Er gehörte zu den zahlreichen Abgängen des FC Schalke 04 in diesem Sommer: Marvin Pieringer. Nach seiner Leihe beim SC Paderborn in der vergangenen Saison war die Hoffnung groß, dass der Stürmer mit in die 2. Liga kommt.
Doch Pieringer entschied sich anders und wechselte zum Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim. Der Angreifer blickt im Interview mit DER WESTEN auf die anstehende Saison, seine Zeit beim FC Schalke 04 und spricht auch über eine mögliche Rückkehr zum Revierklub.
FC Schalke 04: Pieringer vor erster Bundesliga-Saison
2021 lieh der FC Schalke 04 Pieringer vom SC Freiburg aus. Mit den Königsblauen schaffte der Stürmer den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Dabei steuerte er zwei Tore und zwei Vorlagen in 26 Pflichtspielen bei. Doch der Traditionsverein plante nicht mit ihm. Der Angreifer wurde an den SC Paderborn verliehen.
Dort konnte er aufblühen und erzielte 14 Tore, bereitete zehn Treffer vor. Eine Verletzung in der Rückrunde verhinderte weitere Scorer. Schalke hatte das alles mitbekommen und war froh, einen Torjäger für die anstehende Saison zu haben – egal, in welcher Liga.
Am Ende stiegen die Gelsenkirchener ab. Doch Pieringer blieb nicht in der 2. Bundesliga. Stattdessen hat er beim Aufsteiger Heidenheim unterschrieben. DER WESTEN hat kurz vor Saisonbeginn mit ihm gesprochen.
Marvin, du bist in diesem Sommer zum 1. FC Heidenheim gewechselt. Wie liefen die ersten Wochen so bisher?
Marvin Pieringer: Wie es in so einer Vorbereitung meistens ist: extrem anstrengend. Die Jungs haben mich alle gut aufgenommen. Genauso wie das Trainerteam. Alle waren sehr nett von Anfang an. Ich habe mich direkt wohl gefühlt.
Dann auch noch in vielen Testspielen getroffen. Wie wichtig ist das fürs Selbstvertrauen?
Marvin Pieringer: In so einer Vorbereitung natürlich immer wichtig. Man hat einige Spiele und da muss man die Chance nutzen, sich zu zeigen. Das habe ich versucht und bin ganz zufrieden mit meiner bisherigen Leistung.
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Du hast jetzt schon eine beeindruckende Karriere mit 23 Jahren hingelegt. Von der Oberliga ging es in die Regionalliga. Dann ein paar Jahre in der 2. Liga und jetzt steht deine erste Bundesliga-Saison an: Wie groß ist die Vorfreude?
Marvin Pieringer: Die ist extrem groß. Auch bei uns aus der Mannschaft haben nicht so viele Bundesliga gespielt und daher ist das für uns alle ein richtig geiles Erlebnis, das jetzt auf uns zukommt. Vor ein paar Jahren war ich noch in der Oberliga und da war der Traum, Profifußballer zu werden. Dass es jetzt so weit gekommen ist, macht einen natürlich sehr stolz. Deshalb bin ich froh, dass es bald endlich losgeht.
Was sind deine persönlichen Ziele?
Marvin Pieringer: Einfach in der Bundesliga Fuß zu fassen. Ich will so viel spielen wie möglich. Ich will der Mannschaft mit so vielen Toren wie möglich helfen. Ganz oben steht natürlich auch der Klassenerhalt.
Du hast es gerade angesprochen. Auch für Heidenheim ist es die erste Saison in der Fußball-Bundesliga. Was braucht der Klub, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Marvin Pieringer: Was wir auf jeden Fall haben, ist die Euphorie. Wir haben alle große Vorfreude auf die Saison, weil es einfach was ist, was die meisten im Team nicht erlebt haben. Alle freuen sich. Wir müssen es den Gegnern dabei so schwer wie möglich machen. Die müssen spüren, dass wir zu Hause nichts zulassen wollen und die Punkte nicht so einfach abgeben werden.
Mit Tim Kleindienst hast du den besten Torschützen der vergangenen Zweitliga-Saison an deiner Seite. Wie lief die Vorbereitung bisher mit ihm?
Marvin Pieringer: Wir haben jetzt in der Vorbereitung viele Spiele zusammen vorne gespielt. Es hat sehr gut funktioniert. Warum dann auch nicht während der Saison?
Das hängt dann vom Trainer ab: Frank Schmidt. Seit 2007 ist er in Heidenheim. Das sind 16 Jahre! Wie hast du ihn bisher so kennengelernt?
Marvin Pieringer: Er ist ein extrem netter Mensch und sehr ehrgeizig. Er ist seit so vielen Jahren im Verein. Das schaffen sehr wenige Trainer. Wenn du so lange in einem Klub bist, musst du sehr viel richtig machen. Man sieht, dass der ganze Verein hinter ihm steht, und er steht hinter dem Verein. Es ist eine Geschichte, die es allgemein in der Fußball-Welt so nicht gibt. Es passt einfach: Frank Schmidt und Heidenheim. Da passt kein Blatt dazwischen.
Blicken wir mal auf deinen Abgang zurück. Kam eine weitere Saison in der 2. Bundesliga, in diesem Jahr, insbesondere dann mit Schalke, für dich überhaupt nicht infrage?
Marvin Pieringer: Ich bin jetzt nicht von vorneherein mit dem Wunsch auf Schalke zugegangen, dass ich weg will und in der Bundesliga spielen will. Es gab Gespräche mit den Verantwortlichen. Da hat sich einfach herauskristallisiert, dass sich die Wege im Sommer wohl trennen werden. Schalke hat nun mal einige Stürmer da vorne. Wie beispielsweise Simon Terodde oder Sebastian Polter. In den Gesprächen hat sich dann für mich einfach gezeigt, dass die Möglichkeit zu bleiben, nicht die Beste für mich wäre. Das haben wir dann auch offen kommuniziert und das war dann für alle ein positives Ende.
Pieringer: „Schalke gehört in die Bundesliga“
Nach deiner letzten Saison bei Paderborn haben viele Schalke-Fans gehofft, dass du bleibst. Hättest du dir auch selber gewünscht, zu bleiben?
Marvin Pieringer: Es hat sich durch die Gespräche in so eine Richtung entwickelt. Ich bin jetzt sehr froh, hier zu sein. Ich bin nah an meiner Heimat und bereue den Schritt auf gar keinen Fall.
Im Heidenheim-Kader gibt es mit Florian Pick einen weiteren Ex-Schalker. Habt ihr da auch schon ein bisschen über eure Zeiten auf Schalke miteinander gesprochen?
Marvin Pieringer: Wir haben mal kurz drüber gesprochen. Bei ihm ist es ja auch schon eine Weile her, als er bei Schalke gespielt hat. Es war jetzt nicht das Hauptthema in unseren Gesprächen.
Auch wenn es jetzt keine lange Zeit für dich auf Schalke war. Drückst du dem Verein in der 2. Liga die Daumen für den Wiederaufstieg? Du warst ja damals selbst beim Aufstieg dabei.
Marvin Pieringer: Absolut. Schalke ist einfach ein Verein, der in die Bundesliga gehört. Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück, vor 60.000 in der Veltins-Arena zu spielen. Das ist eine extrem geile Sache, wie die Fans da abgehen in der Nordkurve. Das ist fast einmalig in Deutschland. Es ist echt toll, wie die Fans die Mannschaft auch in der 2. Liga unterstützen. Natürlich drücke ich ihnen da auch die Daumen, dass es mit dem Wiederaufstieg klappt.
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Das ist jetzt natürlich ein bisschen gemein, nach einem Monat in Heidenheim so eine Frage zu stellen: Könntest du dir trotzdem vorstellen, irgendwann wieder im Schalke-Trikot auf Torejagd zugehen?
Marvin Pieringer: (lacht) Dazu habe ich mir jetzt keine Gedanken gemacht. Ich habe hier in Heidenheim einen langfristigen Vertrag unterschrieben und bin froh, hier zu sein. Da kann ich im Moment nichts zu sagen.