Nach der Niederlage gegen Augsburg sahen sich Borussia Dortmund und vor allem Trainer Jürgen Klopp enormer Kritik ausgesetzt. Es wird sich noch auszahlen, dass der Verein diesem Druck Stand hielt. Ein Kommentar.
Essen.
In den vergangenen Wochen wurde zur Hatz auf das waidwunde Wild geblasen. Spät, sehr spät. Im Bundesliga-Dschungel geht es ja gewöhnlich rau zu. Wer als Trainer einmal, zweimal verliert, der gibt sich quasi selbst zum Abschuss frei. Dass Jürgen Klopp fast eine ganze Hinrunde lang trotz schlimmer Darbietungen seiner Mannschaft nur selten ins Visier genommen wurde, lässt sich allein darauf zurückführen, dass auch Jäger über ein Gedächtnis verfügen und sensibel sein können. Klopp? Ist das nicht der Mann, der Dortmunds Borussia zu Titeln und sogar ins Finale der Champions League geführt hat?
Genau. Weil es aber auch zum Beginn der Rückrunde nicht weniger schlimm lief, wurde eben doch geblasen. Klopp, ein Trainer, dem der Erfolg abhanden gekommen ist, ein Trainer also, der die Pöhlerkappe nehmen sollte. Warum? Dafür mussten Gründe gefunden werden. Hier eine Auswahl. Der von Klopp verordnete Spielstil sollte nicht mehr funktionieren. Obwohl, gegen Arsenal zum Beispiel funktionierte er nahezu perfekt. Klopp sollte die Spieler nicht mehr erreichen. Obwohl, Anzeichen dafür gab’s keine. Klopp sollte den Klub in eine kritikresistente Sekte verwandelt haben. Obwohl, in Krisenzeiten eng zusammen zu rücken, ist natürlich generell besser als Hauen und Stechen.
Der BVB lässt sich in der Trainerfrage nicht beirren
Nach dem Sieg gegen Freiburg werden die Waffen erst einmal geschultert werden. Auch das gehört zu den Gepflogenheiten im Dschungel. Gerade galt das Wild noch als waidwund, im nächsten Moment richtet es den Platzhirschkopf auf und verunsichert mit selbstbewusstem Blick den Jäger. Rational ist das alles nicht erklärbar. Wer die Ära Klopp nach der Niederlage gegen Augsburg ausläuten wollte, der sollte nach dem Freiburg-Sieg selbstverständlich weiterhin die Sektenführerdämmerung beschwören.
Aber, egal. Der BVB lässt sich in der Trainerfrage richtigerweise ohnehin nicht beirren. Und dafür, dass die einstigen Dauererfolge der Persönlichkeit (nicht dem Fußballlehrer) Klopp auch nicht rundum gut getan haben, sind die ungerechtfertigten Tiefschläge ja eigentlich sogar recht human ausgefallen.