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Nach Götze-Verletzung – Dr. Schubert erklärt den Muskelfaserriss

Nach Götze-Verletzung – Dr. Schubert erklärt Muskelfaserriss

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Foto: imago
Spielt er, oder spielt er nicht: Mario Götze befindet sich nach seinem Muskelfaserriss wieder im Lauftraining. Aber reicht es für das Finale der Champions League BVB gegen Bayern München? Was ist bei einem Muskelfaserriss generell wichtig? Welche Gefahren lauern? Was kann man selbst tun? Dr. Joachim Schubert erklärt in seiner Kolumne die Verletzung.

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Läuft Mario Götze für den BVB gegen Bayern im Finale der Champions League auf? Derzeit herrscht Optimismus, in der kommenden Woche soll Götze wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Doch was ist ein Muskelfaserriss überhaupt? Wie entsteht eine solche Verletzung und wie äußert sich diese? Sportmediziner Dr. Joachim Schubert aus Bochum erklärt den Muskelfaserriss in seiner Kolumne.

Wie kommt es zu einem Muskelfaserriss?

Ein Muskelfaserriss entsteht, wenn die Elastizitätsgrenze von Muskelfasern oder von einem Muskelbündel überschritten wird. In der Regel findet das bei einem gesunden Muskel sehr selten statt. Ein Faserriss kann entstehen, wenn der Muskel stark übersäuert, also stark übermüdet ist, wenn der Muskel einen Vorschaden (alter Riss mit Narbenbildung) hat, wenn eine Fehlbelastung durch zum Beispiel eine Blockierung im Rücken oder Becken vorliegt oder der Muskel durch eine Ferneinwirkung (zum Beispiel eine entzündete Zahnwurzel) geschädigt wird (in diesem Fall siedeln sich Bakterien im Muskel ab und machen ihn „weich“).

Wo kommt ein Muskelfaserriss am häufigsten vor?

Betroffen sind meist die Muskeln, die besonders hoher Schnellkraft mit schneller Dehnung ausgesetzt sind. Beim Fußballspieler oder Kurzstreckenläufer, Hürdenläufer und allen Springsportarten sind dies die sogenannten Hamstrings, also die rückseitigen Oberschenkelmuskeln und die Wadenmuskeln. Faserrisse in Armmuskeln kommen selten bei entsprechenden Sportarten wie Tennis, Basketball und Handball vor.

Spürt man es sofort, wenn eine Muskelfaser reißt? Was sollte man umgehend tun?

Einen Faserriss bemerkt man sofort: ein Reißen oder Stechen, meist recht schmerzhaft, mit einem sofortigen Funktionsverlust der Muskulatur. Man hat dies bei Mario Götze im TV gesehen, da er schnell mit dem Finger auf die betroffene Stelle zeigte. Für die Erstbehandlung gilt die PECH-Regel: Pause-Eis-Compression-Hochlagern.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie als Arzt und wie lange dauert es, bis die Verletzung auskuriert ist?

Der Arzt untersucht mit seinen Fingern den Muskel, ergänzend wird die Sonographie oder auch die Magnetresonanzttomographie (MRT) eingesetzt.

Im Profisport beginnt die Behandlung sofort. Der Arzt injiziert Enzyme oder pflanzliche Wirkstoffe, man beginnt mit Lymphdrainage und manueller Therapie, nach wenigen Tagen Schonung startet die Krankengymnastik, ergänzt durch Ultraschall-, Elektro- oder Magnetfeldtherapie. Bei kleineren Faserrissen kann der Sportler schon nach 8-10 Tagen die ersten lockeren Laufeinheiten durchführen. Er wird kontinuierlich vom Sportarzt und Sportphysiotherapeuten betreut und täglich untersucht. Ärzte wie der Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt haben durch jahrzehntelange Erfahrung ausgezeichnete Erfolge, heißt, der Spieler ist schnell wieder fit; das kann nach zwei bis drei Wochen sein.

Gibt es sinnvolle Präventionsmaßnahmen, die man selbst beachten sollte?

Besser ist es jedoch, durch gute Prävention und Prophylaxe zu verhindern, dass ein Faserriss entsteht. Vom regelmäßigen Besuch beim Zahnarzt bis zur konsequenten Überprüfung des Zustandes der Muskeln durch einen erfahrenen Physiotherapeuten, die regelmäßige Leistungsdiagnostik, die Aussagen zur Belastbarkeit der Muskulatur macht, und engmaschige Laborkontrollen muss alles organisiert werden, damit dem Sportler ein Schicksal wie jetzt bei Mario Götze erspart bleibt. Das Wichtigste ist die Eigenverantwortung des Spielers. Entsprechende Lebensführung, regelmäßiges Krafttraining, richtiges Dehnen (nicht Überdehnen) und das vorgegebene Aufwärmprogramm – das muss er selbst leisten, sonst nützt die beste medizinische Betreuung nichts. (we/dihei)