- Für den ehemaligen Schalker Merlin Baus scheint in den USA die Sonne
- Sein Stipendium wird von der Uni bezahlt
- Vermittelt hat dies ein anderer Ex-Schalker
Gelsenkirchen/Dorsten.
Als der FC Schalke 04 vor viereinhalb Jahren mit einem Sieg im Endspiel gegen Bayern München Deutscher A-Jugend-Meister wurde, stand Merlin Baus gemeinsam mit Sead Kolasinac in der Startelf. U19-Cheftrainer Norbert Elgert hatte den defensiven Mittelfeldspieler vom BVB nach Schalke gelotst.
Der damals 17-Jährige sah bei den Königsblauen die bessere Perspektive, um sich den Traum vom Profifußball zu erfüllen. Er schaffte aber nur den Sprung in die U23, ins Regionalliga-Team. Weil er in seiner ersten Saison nur auf zehn Einsätze kam, nur viermal in der Startelf stand, wechselte er 2013 zum damaligen Oberligisten TuS Heven. „Irgendwann bist du auf dem Markt dann nicht mehr gefragt“, sagt er. Merlin Baus brauchte also einen Plan B.
Jetzt scheint für den 23-Jährigen die Sonne. Und das nicht nur jeden Tag am Strand von San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien. Er kickt in den USA in der College-Liga, hat seit kurzem einen Platz an der University San Diego, einer katholischen Privatuniversität.
Wer kann sich für ein Stipendium bei Ihnen bewerben?
Jan Driessen: Generell kann sich jeder Leistungsfußballer bewerben, der zumindest Fachabitur hat, oder bereits eingeschriebener Student ist. Dann prüfen wir im Einzelfall, ob mit dem akademischen Hintergrund eine Spielberechtigung für den Collegesport erteilt werden kann und laden den Spieler nach positiver Einschätzung dann zu einem Sichtungstermin ein, bevor weitere Schritte eingeleitet werden.
Wie ist Ihre Agentur den Bewerbern behilflich?
Driessen: Wir verstehen uns als Full Service Agentur und bieten den Kunden alle Dienstleistungen, die notwendig sind, um ein Fußballstipendium in den USA zu erhalten. Als Agentur sind wir auf die Vermittlung von Fußballstipendien spezialisiert und gehen bei der Arbeit genau auf die Anforderungen und Bedürfnisse von Trainern und Spielern ein.
Wie groß sind die Chancen, tatsächlich ein Stipendium zu bekommen?
Driessen: Jeder Spieler, der leistungsorientiert Fußball spielt und die akademischen Anforderungen erfüllt, hat Chancen auf ein Fußballstipendium. Letztendlich variiert die Höhe des Stipendiums je nach sportlichem und akademischen Hintergrund des Spielers und dementsprechend auch der Eigenanteil, der vom Spieler zu leisten ist. Die Spieler erhalten nach den Sichtungsveranstaltungen ein detailliertes Feedback, in welchem Bereich sie ein Fußballstipendium in den USA erwarten dürfen.
Sie haben selbst für die Schalker U19 und Schalke II gespielt. Eine schöne Zeit?
Driessen: Ja, zwischen 2003 und 2007 habe ich in der U19 und in der U23 von Schalke 04 gespielt. Mit Norbert Elgert und Mike Büskens habe ich unter hervorragenden Trainern trainiert und wahnsinnig viel lernen können. Von meinem Torwarttrainer Lothar Matuschak konnte ich sowohl sportlich als auch menschlich eine Menge mitnehmen. Mit Lothar stehe ich auch heute noch regelmäßig in Kontakt und bin zudem immer noch mit einigen Mitspielern aus dieser Zeit gut befreundet. Insgesamt war das sicherlich die schönste und lehrreichste Zeit meiner aktiven Laufbahn. (kiko)
Soccerships, eine Dorstener Agentur, die vom ehemaligen Schalker Nachwuchstorwart Jan Driessen geleitet wird, vermittelte Merlin Baus eines der heiß begehrten Fußball-Stipendien in den USA (siehe Zweittext). Seit 2014 ist er in den Vereinigten Staaten zu Hause. Vor seinem Wechsel an die Westküste nach San Diego studierte Merlin Baus vier Semester „Business Management“ an der Virgina Tech. Die Gebühren für sein Studium liegen derzeit bei 48000 Dollar (circa 43000 Euro) pro Jahr und werden in Form eines Fußballstipendiums von der Universität übernommen. „Die Kosten variieren von Uni zu Uni“, sagt er.
Erfolge der Fußballmannschaft bedeuten aber an jeder Universität Prestige. Deshalb suchen die Coaches weltweit nach den besten Spielern und bieten diesen einen Kostenerlass in Form eines Fußball-Stipendiums. Fußball ist am College in den USA ein so genannter „seasonal sport“. Die Saison wird im Herbstsemester gespielt.
Auswärtsspiel in 4000 Kilometern
„Im Schnitt treten wir dann zu zwei Spielen pro Woche an“, sagt der ehemalige Schalker. Ein Auswärtsspiel kann schon mal in 4000 Kilometern Entfernung stattfinden. Die Flugzeit: knapp sechs Stunden. Reisestress gehört also zum All-Inklusive-Paket dazu. Die Meister der Staffeln treten im Anschluss zur Endrunde an.
Natürlich gibt es auch im Wettkampf der Universitäten Topteams und eben auch Mannschaften, die weniger gefürchtet sind. „Im Durchschnitt würde ich von gutem deutschen Oberliga-Niveau sprechen“, sagt Merlin Baus. Generell sei der Spielstil sehr von Physis, von hoher Laufintensität und Körpereinsatz geprägt. „Auf Taktik wird hier nicht so viel Wert gelegt“, sagt er.
Einer seiner neuen Teamkollegen, Djordje Babic, hat übrigens auch schon für Schalke gespielt. Auch Babic wurde vor vier Jahren mit der Schalker U19 Deutscher Meister. So trifft man sich eben wieder.
Das Studium bereitet Merlin Baus bislang keine Probleme. Darf es auch nicht. Besteht der 23-Jährige die Klausuren nicht, darf er auch nicht spielen. Das sieht die Spielordnung des Collegesportverbandes NCAA so vor. „Die Belastung ist schon hoch, aber ich habe es mir ja so ausgesucht und bin dankbar für diese Chance“, sagt der gebürtige Bochumer. Die Vorlesungen werden ausschließlich auf Englisch gehalten. „Man gewöhnt sich schnell daran“, sagt er. Genauso wie an den Strand von San Diego.
Seinen Traum vom Profifußball hat er aufgegeben. Merlin Baus setzt jetzt andere Prioritäten. Er will nach seinem Studium im Job erfolgreich sein. Ob in Deutschland, oder in den USA, lässt er aber noch offen.