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Als Udo Lattek bei Rot-Weiss Essen unterschrieb

Als Udo Lattek bei Rot-Weiss Essen unterschrieb

Rot-Weiss Essen sorgte in der Saison 1975/76 nicht nur mit dem achten Platz für Aufsehen. Schon bevor das erste Saisonspiel angepfiffen wurde, beherrschte der Klub die Schlagzeilen. Protagonist in der Bundesliga-Klamotte war Udo Lattek. Nachdem er bei Bayern München im Frühjahr 1975 entlassen worden war, heuerte Lattek in Essen an. Der große Lattek beim kleinen RWE? Es sollte trotz Vertragsunterzeichnung doch nicht dazu kommen. Lattek bleibt bis heute der einzige Essener Trainer, der nie auf der Bank saß. Als sich nämlich Hennes Weisweiler entschied, seine Fohlen in Mönchengladbach allein zu lassen und von der Borussia zum FC Barcelona zu gehen, holte Gladbachs Manager Helmut Grashoff Lattek zum Bökelberg. „Was würden Sie machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad und einem Mercedes hätten?“, begründete Lattek seine Entscheidung. Gladbach soll 25 000 Mark dafür an RW Essen überwiesen haben. Statt Lattek kam Ivica Horvat, der bis dahin beim Revierrivalen FC Schalke 04 tätig war, an die Hafenstraße.

Und mit dem neuen Trainer Lattek ging es genau so erfolgreich bei den Borussen weiter, wie es vorher unter Weisweiler gelaufen war. Lattek setzte auf eine verstärkte Abwehr. Am Ende der Saison hatten die Gladbacher mit 66 Treffern zwar 20 Tore weniger erzielt als ein Jahr zuvor, doch mit 45:23 Punkten feierten die Borussen die Deutsche Fußball-Meisterschaft. Vier Zähler vor dem Hamburger SV und fünf Punkte vor dem FC Bayern.

Bei den Münchnern saß Dettmar Cramer auf der Trainerbank. Nach dem enttäuschenden zehnten Platz in der Saison 1974/75 sollte Cramer die Star-Truppe natürlich wieder an den Borussen vorbei zur Meisterschaft führen, doch daraus wurde nichts. Immerhin ließen es die Bayern am letzten Spieltag noch einmal richtig krachen. 7:4 endete die torreiche Begegnung mit Hertha BSC. Fünf Treffer steuerte Gerd Müller in seinem 350. Bundesligaspiel bei. Vor heimischem Publikum gelang ihm dabei sein 300. Tor.

In der Torschützenliste reichte es für den „Bomber der Nation“ trotzdem nicht zum ersten Platz. Endlich hatte es nämlich für Klaus Fischer vom FC Schalke 04 für die Kicker-Torjägerkanone gelangt. Zuletzt war er meist auf dem zweiten oder dritten Rang gelandet, diesmal ließ er mit 29 Treffern die Konkurrenz weit hinter sich. Berlins Erich Beer und Bayerns Müller teilten sich mit 23 Toren Platz zwei.