Liverpool, Bayern, Frankfurt, Leicester, Freiburg, Hannover – eine unvollständige Liste von Klubs, deren Fans in Sevilla bereits unter aggressiven und willkürlichen Maßnahmen der spanischen Polizei leiden mussten. Auch Anhänger von Borussia Dortmund waren 2010 betroffen.
Im Oktober 2022 spielte der BVB nun erneut beim FC Sevilla. Diesmal blieb es ruhig. Ein Wunder – schaut man hinter die Kulissen. Diesen Einblick gibt Borussia Dortmund nun in einem Video, das den Abteilungsleiter Fanangelegenheiten und sein Team begleitete. Dort werden erneut heftige Vorwürfe gegen die Polizei geäußert.
Borussia Dortmund beklagt erneute Polizeiwillkür in Sevilla
Das „Estadio Ramon Sanchez Pizjuan“ ist ein wenig gastfreundlicher Ort. Regelmäßig beklagen Gästefans aus anderen Ländern Aggressionen und Drangsalierungen durch die örtliche Polizei. Auch bei Dortmunds Gastspiel im Oktober kam es wieder zu Polizeiwillkür, wie nun ein BVB-Video offenbart.
Der Klub begleitete Björn Hegemann, Abteilungsleiter Fanangelegenheiten beim BVB, beim Auswärtstrip nach Sevilla. Hegemann war selbst Opfer von Polizeigewalt, als er den BVB 2010 als Fan nach Sevilla begleitete.
Böse Erinnerungen an 2010
Damals wurden viele friedliche Fans ohne Vorwarnung verprügelt. Es gab zahlreiche Verletzte und Berichte über erniedrigende Polizeimaßnahmen. Wer sich wehrte oder nur am falschen Ort stand, wurde per Schnellverfahren ins Gefängnis gesteckt. Der Eklat schlug hohe Wellen. Geändert hat sich in Sevilla jedoch offensichtlich wenig. Fans anderer Vereine ereilte in den folgenden Jahren ein ähnliches Schicksal und auch beim BVB-Spiel gab es in dieser Saison wieder Probleme.
Die Polizei genießt bei Heimspielen des FC Sevilla Hausrecht im Stadion. Der Polizeichef selbst hat das absolute Kommando. An den Sicherheitsbesprechungen von Heimverein, Gast-Delegierten, Uefa und Co. vor dem BVB-Spiel nahm dennoch kein Polizeivertreter teil. Keine Zeit, ließ sie verlauten.
BVB-Mitarbeiter und Anwälte entsetzt über Polizeichef
Einmal mehr wurde der Eindruck erweckt, dass die Polizei in Sevilla wenig Interesse an diplomatischen Lösungen hat. Schon vor der Ankunft der Fans folgten weitere Probleme. Auf Anweisung des Einsatzleiters wurden Hegemann und seine Kollegen aus dem Sicherheitsbereich, den alle Fans durchlaufen müssen, verbannt. Dort wollten sie bei Problemen deeskalierend eingreifen, hatten entsprechende Akkreditierungen. „Das ist mir noch nie passiert“, sagt er. Ein Satz, den man an diesem Tag noch öfters hören sollte.
Im Gästeblock ordnete die Polizei plötzlich an, alle Fans sollten sich hinsetzen – und zwar auf ihnen zugewiesenen Plätzen. „Auch das ist bei Auswärtsspielen nicht üblich“, erklärt Hegemann. „Der Beobachter der Uefa ist auch not amused über das, was mit uns und Borussia Dortmund hier gemacht wird.“
Vor dem Anpfiff erreichte die Lage die nächste Stufe. Aus Unmut gegenüber den BVB-Beauftragten verbot der Polizeichef ihnen komplett den Zutritt zum Gästebereich. „Wir sind im Prinzip handlungsunfähig. Das ist ein totales Scheißgefühl.“
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Am Ende verliefen An- und Abreise und das Spiel friedlich. Das lag laut Hegemann vor allem am vorbildlichen Verhalten der Fans. „Die wissen, was hier schon bei kleinen Konflikten passiert.“ Später stellte er über das Verhalten des Polizeichefs klar: „Das geht aus politischen und organisatorischen Gründen gar nicht. Ich bin froh, wenn wir hier die nächsten Jahre nicht mehr spielen. Man kann sich auf Versprechen einfach nicht verlassen.“
Noch deutlicher wurde der anwesende neutrale Fananwalt Moritz Tauschwitz, der das Verhalten des Polizeichefs als „willkürlich und rechtswidrig“ bezeichnete. Einen Verweis aus der Sicherheitszone und schließlich dem gesamten Gästebereich habe auch er „noch nie erlebt“. Zum Video geht es hier.