub zusagen hat, erklärte der Angreifer im Interview mit DER WESTEN.

FC Schalke 04: Skrzybski mit Liebesbeweis

Was ihm gerade bei Holstein Kiel gelingt, elf Tore und sechs Vorlagen in 25 Pflichtspielen, hätte er sich auch beim FC Schalke 04 gewünscht. Allerdings machten ihm viele Verletzungen ein Strich durch die Rechnung. Im Gespräch mit DER WESTEN erklärt Steven Skrzybski, was bei den Kielern aktuell besser läuft als zu seiner Zeit in Gelsenkirchen.

Hallo Steven, die Länderspielpause steht an. Nach anstrengenden Wochen ist es jetzt auch sicherlich gut, ein bisschen durchschnaufen zu können, oder?

Steven Skrzybski: „Absolut. Ich glaube, die Pause im Winter war auch angenehm lang. Trotzdem waren die Wochen danach, vor allem bei kälteren Temperaturen, ein Stück anstrengender. Deshalb bin ich froh, eine Woche durchschnaufen zu können.“

25 Spiele, elf Tore und sechs Vorlagen: Das ist eine beeindruckende Bilanz. Wie zufrieden bist du persönlich mit deiner Saison?

Skrzybski: „Nach einer richtig starken Hinrunde ist es in der Rückrunde von den Torbeteiligungen ein bisschen weniger geworden, aber so Phasen gibt es. Ich denke, dass ich es trotzdem gerade ganz ordentlich mache und ich merke einfach den Rückhalt der Mannschaft und genieße es. Das ist auch der Grund, warum ich dem Team so helfen kann. Diesen Weg will ich auch so weitergehen.“

Schielst du auch auf die Torjäger-Kanone der 2. Liga? Tim Kleindienst hat da aktuell mit 19 Toren die Nase vorn. Aktuell bist du auf dem gemeinsamen dritten Platz mit Boyd, Kownacki und Leipertz. Glatzel hat zudem 16 Treffer.

Skrzybski: „Tim ist halt ein absoluter Ausnahmespieler für die 2. Liga. Die Qualitäten, die er hat, sind vielleicht einmalig. Er trifft mit links, mit rechts und mit dem Kopf. Er ist auch in einer Mannschaft, die aktuell nicht zu Unrecht da oben mitspielt. Meine Herangehensweise war allerdings nie, dass ich unbedingt treffen muss, damit ich die Torjägerkanone gewinne. Die oberste Prämisse ist vielmehr, dass wir als Mannschaft die Spiele gewinnen. Obendrein ist es für mich noch eine große Belohnung, wenn ich auch treffen kann. Es ist aber nicht so, dass ich sage: ich muss in jedem Spiel treffen. Der mannschaftliche Erfolg steht für mich über allem.“

So treffsicher wie du gerade bist, wärst du sicherlich auch gerne beim FC Schalke 04 gewesen. Wie traurig warst du über den Abgang von deinem Lieblingsklub im Sommer 2021?

Skrzybski: „Ich hätte es mir natürlich zugetraut, den Wiederaufbau mitzugestalten, denn ich bin überzeugt, dass ich der Mannschaft mit meinen Qualitäten hätte helfen können. Aber auf Schalke hatte ich leider immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Bei Holstein bin ich hingegen in der aktuellen Saison fast komplett verletzungsfrei geblieben, was mir und meiner Leistung natürlich sehr gut getan hat.“

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Du warst in der Abstiegssaison 2020/21 auch ein Teil des Teams, bist aber mehrere Monate aufgrund einer Bänderverletzung ausgefallen. Wie bitter war die Zeit damals für dich, deinen Mannschaftskollegen Woche für Woche zusehen zu müssen und im Abstiegskampf nicht helfen zu können?

Skrzybski: „Es ist immer schmerzhaft, wenn man selbst verletzt ist und nicht helfen kann. Das ist mit das Schlimmste, was ein Sportler erleben kann. Meine Verletzung habe ich damals im Januar erlitten und da hatten wir die ganze Rückrunde noch vor uns. Für mich war die dann aber schon so gut wie gelaufen. Das Gefühl, der Mannschaft nicht helfen zu können, muss ich sicherlich nicht beschreiben. Da weiß jeder selbst, wie schlimm das ist. In dem Fall war das natürlich besonders speziell, weil jeder weiß, was mir Schalke bedeutet.

Verfolgst du die Königsblauen noch? Glaubst du an den Klassenerhalt?

Skrzybski: „Absolut. Ich bin noch mit einigen Personen aus dem Verein in Kontakt. Nur weil man einen Verein verlässt, hört man nicht auf, ihn zu mögen. Ich freue mich, dass sie jetzt neben den sportlichen Erfolgen auch extrem viel Ruhe reinbekommen haben. Dann sieht man auch, was für eine Qualität der Kader hat. Leider war das nicht von Anfang an der Fall, aber sie haben die Kurve gekriegt. Damit haben vielleicht auch nicht alle gerechnet. Zudem sieht man auch, was für eine Kraft dieser Verein hat – insbesondere mit den Fans, die die Mannschaft bedingungslos nach vorne peitschen. Wenn man sich das Derby anschaut oder die Spiele davor: es ist nicht nur so, dass sie zu gewissen Momenten für Unterstützung sorgen , sondern sie sind immer da. Das ist ein Riesenfaustpfand, das Schalke im Abstiegskampf hat. Ich hoffe vor allem für die Fans, dass der Verein die Klasse hält .“

Vor einigen Wochen habe ich mich mit Timo Becker unterhalten, der seit dem Sommer bei Holstein Kiel ist. Er erzählte, dass du und Fabian Reese ihm den Empfang erleichtert habt. Wie schön ist es, beim neuen Klub auf ein bekanntes Gesicht zu treffen?

Skrzybski: „Ich hatte ja schon das Riesenglück, als ich zu Holstein Kiel gewechselt bin, auf Fabi (Reese, Anm. d. Red.) zu treffen, mit dem ich schon beim FC Schalke zusammen aufgelaufen bin. Mit Timo hatte ich mich zudem auch außerhalb des Platzes überragend verstanden. Als er dann den Weg hierher gefunden hat, war ich natürlich extrem froh, weil ich ihn sowohl als Mensch als auch als Fußballer sehr schätze. Diese Qualität brauchen wir hier bei Holstein Kiel. Ich als Mensch freue mich natürlich, dass ich jemanden wie Timo an der Seite habe, mit dem ich hervorragend klarkomme. Ich habe es ihm so leicht wie möglich gemacht. Aber auch die Mannschaft an sich macht es einem sehr leicht. Jeder, der ihn kennt, weiß, was für ein herzensguter Mensch er ist. Wir unternehmen auch immer wieder etwas gemeinsam.“

Schon bei S04 gute Freunde gewesen: Timo Becker (l.) und Steven Skrzybski (r.) Foto: IMAGO / Pakusch

Eine abschließende Frage noch für dich: Dein Vertrag in Kiel läuft noch bis 2024. Mit deinen guten Leistungen machst du auch auf dich aufmerksam. Träumst du vielleicht sogar von einer Rückkehr zum FC Schalke 04 oder in die Fußball-Bundesliga?

Skrzybski: „Ich habe festgestellt, dass man im Fußball immer in der Gegenwart bleiben und sich nicht auf die Vergangenheit beschränken sollte, was gut oder was schlecht lief. Ich hatte es ja schon angedeutet. Ich wusste damals auch auf Schalke, was noch alles passieren kann. Dann kam halt eine Verletzung, die mich zu einer knapp dreimonatigen Pause gezwungen hat. Deshalb ist es erstmal gut, mich auf diese Saison zu konzentrieren, diese noch so gut wie möglich zu bestreiten. Ich habe es noch nie geschafft, eine ganze Spielzeit durchzuspielen. Das ist ein Riesenziel von mir. Es ist ganz gut, wenn man sich nur darauf beschränkt. Ich habe in Kiel noch Vertrag bis 2024. Wir fühlen uns mit der Familie hier pudelwohl. Ich sage immer: wenn es der Familie gut geht, dann ist man als Sportler unfassbar erleichtert.“