Lukas Podolski reagierte auf der Pressekonferenz der DFB-Elf gereizt. Der Nationalspieler will nicht als EM-Maskottchen wahrgenommen werden.
Ascona.
Lukas Podolski ließ wieder ein Feuerwerk der Sprüche los, aber beim Wort „Maskottchen“ gefror seine Miene zu Eis. „Ich finde das total respektlos! Ich habe über 100 Länderspiele absolviert, das habe ich nicht verdient“, sagte der 127-malige Nationalspieler angriffslustig und mit fester Stimme.
Bei Podolskis erstem Auftritt im stickigen Pressezelt der deutschen Weltmeister in Ascona war die Stimmungskanone plötzlich geladen. „Ich kann alle Diskussionen um meine Person verstehen. Nur ‚Maskottchen‘ gehört da nicht hinein. Das ist unverschämt, mich so zu bezeichnen.“
Podolski, der am Donnerstag vergangener Woche Galatasaray Istanbul zum türkischen Pokalsieg (1:0 gegen Fenerbahce) geköpft hatte, hält die Kritik an seiner Person ohnehin für völlig überzogen. „Ich hatte eine gute Saison in der Türkei, mit vielen Toren, vielen Assists (Anm. d. Red.: 17 Tore/9 Assists) und dem Pokalsieg als Krönung. Ich komme topfit zur Nationalmannschaft und kann bei meinem siebten Turnier mit meiner Erfahrung helfen“, sagte der frühere Bundesligaprofi, der sich am Bosporus wohlfühlt. Deshalb sei entgegen aller Spekulationen auch ein Vereinswechsel vom Tisch. „Stand heute: Ich bleibe bei Galatasaray.“
Podolski traf zuletzt Anfang 2015 für die Nationalelf
Podolski hat sein erstes Länderspiel am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern gegen Ungarn (0:2) bestritten. Am Samstag, seinem 31. Geburtstag, wiederum gegen Ungarn, könnte er Nummer 128 folgen lassen. Für die EM in Frankreich hat er nur ein Ziel: „Wir wollen Europameister werden. Dem müssen sich alle 23 Spieler unterordnen. Ich hoffe natürlich, dass ich dazu beitragen kann.“
Auch würde er gerne den ehemaligen DFB-Kapitän und früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann (fünf Tore) als deutschen EM-Rekordtorjäger ablösen, aber das sei für dem viermaligen Torschützen bei den Auflagen 2008 und 2012 nicht das primäre Ziel.
Schließlich hat er seit dem 25. März 2015 nicht mehr für die DFB-Auswahl getroffen. Sein letztes Spiel über 90 Minuten datiert vom 14. November 2014 – gegen Gibraltar. Seitdem wurde der Edeljoker für zehn Spiele nominiert, in denen er nie von Beginn an und insgesamt nur 115 Minuten spielte.
Löw gestattet Babypause
Ob seine Einsatzchancen nach dem EM-Aus für Marco Reus, der ebenfalls ein Kandidat für die offensive linke Seite war, gestiegen sind, wollte er nicht beurteilen: „Der Bundestrainer weiß, was er an mir hat.“
Wichtiger noch als der Titel ist für Podolski aber seine Ehefrau Monika, die in Köln jeden Moment ihr zweites Kind erwartet. „Ich warte jederzeit auf ihren Anruf. Dann mache ich direkt den Abflug.“ Das O.k. von Bundestrainer Joachim Löw für eine kurze Babypause hat er bereits eingeholt. (sid)