Essen. Der Handball-Supercup wird 30 Jahre alt. Ab Donnerstag kämpfen Schweden, Dänemark, Norwegen und Deutschland in Köln, Halle und Hannover um den Sieg. Wir bieten einen Rückblick auf Anekdoten und Kuriositäten.
Heiner Brand war von Anfang an dabei: Als 1979 in Dortmund der erste Supercup über die Bühne der Westfalenhalle ging, dirigierte er als „Chef” die Abwehr der deutschen Handball-Nationalmannschaft, die sich mit einem 15:13-Finalsieg über Rumänien die Trophäe holte. Jetzt dirgiert er als Bundestrainer das ganze Team, wenn es ab Donnerstag in Köln, Halle/Westfalen und Hannover gegen Norwegen, Schweden und Dänemark antritt. Auch wenn beim Supercup nicht immer nur ganz große Handballgeschichte geschrieben wurde: Vor allem die deutsche Auswahl lieferte in den 30 Jahren seit dessen Einführung zahlreiche Anekdoten und Episoden. So manche Entwicklung der Nationalmannschaft nahm hier ihren Anfang.
„Magier” Vlado Stenzel, der mit dem WM-Sieg der deutschen Mannschaft 1978 in Dänemark einen Anstoß zur Einführung des Turniers geliefert hatte, trat 1981 bei der zweiten Auflage als Titelverteidiger an. Aber zwischen Trainer und Mannschaft gab’s damals bereits erste Differenzen. Mit einem Großteil „seiner” alten Weltmeister – unter ihnen Heiner Brand, Arno Ehret und Erhard Wunderlich – erreichte Stenzel zwar erneut das Finale, aber dort verloren die Gastgeber in der mit 11 000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllten Westfalenhalle mit 11:15 gegen die UdSSR.
Rücktrittswelle vor der WM
Was damals niemand ahnte: Das Turnier, gedacht als Vorbereitung auf die Heim-WM 1982 im eigenen Lande, war Stenzels letzter (Teil-)Erfolg als Bundestrainer. Wenige Monate vor dem WM-Auftakt trat ein Großteil der Stammspieler, darunter Jimmy Waltke und Arno Ehret, aus der Nationalmannschaft zurück. Unter anderem nahmen sie Stenzel übel, dass er bei einem Vorbereitungslehrgang nicht erschienen war, weil er sich lieber um die Vermarktung von Wurstprodukten unter seinem Namen kümmerte.
Stenzels „Not-Team” beendete die WM auf Platz sieben. Und unmittelbar danach ergab eine Abstimmung unter den Spielern das Ergebnis 16:0 – gegen den Kroaten.
Junioren triumphieren über A-Team
Nachfolger Simon Schobel erlebte beim nächsten Supercup eine ganz schwarze Stunde. Im November 1983 verlor die A-Nationalmannschaft, angetreten unter anderem mit Andreas Thiel, Uwe Schwenker und Frank Damann, mit 14:16 gegen die eigene B-Auswahl. Die bestand überwiegend aus Junioren wie Martin Schwalb, Rüdiger Neitzel, Walter Schubert und Stephan Schoene und wurde trainiert von Horst Bredemeier.
Die Folge: Schobel baute seine A-Auswahl um die Jungspunde herum neu auf und nannte sie die „Glücksgeneration”. Ihr Glück bestand allerdings vor allem darin, dass der Ostblock die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles boykottierte, wo die neuformierte DHB-Auswahl Silber gewann. Das war aber auch schon alles an Erfolgen . . .
Das Rätsel des Petre Ivanescu
Bei der WM 1986 in der Schweiz folgten der Abstieg in die B-Gruppe und der Abschied für Schobel. Neuer Bundestrainer wurde Petre Ivanescu, mehrfacher Meistermacher beim VfL Gummersbach und Tusem Essen.
Sein Ziel: Direkte Rückkehr zur A-WM. Und tatsächlich ließ sich das Unternehmen blendend an. Als „Generalprobe” für die B-WM 1989 in Frankreich trat Ivanescus Nationalteam beim Supercup 1987 an – und gewann. Final-Ergebnis: 20:18 nach Verlängerung über die UdSSR. Alles super? Von wegen! In Frankreich stieg das Team sogar in die internationale C-Klasse ab. Ivanescu heute: „Wie das passieren konnte, ist mir ein Rätsel geblieben.”