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Der Mann mit der Mütze bleibt unvergessen

Der Mann mit der Mütze bleibt unvergessen

Düsseldorf. 

Helmut Schöns Körperhaltung drückte irgendwie immer auch Demut vor dem Fußball aus. Leicht gebeugt – so ist der Weltmeistertrainer von 1974 vielen in Erinnerung. Und natürlich auch wegen des Kopf-Utensils, das dem vor 100 Jahren – am 15. September 1915 – in Dresden geborenen einstigen Bundestrainer den Beinamen „der Mann mit der Mütze“ einbrachte. Oben ohne war Schön fast nicht vorstellbar.

Glaube an das Gute im Menschen

Als Helmut Schön am 23. Februar 1996 in Wiesbaden im Alter von 80 Jahren starb, würdigten ihn nicht nur langjährige Weggefährten wie Uwe Seeler, der damals „einen wirklich guten Freund“ verlor. Berti Vogts sprach seinerzeit einen Satz aus, der Schöns Wirken extrem gut widerspiegelte: „Eine Prämisse habe ich von ihm übernommen: Nur an das Gute im Menschen zu denken.“

Es waren augenscheinlich auch immer die Sympathie für andere und die menschliche Wärme, die Helmut Schön noch heute unvergesslich machen. Nein, ein Lautsprecher der Szene war er nie. Zumeist sprach er leise, wirkte nachdenklich, galt nicht nur im Deutschen Fußball-Bund als „der Sensible aus Sachsen“. Das Zirzensische des Fußballs war ihm nicht geheuer: Er war ein Idealist, der ein Elitedenken überhaupt nicht mochte.

Höchst elitär indes waren Helmut Schöns Erfolge als einer der erfolgreichsten Landestrainer weltweit. WM-Zweiter 1966 in England, WM-Dritter vier Jahre später in Mexiko, Europa-Champion 1972, Weltmeister 1974 in Deutschland mit der unvergesslichen Bayern-Achse Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller. Das waren Erfolge des „Langen“, die seinen Ruhm maßgeblich begründeten, obwohl er bei vielen auch als zu abwägend, zu betulich und zu bedächtig galt – das Klischee vom Zauderer haftete ihm an.

Ein Vertreter des Risiko-Fußballs war Helmut Schön nie. Und seine Länderspielbilanz spricht noch heute dafür, dass er vieles in seiner Laufbahn als DFB-Trainer und Nachfolger Sepp Herbergers richtig gemacht hatte: In 139 Begegnungen mit Schön auf der Bank oder an der Seitenlinie gab es 87 deutsche Siege bei 31 Unentschieden und lediglich 21 Niederlagen. Gerd Müller sagte nach Schöns Tod, er sei „ein wunderbarer Mensch“ gewesen. Und der einstige DFB-Präsident Egidius Braun meinte über Schön: „Sein Lebenswerk ist Legende geworden.“

Der DFB verabschiedete Schön am 15. November 1978 in Frankfurt offiziell. Udo Jürgens widmete ihm aus diesem Anlass das Lied „Der Mann mit der Mütze“ – danach ging Helmut Schön still nach Haus.